Der Chef der Uffizien wird Chef des Kunsthistoristorischen Museums in Wien. Für Florenz ist das eine kalte Dusche.
Die Ankündigung, dass Eike Schmidt, derzeit Direktor der Uffizien in Florenz, mit 1. Jänner 2019 die Leitung des Wiener Kunsthistorischen Museums (KHM) übernimmt, hat Sorge in Italien ausgelöst. "Für die Florentiner Kulturwelt ist das eine kalte Dusche", kommentierte die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Samstag.
Florenz hatte fest mit einer zweiten Periode des 49-jährigen Deutschen gerechnet. Er hatte im November 2015 als erster Ausländer die Leitung der Uffizien, dem größten und wichtigsten Museum Italiens, übernommen. Die Stadt spekuliert jetzt über eine "Müdigkeit" Schmidts wegen bürokratischer Schwierigkeiten, Problemen mit den Gewerkschaften und Meinungsverschiedenheiten mit dem Florentiner Bürgermeister Dario Nardella.
Der Bürgermeister erklärte sich über Schmidts Entschluss "überrascht". "Ich hoffe, dass die positive Zusammenarbeit zwischen den Uffizien und der Gemeinde nicht unter Schmidts Plänen leiden wird", so Nardella. Stefano Boeri, Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der Uffizien, bezeichnete Schmidts Wechsel an das KHM als "negatives Signal".
"La Repubblica" berichtete über ein für Schmidt besonders verlockendes Angebot des KHM vom finanziellen Standpunkt. "Das KHM will den selben Weg der Modernisierung und Verwertung beschreiten, den die Uffizien mit Eike Schmidt unternommen haben", berichtete das römische Blatt.
Die Gefahr sei, dass Schmidt nach der Ankündigung seines Wechsels nach Wien an Glaubwürdigkeit verlieren könnte. "Mit welcher Glaubwürdigkeit kann ein Museumsdirektor Reformen umsetzen, wenn er seine Zukunft schon an ein anderes Museum gebunden hat?", fragte sich das Blatt. Die Gefahr sei, dass Museumsdirektoren künftig wie Fußballtrainer werden, die den Klub wechseln, sobald sie ein besseres finanzielles Angebot erhalten, kommentierte die römische Tageszeitung.
"Wenn man die berufliche Laufbahn Eike Schmidts betrachtet, der nach einem internationalen Wettbewerb vom italienischen Kulturminister Dario Franceschini an die Spitze der Uffizien gehievt wurde, kann man sagen, dass die italienische Museumsreform funktioniert", schrieb die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera". Schmidt habe "europäische Luft" ins enge Universum der italienischen Museen gebracht, das zu oft "provinziell und kurzsichtig" sei, kommentierte das Blatt.
(APA)