Was bleibt von Claudia Schmied?

Josef Ostermayer
Josef Ostermayer (c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Der Medienspezialist Josef Ostermayer (SP) scheint die besten Chancen für die Übernahme des Kulturressorts zu haben.

In den Koalitionsspielen der letzten Tage war die Kultur – wie meist in solchen Fällen – ein Nebenthema: Der wichtigste Kandidat für die Nachfolge von Bildungsministerin Claudia Schmied (S) scheint Staatssekretär Josef Ostermayer zu sein – ein Medienspezialist, er gilt als zäher Verhandler und rechte Hand von Kanzler Faymann. Faymann möchte Ostermayer ungern ziehen lassen, dieser aber wünscht sich ein Ministeramt, wie es heißt. Auch andere Personen, die nun fürs Kunstressort genannt werden, sind bisher nicht durch Kulturaffinität aufgefallen: Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (Lehrerdienstrecht) etwa. Neos-Chef Matthias Strolz will die Bildung schnappen und hat eine theatralische Ader: Er spricht gern mit den Händen. Na dann! Auch die strukturelle Diskussion rund um die Kunst ist nicht neu: Gehört sie zur Wissenschaft, zum Unterricht, gar zur Bildung oder eben ins Kanzleramt? Der ehemalige Kunststaatssekretär Franz Morak (VP) war immerhin Burgschauspieler, sein SP-Pendant Peter Wittmann Anwalt.

Was bedeutet der Politik die Kunst? Die frühere Wiener Kulturstadträtin Ursula Pasterk sprach vom Ideologieressort Kultur. Wie geht das mit der Freiheit der Kunst zusammen? Egal. „Wir Staatskünstler“ ist ja inzwischen auch kein Schimpfwort mehr, sondern ein beliebtes Kabarett. So ändern sich die Zeiten. Ein eigenes Kulturministerium, wie es z.B. Rudolf Scholten gefordert hat? Unrealistischer denn je.

Was bleibt von der Kunstministerin Claudia Schmied? Sie wirkt sympathisch, aber weitergebracht hat sie nicht viel. Der größte Flop war ihr kostspieliger Museumsdialog, zu dem Experten nach Wien eingeflogen wurden, Ergebnisse gab es kaum.

Am nachhaltigsten wirken Schmieds Personalentscheidungen: Dominique Meyer, Franz Welser-Möst für die Staatsoper, Sabine Haag für das Kunsthistorische Museum (nach erfolglosem Werben um Max Hollein), Karola Kraus für das Mumok – und viele Vertragsverlängerungen: von Matthias Hartmann (Burgtheater) über Dominique und Robert Meyer (Volksoper) bis Klaus A. Schröder (Albertina). Zuletzt hat Schmied noch die Salzburger-Festspiel-Baustelle bereinigt: Die Berufung Markus Hinterhäusers ab 2017 könnte wohl zehn Jahre halten. Der Gerichtsstreit mit Ex-MAK-Chef Peter Noever (letzte Forderung: 450.000 Euro) bleibt dem Nachfolger oder der Nachfolgerin. Schmied agierte parteitreu: Sektionschefs wie Andrea Ecker, Michael Franz sind der SP zuzurechnen. Wie vergangene und wohl auch künftige Kulturminister zeigte sich Schmied gern bei Events, in Salzburg, bei Berlinalen, Biennalen etc. In Wahrheit war sie meistens mit den Lehrern beschäftigt. Erfolgreicher als in den Verhandlungen mit diesen war Schmied auf dem Jugendsektor mit der Einführung des Gratiseintritts in die Museen für unter 19-Jährige.

Warum warf Schmied das Handtuch? Da gibt es viele Gerüchte. Das pikanteste: NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll habe sie bekämpft, seit sie ihn einen Macho genannt hat – ein völlig aus der Luft gegriffener Vorwurf, oder?

E-Mails an: barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2013)

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