Architekturbiennale: "Immaterielle" Schau für Österreich

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Architekturbiennale Immaterielle Schau fuer(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Österreich schickt ein Trio nach Venedig: Architekt Wolfgang Tschapeller und die Künstler Rens Veltman und Martin Perktold.

Österreich schickt ein Männer-Trio zur 13. Architekturbiennale in Venedig: Kommissär Arno Ritter präsentierte am Freitag das Ausstellungsprojekt "reports from a city without architecture" als österreichischen Beitrag zu der von 29. August bis 25. November laufenden internationalen Architekturschau. Das Konzept zum Ausstellungsbeitrag, in dem über "zukünftige Formen von Städten und Architekturen und deren Interaktion mit Nutzern und Besuchern jenseits von realer Architektur" nachgedacht wird, wurde von Architekt Wolfgang Tschapeller entwickelt und wird in Zusammenarbeit mit den Künstlern Rens Veltman und Martin Perktold umgesetzt. 400.000 Euro stehen dafür zur Verfügung.

Der österreichische Beitrag zur 13. Architekturbiennale werde "weniger eine Leistungsschau als vielmehr ein Forschungslabor der Architektur", sagte Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ). "Sie können sich auf etwas Außer-Gewöhnliches freuen. Mit Bindestrich". Außergewöhnlich war auch bereits die sehr theoretisch gehaltene Projektpräsentation.

"Es wird nicht um Wohnbau gehen. Es wird nicht um Schulen gehen. Es wird nicht um Museen gehen. Es wird nicht um Gebäude gehen und es wird nicht um Österreich gehen", sagte Tschapeller. Letztlich werde es angelehnt an das von Biennale-Direktor David Chipperfield vorgegebene Generalthema "Common Ground" darum gehen, "dass wir reflektieren, wie wir leben". "Wir werden versuchen, eine Science Fiction Projektion auf die Zukunft zu werfen."

Der Projekttitel "reports from a city without architecture" verweise auf Bernard Rudofskys Arbeiten über "Architecture Without Architects". Auch die Ausstellung soll "de facto immatriell" sein und aus Projektionen auf die 24 mal 6 Meter großen Wandflächen des Hoffmann-Pavillons bestehen. "Es gibt keine Überbauungen und keine Einbauten. Wenn die Projektoren abgebaut werden, bleibt nichts zurück." Fast nichts. Denn es soll auch begleitende Publikationen geben. "Dafür machen wir auch Interviews, etwa mit Neurowissenschaftern."

"Ich wollte ein Projekt entwickeln, das Grenzüberschreitungen und Interdisziplinarität zur Grundlage hat", sagte Ritter, der sich mit dem Architekten Tschapeller jemanden ausgesucht hat, "mit dem ich schon zusammengearbeitet habe, der jenseits der Architektur denkt und der einen sehr breiten Ansatz hat." Die beiden Künstler Veltman und Perktold "werden sicher maßgeblich das Projekt mitgestalten", so Ritter. "Es wird im besten Fall eine Ausstellung sein, über die man nur reden kann, wenn man dort war. Das klingt, als wäre es ein schwer theoretisches Projekt. Es ist sicher keine schmeichelnde Ausstellung, aber kein intellektuelles Projekt."

Die Zusammenarbeit mit Veltman und Perktold (denen auch das "grafische Büro" zur Seite steht) funktioniere "wie ein Tischtennisspiel an einem runden Tisch", sagte Tschapeller, "und auch Arno Ritter überschreitet seine Grenzen und bereichert unsere Arbeit". Wie die konkret aussehen wird, dürfte man erst am 27. August wirklich sagen können. Dann wird, einen Tag vor seiner offiziellen Eröffnung, der Österreich-Beitrag in Venedig der Presse vorgestellt werden. "Ich hoffe, es wird Leute geben, die gleich den Pavillon verlassen, weil sie nichts damit anfangen können, und Leute, die gar nicht mehr raus wollen", sagte Ritter. "Die Ausstellung wird die Welt nicht verändern, aber im Idealfall gibt es Leute, die emotional betroffen nach Hause fahren."

Die Personen

Wolfgang Tschapeller wurde 1956 in Dölsach/Osttirol geboren und betriebt in Wien ein Architekturbüro. Nach seiner Ausbildung zum Tischler studierte er an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien und an der Cornell University in Ithaca, N.Y. Seit 2005 ist er Professor für Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und seit 2012 Vorstand des Instituts für Kunst und Architektur. Erst vor wenigen Tagen gewann er den Wettbewerb für den Erweiterungsbau der Universität für Angewandte Kunst.

Martin Perktold wurde 1978 in Rum bei Innsbruck geboren, studierte "Digitale Kunst" bei Peter Weibel an der Angewandten und gründete 2010 mit Mathias Reisigl ein Büro, das sich auf Entwurf und Visualisierung von Architektur spezialisiert hat.

Rens Veltmann (geb. 1952 in Schwaz, wo er auch heute arbeitet) studierte ebenfalls an der Angewandten, sowie am Mozarteum Salzburg und an der Hochschule für industrielle Gestaltung in Linz. Er arbeitet laut Lebenslauf "im Spannungsfeld von Grafik, Malerei, transmedialer wie interaktiver Kunst und im Feld der Robotik" und wurde 2011 mit dem Tiroler Landespreis für zeitgenössische Kunst ausgezeichnet.

(APA)

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