Essl Museum schließt, Sammlung künftig im Künstlerhaus

Das Essl-Museum in Klosterneuburg.
Das Essl-Museum in Klosterneuburg.(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Das Essl Museum stellt seinen Ausstellungsbetrieb ein. Die Schließung schmerze "bis in die tiefste Seele", sagt Sammler Karlheinz Essl. Kulturminister Josef Ostermayer lehnte eine Mitfinanzierung ab.

Das Essl Museum in Klosterneuburg stellt mit 1. Juli 2016 den Ausstellungsbetrieb ein. Die Finanzierung sei trotz aller Bemühungen nicht mehr möglich, sagte Karlheinz Essl am Dienstag anlässlich der Presseführung zur Schau "Body & Soul", die am Abend eröffnet wird. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) kündigte an, die Sammlung werde auch künftig zu sehen sein: "Das Wesentliche ist: Die Sammlung, insbesondere jene der Kunst nach 1945, bleibt erhalten und wird auch in Zukunft ausgestellt - wenn auch nicht mehr in Klosterneuburg, sondern im Künstlerhaus in Wien." Ab Ende 2018 sollen Teile aus der Sammlung Essl im Wiener Künstlerhaus gezeigt werden.

In dem Essl Museum ist die vom österreichischen Unternehmer Karlheinz Essl senior und seiner Frau Agnes zusammengetragene Sammlung zeitgenössischer Kunst ausgestellt. Das Museum war aufgrund der finanziellen Probleme der Baumax-Kette von Museumsgründer Essl in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Der Unternehmer Hans Peter Haselsteiner hatte sich schließlich über eine Stiftung an der Kunstsammlung Essls beteiligt und einen "sparsameren Museumsbetrieb" angekündigt. Im Vorjahr sagte er, der Museumsbetrieb sei ohne Hilfe von Land und Bund nicht aufrechtzuerhalten.

66 Millionen Euro aus Auktion

Haselsteiner hatte über seine Familien-Privatstiftung 60 Prozent an der Kunstsammlung Essls erworben, 40 Prozent blieben bei der Familie Essl.

Sammlung Essl

Die im Lauf der Jahrzehnte aufgebaute Sammlung des Baumax-Gründers wuchs auf 7000 - auch internationale - Werke an und bildet das österreichische Kunstgeschehen seit 1945 ab. Der deutsche Kunsthistoriker Wieland Schmied (1929-2014) attestierte der Kollektion eine "Vollständigkeit, die nirgends sonst zu finden ist".

Das vom österreichischen Architekten Heinz Tesar geplante Essl Museum mit 3200 Quadratmetern Ausstellungsfläche wurde als eines der ersten Privatmuseen im deutschsprachigen Raum im November 1999 feierlich eröffnet.

Zudem wurden 40 Kunstwerken aus der Sammlung versteigert. Der Erlös - die Auktion brachte rund 66 Millionen Euro - sollte teilweise für die Refinanzierung der Rettung der großen Kunstsammlung vor den Ansprüchen der Gläubigerbanken der angeschlagenen Baumarkt-Kette Baumax, teilweise zur Finanzierung des Betriebs des Essl Museums verwendet werden, hieß es damals.

Museum bleibt Depot für Sammlung

Die Sammlung Essl bleibt von der Schließung des 17-jährigen Ausstellungsbetriebs unberührt, sagte Karlheinz Essl am Dienstag. Das Museum werde weiterhin als Depot für die Werke genutzt, Archiv, Restaurierung und Technik bleiben - mit vier Mitarbeitern - ebenso erhalten wie der internationale Leihverkehr.

Die übrigen der insgesamt 42 Mitarbeiter verlieren allerdings ihren Job, bedauerte der Sammler, der seinem hervorragenden Team dankte. Um einen besseren Übergang dafür zu schaffen, neue berufliche Herausforderungen zu finden, sei die Schließung des von Architekt Heinz Tesar geplanten Hauses um ein Quartal hinausgezögert worden.

Ostermayer lehnte Mitfinanzierung ab

Das Land Niederösterreich wäre bereit gewesen, einen "wesentlichen Beitrag" für den Betrieb zu leisten, wenn der Bund im selben Ausmaß eingestiegen wäre. Ostermayer habe aber abgelehnt, so Essl (angedacht war eine Finanzierung zu je einem Drittel).

Dass ihn die Schließung seines Privatmuseums "bis in die tiefste Seele schmerzt, ist klar", sagte Essl. Von persönlicher Enttäuschung über das Scheitern der Finanzierungspläne wollte er nicht sprechen, sondern er sah im Aus für den Ausstellungsbetrieb eine "Missachtung der österreichischen Kunst".

"Es geht nicht um unsere Befindlichkeiten, wir sind nur die Sammler", so Essl. Aber es gehe eine Kernstätte österreichischer Kunst bzw. auch der aktuellen Kunstszene verloren, die fehlen werde. Wenn der Staat meine, das Museum sei nicht notwendig für die Gesellschaft, dann habe der Staat das zu verantworten.

Künstlerhaus statt Klosterneuburg

Dem hielt der Kulturminister entgegen, "dass erstens die österreichische Kunst nicht missachtet, sondern in vielfältiger Weise gefördert wird, und dass die Sammlung Essl auch in Zukunft ausgestellt und den Menschen zugänglich gemacht wird".

Das Konzept habe seit längerem vorgesehen, dass Haselsteiner "das Künstlerhaus saniert und die Kunst nach 1945, der wesentliche Teil der Sammlung Essl, in Zukunft, nach der Sanierung des Künstlerhauses, in Kooperation mit der Albertina ausgestellt werden soll. Die Sammlung bleibt also erhalten."

An der im Dezember 2015 gegründeten Künstlerhaus Besitz- und Betriebs GmbH hält die Haselsteiner Familien-Privatstiftung 74 Prozent. Die Stiftung von Haselsteiner, der sich im Ausland befindet und nicht erreichbar war, soll rund 30 Millionen Euro für die Sanierung des Künstlerhauses und etwa 700.000 Euro jährlich für die Erhaltung und den Betrieb aufbringen. Auf etwa 50 Prozent der nach der Sanierung verfügbaren Ausstellungsflächen soll die Albertina wechselnde Ausstellungen gestalten. Durch die Basisabgeltung der Albertina trage der Bund künftig auch zur Finanzierung der öffentlichen Präsentation der Sammlung Essl bei, sagte Kulturminister Ostermayer. "Wenn ein zusätzlicher Bedarf ist, werden wir auch darüber Gespräche führen."

Ostermayer hat mit Essl selbst nie verhandelt

Mit Haselsteiner habe es mehrere Gespräche gegeben, so Ostermayer, mit Essl nie. "Es hat ein Ansuchen an die Sektion gegeben", so der Minister. "Wir haben dort einen Beirat, und der Beirat hat die Förderung für den laufenden Betrieb abgelehnt, hat aber empfohlen, dass für die Vermittlungstätigkeit im Museum eine Förderung gegeben wird. Das war im Dezember letzten Jahres. Es hat darauf nie eine Reaktion gegeben".

Für den Kunststandort Österreich sei die beabsichtigte Schließung des Museumsbetriebs in Klosterneuburg mit Anfang Juli "natürlich bedauerlich, aber man muss auf der anderen Seite sagen: Es war eine private Initiative und das Problem ist ja nicht durch die Sammlung oder durch den Betrieb des Museums entstanden, sondern weil die Baumax-Kette ins Trudeln geraten ist."

Letzte Ausstellung und "open days" im Essl

Nach der Eröffnung von "Body & Soul" wird am 4. Mai mit "Die Sammlung eSeL", einem partizipativen Ausstellungsprojekt von Lorenz Seidler, noch eine allerletzte Ausstellung im Museum Essl eröffnet, Konzerte und Lesungen stehen ebenfalls noch auf dem Programm.

Vom 25. bis 30. Juni sollen dann "open days" bei freiem Eintritt die letzte Möglichkeit geben, das Museum zu besuchen.

Kritik aus Kunstwelt

Die Österreich-Präsidentin des Internationalen Museumsrats ICOM, Danielle Spera, zeigte sich entsetzt: "Alle zuständigen Stellen sind angesichts dieser Entwicklung dazu aufgerufen, alles in ihrer Macht stehende zur Rettung des Museums zu unternehmen", so die Direktorin des Jüdischen Museums Wien. "Es darf nicht sein, dass in Österreich erstmals ein großes und so wichtiges Haus schließen muss, ganz abgesehen davon, dass 40 Museumsmitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren."

Als einen schweren Einschnitt sowohl für die österreichische Museumslandschaft als auch für die internationale Sichtbarkeit der heimischen Künstler bezeichnete Rainer Fuchs, stellvertretender Direktor des Mumok, die Schließung: "Unter anderem durch die Einbeziehung internationaler Kuratoren und die Förderung osteuropäischer Talente hat das Haus eine kontinuierliche, international ausgerichtete Arbeit geleistet."

(APA)

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