Architekt Abraham bei Autounfall in USA gestorben

Architekt Abraham Autounfall gestorben
Architekt Abraham Autounfall gestorben(c) APA (Thomas Schmidt)
  • Drucken

Bei den großen Wettbewerben wurde der austro-amerikanische Architekt Raimund Abraham oft nur Zweiter, sein Österreichisches Kulturforum in New York erlangte dafür umso mehr Lob. Er starb 76-jährig in Los Angeles.

Der aus Österreich stammende Architekt Raimund Abraham ist am Donnerstag bei einem Autounfall im US-amerikanischen Los Angeles ums Leben gekommen. Der 76-Jährige ist in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Downtown/Los Angeles mit seinem Auto gegen einen Bus geraten, wie die Polizei dem österreichischen Generalkonsulat mitteilte.

Einem breiteren Publikum war der am 23. Juli 1933 in Lienz in Osttirol geborene Abraham durch seinen spektakulären Entwurf des Österreichischen Kulturforums in New York bekannt geworden. Das 84 Meter hohe, in eine nur 7,5 Meter breite Baulücke in Manhattan gesetzte Institut überzeugte Kritiker mit seiner exemplarischen Architektur: Seit dem Seagram Building von Mies van der Rohe aus den späten 60er Jahren habe es kein vergleichbares Werk mehr im Big Apple gegeben, lautete das Lob. Abraham habe der Stadt ein architektonisches „Geschenk Wiens, das auf Schlagobers verzichtet" gemacht, schrieb die New York Times anlässlich der Eröffnung im April 2002.

Das Österreichische Kulturforum in New York von Raimund Abraham
Das Österreichische Kulturforum in New York von Raimund Abraham(c) APA (EDITH GRÜNWALD)

Gute imaginäre statt gebaute schlechte Architektur

Bis auf besagtes Kulturforum und ein paar vorwiegend in Österreich stehenden Wohn- und Geschäftshäuser ist in Abrahams Portfolio nicht viel zu finden. Erstens, weil er bei den großen Wettbewerben - wie etwa dem für das Centre Pompidou oder die Opera de la Bastille in Paris - immer nur den zweiten Platz machte. Zweitens, weil sich Abraham immer mehr als Theoretiker denn als Praktiker verstand und sich viel mit imaginären Konzepten beschäftigte. Lieber gute "imaginäre Architektur" als gebaute, die schlecht ist, war sein Motto. Und "Bauen ist irgendwie doch ein Verdummungsprozess".

Österreichischen Pass zurückgelegt

Ebenfalls für Aufregung sorgte der Architekt, als er aus Kritik an der Regierungsbeteiligung der FPÖ seinen österreichischen Pass zurücklegte. Seinem Ansuchen um die US-amerikanische Staatsbürgerschaft kamen die Behörden schließlich im Jahr 2002 nach.

In Österreich hatte sich Abraham wiederum wegen steigender Kosten für das Kulturforum und wegen der Höhe seines Honorars teils scharfer Kritik ausgesetzt gesehen.

Abraham war bereits 1964 in die Vereinigten Staaten ausgewandert und hatte dort unter anderem am Pratt Institute, der Cooper Union for Advencement of Science and Art und dem Southern California Institute of Architecture (SCI-Arch) unterrichtet.

"Unersetzbare Kraft in der Architektur"

SCI-Arch-Direktor Eric Owen Moss beschrieb Abraham in einer ersten Reaktion als "unersetzbare Kraft in der Architektur". Auch das Österreichische Kulturforum zeigte sich "tief betroffen" über den Tod des österreichisch-amerikanischen Architekten. Mit sinem "großartigen Entwurf" für das Kulturforum habe er nicht nur die New Yorker Skyline mitgestaltet, sondern auch die Art, wie sich Österreich als Nation zeitgenössischer Kreativität verstehe, so der Direktor des Kulturforums, Andreas Stadler, in einer Aussendung.

Auch Bundesministerin Claudia Schmied würdigte Abrahams Kulturforum als "Aushängeschild einer modernen Kulturnation", für die der Architekt selber stand. "Raimund Abraham war ein Mann von Klarheit. Diese Qualität betraf nicht nur sein architektonisches Werk, sondern auch sein öffentliches Wirken. Er ging keine Kompromisse ein, da er bedingungslos an seinen Prinzipien festhielt. Sein Einfluss lässt sich nicht nur in seinen umgesetzten Werken erkennen, sondern vor allem auch in dem Geist, mit dem er zahlreiche nationale und internationale Architekten beeinflusste", so Schmied.

Exponent der Wiener Architektur-Avantgarde

Nach seinem Studium an der Technischen Universität in Graz hatte Abraham von 1959 bis 1964 in Wien als Architekt gearbeitet - auch damals schon hauptsächlich auf dem theoretischen Gebiet. Abraham galt als einer der Exponenten der neuen Wiener Architektur-Avantgarde und wurde als solcher 1967 gemeinsam mit Hans Hollein und Walter Pichler im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. 1985 wurde er auf der 3. Architektur-Biennale Venedig mit dem "Steinernen Löwen" ausgezeichnet.

(Ag./hai)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.