Rosenkavalier: Subtiles Kammerspiel

(c) Fotos: Salzburger Festspiele/Monika Rittershaus
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Der jüngste Salzburger „Rosenkavalier“ ist auf DVD erschienen.

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Der „Rosenkavalier“ gehört ja zu den Stücken, die man Regisseuren lieber nicht anvertraut; zumindest nicht, wenn sie für ein Repertoire-Haus zu arbeiten haben. Über Jahrzehnte hat sich bei diesem Werk die Ästhetik der (von Max Reinhardt überwachten) Uraufführungsproduktion erhalten; in Salzburg stand sie bei den Festspielen bis zur – in Wahrheit auch nur die Urversion variierenden – Karajan-Produktion auf dem Programm. Auch in Wien steht mit Otto Schenks Inszenierung ein sanftes Derivat zur Verfügung und feierte soeben unter Kirill Petrenko fröhliche Auferstehung. Bei Festspielen kann man sich freilich erlauben, auch Regie-Kommentare umzusetzen, die nur ein Publikum goutieren kann, die das „Original“ gut kennt. Das war so bei Wernicke und Robert Carsen, deren „Deutungen“ man in einem Repertoirehaus nicht zulassen dürfte, die aber im Ausnahmezustand eines Festspielsommers durchaus ihren Sinn hatten. 2014 aber kam Altmeister Harry Kupfer und bewies: Man kann auch einen „Rosenkavalier“ wirklich neu inszenieren, ohne Hofmannsthals Ästhetik und der Musik von Richard Strauss Gewalt anzutun. In den ungemein schönen und stimmungsvollen Bühnenbildern von Hans Schavernoch, die virtuos mit projizierten Veduten des Ringstraßen-Wien spielen, ereignete sich ein psychologisch fein verästeltes Kammerspiel, wie es dem Dichter vorgeschwebt hat; und wie es von der Musik so häufig zugedröhnt wird, wenn die Darsteller überhaupt versuchen, eine Hofmannsthal-Komödie statt eines nachwagnerischen Musikdramas auf die Bühne zu bringen.

Ohne Kürzungen. Dank Franz Welser-Mösts und der Wiener Philharmoniker wurde auch die Klangkulisse dem feinsinnigen Theater gerecht. Von der klugen Regie profitierten Weltklassesänger wie Krassimira Stojanova, die sich ihr Debüt als Marschallin wohl nicht besser betreut hätte wünschen können, Sophie Koch, deren Porträt des Rosenkavaliers noch ausgefeilter wirkte als je zuvor, und der neue Ochs auf Lerchenau Günther Groissböck, der sich gleich in die erste Reihe der heute auf einer bedeutenden Bühne möglichen „Ochsen“ katapultierte. Sein Startvorteil: Er hat jetzt anders als fast alle Mitbewerber wirklich die ganze Partie drauf, denn in Salzburg spielte man das Werk erstmals ohne Kürzungen. Auch das ist ein Grund für Kenner, diesen „Rosenkavalier“ genau zu betrachten: Man hört Text- und Musikpassagen, die bisher nie gespielt und gesungen wurden und die zum Verständnis der Charaktere der Komödie allerhand beitragen . . . s

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