Albertina: Kunstfälscher Beltracchi „enthüllte“ falschen Pechstein

Wolfgang und Helene Beltracchi in der Sendung
Wolfgang und Helene Beltracchi in der Sendung "Markus Lanz"(c) Imago
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Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder ist empört über die öffentlichkeitswirksame Inszenierung des Fälschers: „Ich verachte das!“

Der verurteilte Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi hat seine Biografie geschrieben und tourt mit dieser durch Talkshows. Am Donnerstag erklärte er in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“, dass auch in der Albertina eine seiner Fälschungen hänge. Dies war auch der Fall, bestätigt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, es handelte sich um einen Frauenakt von Max Pechstein in der Ausstellung „Expressiv!Die Maler der Brücke“ 2007. Der Expressionismus-Experte Hermann Gerlinger habe das Pechstein-Gemälde „um teures Geld gekauft“, so Schröder, ein „Liegender Frauenakt“, der als Pendant zu einem berühmten Aquarell erschien, aber bald als Fälschung entlarvt war.

Der Unternehmer und Sammler Gerlinger trug fast 1000 Kunstwerke zusammen, die er der Stiftung Moritzburg in Halle an der Saale als Dauerleihgabe überließ. Beltracchi war 2011 in einem der größten Kunstfälscher-Prozesse der Welt nach dem II. Weltkrieg wegen gewerbsmäßigem Betrug, der einen Schaden von bis zu 50 Millionen Euro verursacht haben soll, zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. „Einen solchen Menschen genial zu nennen, finde ich absolut degoutant“, ärgert sich Schröder. Ihm eine Bühne zu geben, bedeute, dass man Gelehrten und Wissenschaftlern „eins auswischen will“, aber es sei nun einmal so, auch Gelehrte und Wissenschaftler können irren. Das ändere nichts an der Reputation von Persönlichkeiten wie Hermann Gerlinger oder dem Picasso-Experten Werner Spies, der allerdings Echtheitszertifikate für sieben Fälschungen Beltracchis ausgestellt hat.

Wie gibt es solche Irrtümer? „Das ist wie der tote Winkel beim Auto“, sagt Schröder: „Es klingt für Außenstehende seltsam, aber die Erkenntnis von Fälschungen ist oft eine Gratwanderung. In dem Augenblick, wo man eine Ahnung hat, oder von anderer Seite ein Schatten des Zweifels auf die Echtheit eines Bildes fällt, sieht man genauer hin und es ist einem klar: Dieses Bild ist nicht echt.“

Beltracchi, der heuer im Jänner aus der Haft entlassen wurde, ist indessen dabei seine Geschichte verfilmen zu lassen, denn diese sei „reif für Hollywood“, davon ist er überzeugt. Über sein 600-Seiten-Buch „Selbstporträt“ befand die Berliner „taz“, es sei „länglich“: „Beltracchi verkörpert die unangenehme Seite des Hippietums der Kulturrevolutionäre der 1968er Jahre, knattert mit einer Harley durch die Gegend und behandelt Frauen wie ein klassischer Macho.“

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