Belvedere: Neue Direktoren stellen ihre "Vision" vor

Erwin Wurms „Fat House“ vor dem Oberen Belvedere, Vorbote der Wurm-Ausstellung, die nächste Woche im nahen „21er Haus“ eröffnet wird.
Erwin Wurms „Fat House“ vor dem Oberen Belvedere, Vorbote der Wurm-Ausstellung, die nächste Woche im nahen „21er Haus“ eröffnet wird.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Das neue Direktoren-Duo des Belvedere, Stella Rollig und Wolfgang Bergmann, präsentierte am Dienstag seine "Vision". Seriös, aber unspektakulär und noch wenig konkret.

Es gehe ihnen nicht um die Steigerung der Besucherzahlen, was bei den Vorgaben der Direktion Agnes Hussleins auch mutig wäre. Sondern um die Steigerung von Verweildauer und Zufriedenheit der Besucher, begann Stella Rollig, neue künstlerische Direktorin des Belvedere, am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Unteren Belvedere die Erklärung der Leitlinien der Vision, die sie gemeinsam mit ihrem Kaufmann Wolfgang Bergmann in den vergangenen vier Monaten konkretisiert hat.

Immerhin passierte nicht das, was neue Museums-Direktionen sonst gerne als Erstes tun: Eine neue teure Corporate Identity bestellen, also neues Logo, neuer Name vielleicht, neue Visitenkarten. Nein, das Belvedere bleibt „belvedere“, wie es aussieht. Und soll als „Dachmarke“ der „verschiedenen Standorte“ gestärkt werden, so Rollig. Wobei nicht viel mehr als das Dach übrig ist – das Winterpalais als Dependance ist Geschichte, der Mietvertrag des (von Francesca Habsburg untergemieteten) Atelier Augarten mit der Burghauptmannschaft wurde schon von Husslein gekündigt. Wobei Bergmann einräumt, dass hier noch nichts endgültig sei – „die Kündigung kann man auch wieder rückgängig machen“.

Klimts „Kuss“ wird umgehängt

Fokussiert werden soll neben dem „Research Center“ aufs Obere Belvedere, das als „Cashcow“, so Bergmann, nicht nur ausgenommen, sondern in das auch re-investiert werden soll. Ziel sei, in das Haus mehr Wiener zu bekommen, was schon Husslein ein Anliegen war und ihr im Vergleich zu davor auch gelang. Wie Rollig/Bergmann das verstärken wollen? Mit einer „Vermittlungs-Offensive“ und einer „spannungsreichen“ Neuaufstellung der Dauersammlung. Jedenfalls immer lobenswert für ein Museum, seine Sammlungspräsentation zu überarbeiten. Ab 1. Juli öffnet das Obere Belvedere zudem schon ab 9 Uhr. Eine Machbarkeitsstudie, so Bergmann, werde entscheiden, wie die für ihn unbefriedigende Eingangs-Situation ins Obere Belvedere gelöst werden kann; Husslein hatte den Ticket-Shop in ein Nebengebäude verlegt, um die Sala Terrena freizubekommen. Eine „Studie“ dazu sei Bergmann nicht bekannt.

Die historischen Wechselausstellungen sollen jedenfalls im Unteren Belvedere bleiben, so Rollig. Alles Zeitgenössische, das sich bisher auch in der Orangerie abspielte, werde man im „21er Haus“ konzentrieren, das man „neu positionieren“ wolle, weil es bisher „gegen seine Qualitäten“ bespielt worden sei. Es eigne sich nicht als „Museum für Zeitgenössisches“, sondern als „Kunsthalle“. Was heißt: Die Dauerpräsentation der Zeitgenossen-Sammlung im Obergeschoß fällt weg. Und macht Platz für noch mehr von dem, was bisher schon im Hauptraum unten läuft: ein Kunsthallen-Programm österreichischer und internationaler Kunst seit 1960 (als erster Ausblick für 2018 werden Ausstellungen von Günter Brus und Rachel Whiteread genannt.)

Ob der Pavillon, der durch seine Lage beim Zentralbahnhof schon immer um Besucher kämpfen musste, wirklich nur durch einen längeren Öffnungstag mehr pro Woche (ab 1. Juli), sowie die begrüßenswerte Aufwertung der Gastronomie (hinauf in den Skulpturengarten) zum „neuen Hotspot“ der Wiener Kunstszene wird, wird man sehen.

ZUR PERSON

Stella Rollig (*1960, Wien) studierte Germanistik und Kunstgeschichte (fast zu Ende), arbeitete als Journalistin und SP-Bundeskunst-Kuratorin. Sie leitete das Lentos Museum in Linz und seit Jänner das Belvedere. [ APA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2017)

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