Kulturmanager, seid brav, sonst...

Die Zeit großer Reformer und großer Autokraten im Kulturmanagement geht offenbar zu Ende. MAK-Direktor Peter Noever ist einer der letzten.

Was haben die Personalentscheidungen von Kulturministerin Claudia Schmied gemeinsam? Was verbindet KHM-Generalin Sabine Haag, Staatsoperndirektor Dominique Meyer, die Direktorin des Museums moderner Kunst, Karola Kraus, und den Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, Christian Köberl? Berechenbarkeit. Die Budgets werden schmaler, Reformen sind in der Kultur weder gewünscht noch finanzierbar. Verlangt wird, dass sie reibungslos funktionieren möge.

Wer aufmuckt, wird ausgemustert. Das hat der Direktor des Völkerkundemuseums, Christian Feest, jüngst erfahren. Er protestierte mit einem offenen Brief gegen die Behandlung des „Museums neu“ und musste gehen. Sofort.

Schauplatzwechsel. Ob es Erste-Bank-Generaldirektor Andreas Treichl gefallen hat, dass er dieser Tage als Kuratoriumsvorsitzender des Museums für angewandte Kunst (MAK) dessen notorisch unbequemen Langzeitdirektor Peter Noever (69) verteidigen musste? Schwer vorstellbar. Noevers lange Ära, die voller Energie und Neuerungen war, zuletzt aber in Personenkult und Tyrannei gemündet ist, geht jedenfalls zu Ende. Ob 2011 oder 2012, wird man sehen.

Der Vorteil der neuen Berechenbarkeit, die von Kulturmanagern verlangt wird, ist, dass Institutionen, womöglich gar Konzepte wieder wichtiger werden könnten als Personen. Der Nachteil: Die neuen Manager sind weniger kantig und mehr politischer Willkür ausgeliefert.

Im MAK rebellieren die Mitarbeiter. Die Grünen fordern einen Rechnungshofbericht über Noevers Mutter-Geburtstage und Los-Angeles-Einladungen, sogar Schmied war dort. Da wird alles drinstehen. Retrospektiv. Wir ahnen: Eines wird sich nicht ändern. Böse Taten bleiben auch künftig ungestraft.

E-Mails an: barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2010)

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