Birgit Laudas soziale Galerie

Neogaleristin Birgit Lauda vor einem Superflatbild Takashi Murakamis in den sehr klassischen, frisch renovierten Galerieräumen.
Neogaleristin Birgit Lauda vor einem Superflatbild Takashi Murakamis in den sehr klassischen, frisch renovierten Galerieräumen.(c) Akos Burg
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Sie liebt Kunst und soziales Engagement, daraus entstand die B. La Foundation in der ehemaligen Galerie Exner. Gestartet wurde mit Takashi Murakami.

Birgit Lauda ist völlig klar, dass gleich mehrere Wiener Szenen synchron die Augenbrauen heben werden. Die eingesessene Wiener Galerienszene, die schon mehrere Promi-Leichtgewichter kommen und gehen gesehen hat. Die Sozialunternehmerszene, die sich denkt, die Einsteigerin könnte mit ihrer Stiftung doch gleich investieren – wozu der Umweg über die zeitgenössische Kunst? Die „Society“, die in ihr nur die Ehefrau des reichen Mannes sieht, die jetzt irgendetwas mit Kunst macht.

Derlei Getratsche sei ihr allerdings herzlich egal, sagt Lauda. Vielleicht bleibe ihr durch diese Sonderstellung im Vergleich zu anderen Galerieneulingen sogar einiges an Stutenbissigkeit erspart, meint sie. Schließlich sei sie auch keine direkte Konkurrenz, wolle sie mit ihrer gerade eröffneten Birgit Lauda Art Foundation doch etwas völlig Neues versuchen: „Es gibt noch keine Galerie, die 100 Prozent gemeinnützig ausgerichtet ist. Es ist ein soziales Projekt.“ Mit dem die Künstler selbst nichts zu tun haben. Sie werden nicht wie in den vielen Charityauktionen zu den eigentlichen Spendern. Bei ihr erhalten die Künstler ihren ganz normalen Hälfteanteil, erklärt Lauda. Nur der Gewinn, den sie selbst mit dem Verkauf mache, fließe zur Gänze in die internationale Organisation Frauen ohne Grenzen von der Sozialwissenschaftlerin und feministischen Aktivistin Edith Schlaffer.

Mehrere Anliegen fügten sich für Lauda mit der Gründung ihrer B. La Foundation zusammen: ihr Interesse für Kunst, das aus der Beschäftigung mit Architektur gewachsen sei, erzählt sie. Zurzeit studiere sie noch Kunstgeschichte in Wien. Dazu gesellte sich der prinzipielle Wunsch, „der Gesellschaft etwas zu geben, nicht nur zu nehmen“. Woraus sich über Ashoka, die internationale Netzwerkorganisation für Sozialunternehmer, die Bekanntschaft mit Schlaffer ergab. Und schließlich wollte es der Zufall, dass Innenstadtgalerist Wolfgang Exner jemanden suchte, der seine Räume in der Rauhensteingasse übernahm. Lauda griff zu, baute das zweistöckige Gassenlokal um und eröffnete im September mit einer exotischen Mischung, die durchaus ihre Reize hat: Den in Österreich selten mit derlei kapitalen Bildern und Objekten vertretenen japanischen Kunstmarktstar Takashi Murakami konfrontiert sie mit abstrakten Bildern aus der Wiener Szene, von Heimo Zobernig über Hubert Scheibl, Otto Zitko, Markus Prachensky bis Josef Mikl, dem wohl eine Art Renaissance bevorsteht, hat er schließlich die derzeit omnipräsenten Decken- und Wandbilder im Großen Redoutensaal gemalt, wo zurzeit das österreichische Parlament tagt.

In Laudas Galerie geht Mikls „Große Büste“ von 1985/86 einen eigenwilligen, farblich und motivisch aber fast komischen Dialog mit Murakamis golden glänzenden Drachenköpfen ein. 1,2 Millionen kostet dieses Wandobjekt übrigens. Und nein, das habe sie noch nicht verkauft, sagt Lauda, damit habe sie auch nicht gerechnet. Dafür gehen die typischen Superflatmuster-Drucke (800–4000 Euro) weg wie die warmen Semmeln, die direkt aus der Werkstatt des Japaners kommen.

Kunst hat zu wenig Stellenwert. Den Kontakt hat sie über einen der größten Murakami-Sammler überhaupt geknüpft, einen Freund von ihr aus Ibiza, Guy Laliberté, der Kogründer des Cirque du Soleil. Eingebettet in das internationale Bekanntennetzwerk von ihrem Mann, Niki Lauda, wurde der ehemaligen Stewardess der Stellenwert des Kunstsammelns bald klar. Dieser Stellenwert gehe ihr in Österreich ab, findet sie, der Wiener Markt sei klein. Brauche es da dann tatsächlich noch eine Galerie? Konkurrenz belebe das Geschäft, erklärt sie selbstbewusst. Und sie hätte viele Freunde, die Kunst sammeln, auch junge Kunst.

Diese soll in den nächsten Ausstellungen verstärkt zu finden sein, genauso wie Künstlerinnen. Schließlich, stimmt sie zu, wirke es tatsächlich irgendwie absurd, dass die erste Ausstellung einer Galerie, deren Gewinn einer Frauenorganisation zugutekomme, ausschließlich von männlichen Künstlern bestritten werde. Aber das habe sich rund um Murakami, den sie unbedingt als Erstes zeigen wollte, zufällig so ergeben. Schließlich sammle sie selbst vor allem „contemporary women artists“. Die kommende Ausstellung spiegelt diese Vorliebe schon deutlich wider, sie wird Bilder von Maria Lassnig, Franziska Maderthaner, Esther Stocker und Gerlind Zeilner umfassen. Die Eröffnung ist am 2. Dezember.

Ausstellung Murakami: bis 27. November, Rauhensteingasse 12, Wien I, Di−Fr: 11−18 Uhr, Sa: 11−16 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2017)

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