Pure Schönheit und der Spieltrieb

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Salzburgs österliche Kunstmesse Art & Antique lockt mit allem, was edel und teuer ist.

Schönheitssinn und kunstvoll arrangierte Dramaturgie des Sehens regieren bei Art & Antique, heuer charmant mit Hang zum Spielerischen gemischt. „Den können Sie nicht dirigieren, der singt, was er will“, sagt die Hüterin der Sammlung des Technischen Kunsthandels Kling, als Dresdens Staatskapellmeister Christian Thielemann, Herr über die Osterfestspiele, einen Vogel bewundert, der trällernd aus einer güldenen Spieldose hochflattert.

Anspruchsvoll-kostbare Unterhaltung ist mancherorts in den Sälen der Residenz zu bestaunen. Lilly's Art kontrastiert Kleinodien alter Pendeluhren subtil mit abstrakter Kunst.

In solchem Spannungsfeld ist allerhand zu entdecken. Beginnend mit den sensationellen Fundstücken, die Senger aus Bamberg mitgebracht hat. Möbel, Skulpturen, im Zentrum ein prächtiges Antwerpener Altarretabel im Stil des Meisters von 1518. Spalier stehen 13 Nothelfer, der vierzehnte hat sich im Lauf der Historie verflüchtigt.

Juwelen einer Diva

Erhalten sind diese Skulpturen so exzellent wie die staunenswerten, in Elfenbein und Nuss filigran gearbeiteten Figurengruppen aus dem Kreis um Simon Troger – Rarissima allesamt; wobei sich, versteckt neben wunderbaren Kästen, Stühlen, Tischen die Nothelfer noch einmal finden, bei Anton Figl, alle 14 und, auch nicht alltäglich, als Gemäldesujet. Kontraste: Klimt, Moll, Kolo Moser und Co. (bei Schütz) blicken auf Andy Warhol (bei Hartinger). Harmonien: Von den Köchert-Juwelen steigt man über die Treppe hinab zu Anne Pálffys alten Schmuck-Trouvaillen. Apropos, in einiger Entfernung bietet Lokalmatador Ulf Englich den Wienern Paroli und zeigt funkelnde Colliers aus dem Nachlass der Operndiva Ljuba Welitsch. Osterfestspiele, einmal anders.

Bei Wienerroither und Kohlbacher verweilt man fasziniert vor einem bemerkenswerten Versuch Pablo Picassos, drei Linolschnitte zu vereinen und nachzubearbeiten – eine für die Zeit (1964) im Schaffen dieses Meisters ungewöhnlich konsistente, starke Arbeit, kontrastiert durch einen nicht minder eindrucksvollen „Akt im Grünen“ Ferdinand Hodlers (1,15 Mio Euro).

Kostbar und rar auch Wohnkunst auf dem edel bestückten Stand von Franke (Bamberg), voran ein 1720 in England vergoldetes, elegantes Lackkabinett; oder bei Madero und Bichler: das 1940 für Svensk Tenn entworfene Cabinet von Josef Frank mit 13 Laden aus unterschiedlichen Hölzern (38.000 Euro).

Ludwig E. Wimberger setzt den Kontrapunkt mit einer wiedergefundene Krippe aus der Tiroler Werkstatt Johann Nepomuk Giners – fast 150 Figuren bevölkern das Riesenformat (280 mal 160!), das wohl nur für Weihnachtsfeiern bei Schlossbesitzern infrage kommen dürfte.

Zum Thema Menschenauflauf: Er herrscht selbstverständlich auf dem Wiener Stephansplatz, wenn Oskar Laske ihn malt; das wunderbare Frühwerk findet sich bei Zetter – nebst prächtigen Jugendstil- und Art-déco-Stücken, wobei Powolnys origineller, höchst indigniert blickender „afrikanischer Putto“ einen weiteren Beitrag zum Thema Humor bietet.

Wiener Werkstätte im Silberglanz

Zetters atemberaubend schönem, versilberten Josef-Hoffmann-Lockenpokal begegnet übrigens Kohlhammer mit einem vergoldeten Silberarmband, das Hoffmann ebenfalls für die Wiener Werkstätte entworfen hat (78.000 Euro); im MAK findet sich dazu ein Gegenstück; im Handel kaum . . .

Liebhaber kostbarer Viennensia freuen sich über Carl Molls Innenansicht von St. Peter mit zwei geschäftigen Ministranten (um 245.000 Euro bei Freller). Ein wenig weiter südlich werfen wir mit Tina Blau einen Blick über ein sonnendurchflutetes Perchtoldsdorf (Giese & Schweiger, 95.000 Euro). In weitere Fernen schweifen die sorgfältig ausgewählten Asiatika von Blue Elephant. Herbert Bieler, erstmals bei der Salzburger Messe, breitet uns zu alledem wertvolle Orientteppiche aus. . .(„Art & Antique“, bis 21. 4., täglich 10 bis 18 Uhr in der Salzburger Residenz. Info: www.artantique-residenz.at)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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