Liegestütze auf dem Altar: Prozess in Saarbrücken

Künstler Alexander Karle (Archivbild).
Künstler Alexander Karle (Archivbild).(c) imago/Becker&Bredel
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Dem Künstler Alexander Karle wird Religionsstörung vorgeworfen.

Vor ungefähr einem Jahr betrat der Künstler Alexander Karle die katholische Kirche St. Johann in Saarbrücken, stieg über die rote Kordel, die den Altarraum abtrennt, bestieg den barocken Altar und machte darauf 27 Liegestütze. Die Betenden in der Kirche zeigten keine Reaktion.

Das Video dieser Aktion mit dem Namen „Pressure to Perform“ (Leistungsdruck) zeigte er im Fenster eines Kunstzentrums. Dadurch wurde offenbar die Kirche auf die Aktion aufmerksam, sie schaltete die Polizei ein. „Auch der christliche Glaube darf erwarten, dass respektvoll mit ihm umgegangen wird“, sagte der Pfarrer und sprach von „Provokation und Verunglimpfung“. Die Staatsanwaltschaft beantragte tatsächlich beim Amtsgericht wegen Störung der Religionsausübung und Hausfriedensbruch eine Strafe von 1500 Euro. Karle legte Einspruch ein, heute, Dienstag, beginnt der Prozess.

Der 1978 geborene Karle, der an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken studiert hat und einige Kunstwerke in den öffentlichen Raum gestellt hat – etwa eine Holzskulptur namens „Karli“ –, hat den Prozess zur öffentlichen Ausstellung erklärt und via Facebook zum „Screening: Pressure to Perform“ eingeladen. Denn, so Karle: „Neben der Vorführung des Videos ,Pressure to Perform‘ wird entschieden, ob es sich hierbei um eine Straftat handelt oder ob wir in einer Demokratie das Recht haben, durch künstlerische Interventionen unsere Meinung frei auszudrücken.“ In einem lokalen Nachrichtenportal versicherte Karle, dass er bei der Aktion „sehr dezent“ vorgegangen sei. Das weiße Tuch auf dem Altar habe er „zuvor sorgfältig entfernt und danach wieder hingelegt“. (DPA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2017)

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