Leipziger Hermann-Nitsch-Aktion findet "zensuriert" statt

Leipzig verbietet HermannNitschAktion
Leipzig verbietet HermannNitschAktion(c) EPA (Gero Breloer)
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Die geplanten Schlachtungen für das "Orgien Mysterien Theater" wurden untersagt. Auf der Bühne dürfe man nur "verzehrfähiges Fleisch" verwenden.

Das "3-Tage-Spiel - Das Orgien Mysterien Theater" von Hermann Nitsch am kommenden Wochenende, dem 21. bis 23. Juni, kann in Leipzig doch stattfinden, wenn auch  "schwer zensuriert". Das sagte Rita Nitsch gegenüber DiePresse.com. Kurz vor Beginn hieß es seitens der Hermann Nitsch Foundation, die Kunstaktion müsse abgesagt werden. Die Aktion im Centraltheater findet jedoch statt. Fraglich ist, ob mit oder ohne Tierkadaver. 

"Nitsch möchte es auf keinen Fall absagen", sagte eine Sprecherin der Hermann Nitsch Foundation. Der Startschuss zur Aktion werde wie vorgesehen mit einem Orchesterkonzert am heutigen Freitagabend fallen.

Tiere dürfen nicht gegessen werden

Alle Genehmigungen seien vorgelegen, so Rita Nitsch. Allerdings sei es aus hygienischen Gründen nicht erlaubt worden, die Tiere hinterher zu essen, "wie wir das immer tun."

Während der Generalprobe am Donnerstag sei ein Schreiben des Oberbürgermeisters von Leipzig, Burkhard Jung, an den Intendanten des Schauspiel Leipzig, Sebastian Hartmann, eingetroffen. Darin wurde die Schlachtung untersagt. "Das Schlachten von Wirbeltieren zum Zwecke der Verwendung dabei gewonnener Erzeugnisse als 'besondere Requisiten' ist als 'Töten' einzustufen", heißt es in dem Brief. Die Tötung mehrerer Tiere zum Zweck der Bereitstellung von Requisiten für eine Kunstaktion sei "nicht gerechtfertigt": "Aus den vorgenannten Gründen untersage ich Ihnen den Bezug und die Verwendung von Tierprodukten im Rahmen der Hermann-Nitsch-Inszenierung '3-Tage-Spiel' des Centraltheaters, deren Bereitstellung die Tötung von Tieren eigens für diese Inszenierung voraussetzt."

Nur "verzehrfähiges Fleisch" auf der Bühne

Mit diesem korrekt zitierten Passus habe man die Aktion keineswegs verbieten wollen, betonte der Sprecher der Stadt Leipzig, Matthias Hasberg, am Freitag. "Fleisch auf der Bühne geht grundsätzlich - aber es muss verzehrfähiges Fleisch sein", verwies er auf die rechtlichen Bestimmungen des Tierschutzes. Auf die Anfrage des Theaters hin habe das zuständige Veterinäramt noch vor Weihnachten über diese Bestimmungen des Tierschutzgesetzes aufgeklärt.

Demnach dürften Tiere nur aus einem "vernünftigen Grund" vom Menschen getötet werden - worunter der Gesetzgeber in der allgemeinen Auffassung keine Kunstaktion verstehe. Das von Nitsch für seine Aktion vorgesehene Rind und die drei Schweine dürften mithin nicht eigens für das Drei-Tage-Spiel getötet werden. Dass man im Handel Gedärme oder Fleisch kaufe, dagegen spreche hingegen nichts, unterstrich Hasberg: "Wenn Nitsch dies tut, geht es in Ordnung." So sei nun mal die rechtliche Lage: "Die Kunst ist frei - aber im Rahmen der Gesetze."

Rita Nitsch widerspricht dieser Version. "Gestern wurde die Aktion definitiv untersagt", so die Gattin des Künstlers. Ihr Mann habe einen ganzen Stier beim Schlachthof bestellt, nun - nach Absage und Doch-Erlaubnis - werde man wohl keinen passenden Tierkadaver finden. Die Aktion bestehe aber ohnehin aus mehr als aus den vieldiskutierten blutigen Teilen. So treten etwa 50 Musiker und Akteure auf.

Protest gegen die Aktion

Widerstand gegen die Aktion regt sich auf Facebook: Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz ruft am Samstag zur Demonstration gegen "Das Orgien Mysterien Theater" auf.

Für Rita Nitsch ist der Protest unverständlich. "Die Tiere werden jetzt nicht wieder zum Leben erweckt", nur weil Hermann Nitsch sie nicht in der Aktion verwenden dürfe, sagt sie. In der Gegend würden täglich tausende Schweine geschlachtet, "vielleicht sollten die Menschen darüber nachdenken, wenn sie drei Mal am Tag Fleisch essen". Man habe jedenfalls die Anwälte eingeschaltet.

(APA/her)

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