Kunst in Würfeln am Millstätter See

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Unternehmer Erwin Soravia hat in seiner Kärntner Heimat von Hans Hollein Ateliers für Maler, Bildhauer und Musiker errichten lassen. Für die kurze Zeit einer Ausstellung sind sie jetzt öffentlich zugänglich.

Erwin Soravia sagt gern Sätze wie „Du kannst nicht in einer Einbahnstraße leben“. Oder: „Du kannst nicht nur nehmen, du musst auch geben.“ Da spricht eine gute Kinderstube aus ihm. Aber auch der Esprit des Machers. Den lebt der Spitzenunternehmer ebenso in seiner Freizeit, speziell in seiner Heimatgemeinde Millstatt, wo er im Sommer mit seiner Familie viel Zeit verbringt. Als Bauherr setzt er hier eine Landmark nach der anderen – meist gegen den Widerstand der Hüter regionaler Baukultur. „Am liebsten würde ich hier fünf Pritzker-Preisträger bauen lassen“, sagt er.

Erwin ist der Jüngere der beiden Soravia-Brüder. Zusammen mit Bruder Hanno hatte er Ende der 1980er die in den Bereichen Immobilienentwicklung und Unternehmensbeteiligung tätige Soravia Group gegründet. In der Kulturszene haben sich die Brüder 2003 mit dem Sponsoring von Hans Holleins umstrittenem Flugdach vor der Albertina verewigt. Dieses trägt ganz offiziell den Namen „Soravia-Wing“ (wie übrigens auch eine 2008 gegründete zur Holding gehörende Luftfahrt-GmbH). Dem ging eine 29%ige Beteiligung am 2001 privatisierten Dorotheum voraus. Und mit dem Wiederaufbau der abgebrannten Sophiensäle (Fertigstellung 2013), der neben Wohnungen auch Künstlerateliers sowie eine private Kunsthalle vorsieht, setzen die Soravias ein weiteres Zeichen im Kultursektor.

Das Faible für die Schnittstelle von Architektur und Kunst lebt vor allem Erwin Soravia auch privat aus. „Das ist eine persönliche Leidenschaft: Ein architektonisches Statement, um zu zeigen, dass es am See nicht nur Jahrhundertwende-Architektur gibt.“ Nach dem spektakulären Erweiterungsbau der Familienvilla durch Coop-Himmelb(l)au-Architekt Wolf D. Prix und unrealisierten Themenparkplänen mit Stararchitektin Zaha Hadid ist Soravias jüngstes Projekt ein Stipendienprogramm samt Künstlerresidenz am gegenüberliegenden Südufer in Spittal.

Mit der Planung der Ateliers – ein Maleratelier in Würfelform, ein Bildhaueratelier in Gestalt eines schräg gelegten Würfels und ein fünfeckiges Musikeratelier – wurde Hollein beauftragt. Das benachbarte Strandrestaurant in Form eines abgeschnittenen liegenden Kegels gab es als Draufgabe. Hollein arbeitete ausschließlich mit Industrie- und Leichtbaumaterialien wie opaken Hohlstegplatten oder Polyester, die minimalistische Rahmenkonstruktionen umhüllen. Ein zylindrischer Literatenturm soll später errichtet werden.

Einen Testdurchlauf gab es vorigen Sommer. Die Künstlerauswahl traf Ex-Szenegaleristin Lisa Kandlhofer aus ihrem Programm. Mit einer ziemlich disparaten Ausstellung der damals entstandenen Arbeiten – überwiegend Malerei – öffnet man die Räume nun für kurze Zeit für die Öffentlichkeit. Ansonsten ist Publikum unerwünscht. „Die Künstler sollen ungestört arbeiten können“, sagt Marion Soravia. Die aktuelle, von Musik- und Kunstkurator Edek Bartz getroffene Künstlerauswahl ist experimenteller und triftiger: Neben dem britischen Performancekünstler Jeremy Deller werden u.a. auch der junge Nick Oberthaler und die deutsche Malerin Silke Otto-Knapp hier arbeiten.

Warum Soravia das alles macht? „Für uns ist es eine schöne Möglichkeit, den Künstlern näherzukommen. Die eigentliche Motivation ist, Kunst von jemandem zu kaufen, den ich kenne.“ So wird also auch die Sammlung erweitert, wobei sich Marion und Erwin Soravia zur Impulsivität bekennen. Schließlich lässt er sich doch einige Namen entlocken: West, Brandl, Kogler, Schiess. „Aber auch viele andere. Ich sammle, was mir gefällt: Servierwagerl, Bosse-Figuren und Viechtauer Vögel.“

bis 3.8., Grossegg 15b, Spittal/Drau, täglich: 10–18h, www.soart.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2012)

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