Béla Bartók: Der trotzige Ungar

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Béla Bartóks Gesamtwerk, exzellent aufbereitet auf 32 CDs.

Mit einigen wenigen Werken – voran dem virtuosen „Konzert für Orchester“ – hat sich Béla Bartók im internationalen Repertoire bleibend verankert. Dieses Werk – ebenso wie etwa das „Dritte Klavierkonzert“ – können Veranstalter getrost ansetzen, ohne dass eine Karte unverkauft bliebe; vorausgesetzt, die Interpretennamen ziehen. Dass mit der Musik Bartóks Staat zu machen ist, auch dann, wenn sie nicht durch konsequenten Zuspruch des Publikums als „verträglich“ geadelt wurde, beweist die vorliegende Edition des Gesamtwerks. Aus dem Katalog von Decca und Deutsche Grammophon erstellte man eine Anthologie, die sich hören lassen kann. Die Dirigentenliste reicht von Sir Georg Solti und Pierre Boulez bis Antal Dorati und Iván Fischer, die Solistenriege führt Martha Argerich an, wobei die Gesamteinspielung des Klaviersolowerks durch Zoltán Kocsis und die sechs Streichquartette, gespielt vom TakácsQuartett, das Rückgrat der Sammlung bilden. Beide, Kocsis wie das TakácsQuartett, verstehen sich auf den scharf geschliffenen Tonfall, den Bartóks Musik in den frühen, trotzigrevolutionären Stücken wie im scheinbar abgeklärten „Spätstil“ braucht, um ihre Dynamik zu entfalten. Vor allem gelingt es diesen Interpreten – wie auch den meisten der genannten Dirigenten mit ihren Orchestern –, das neue Schönheitsideal der musikalischen Moderne in Bartóks Formulierung hörbar zu machen: Manche Dissonanzen entfalten bei entsprechender Betonung ihres Ausdrucksgehalts im kompositorischen Kontinuum tatsächlich wohligwarme, konsonante Qualität. Ohne diese Tugend ist adäquate BartókInterpretation nicht möglich. Auf den letzten drei CDs in der Box, quasi als Qualifikatoren enthalten, sind die drei Klavierkonzerte in der Interpretation durch Géza Anda und Ferenc Fricsay sowie hochexpressive pianistische Glanzleistungen von Andor Földes, Julius Katchen und Swjatoslaw Richter.

„Alles von Bartók“, das Gesamtwerk des Komponisten auf 32 CDs.
„Alles von Bartók“, das Gesamtwerk des Komponisten auf 32 CDs.(c) Beigestellt

Aufregendes Hörabenteuer. Bartóks große Oper, „Herzog Blaubarts Burg“, ist in der längst historischen, aber bis heute unerreicht dichten Aufnahme durch Christa Ludwig, Walter Berry unter István Kertész zu hören. Und die kaum bekannten Frühwerke muss hören, wer die eigenwillige Mixtur aus Klangsinnlichkeit und klarer, an akribisch erforschten ungarischen und slawischen Volksgesängen orientierter Direktheit verstehen will, die das gesamte Schaffen dieses Meisters prägt. Sie macht auch die kleinen und kleinsten Piecen zu spannenden Momenten – und die gesamte Box zu einem einzigen, aufregenden Hörabenteuer. (Decca)

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