Kristall an der Donau, Flügel am Berg

(c) Linz09
  • Drucken

Linz rüstet rund ums Kulturhauptstadtjahr architektonisch auf und setzt neue Marken in der Stadt.

Die Nachhaltigkeit wird bekanntlich gerne und viel strapaziert. Wenn sich also Linz Ende des kommenden Jahres als Kulturhauptstadt Europas behauptet haben wird, dürfte das kaum spurlos an der oberösterreichischen Landeshauptstadt vorbeigegangen sein. Dafür sorgen schon alleine die Bauten, die rund um das Jahr 2009 entstehen und entstanden sind. Große Ereignisse im urbanen Raum spornen an, lang gehegte Projekte auch tatsächlich umzusetzen.

Kurz nach dem offiziellen Start ins Kulturhauptstadtjahr macht es daher „3-2-1-Klick“, wenn das neue Ars Electronica Center eröffnet oder, wie man passender meint, „eingeschaltet“ wird. Ein imposantes städtebauliches Statement ist hier am Ufer der Donau gewachsen. Das neue Linzer „Museum der Zukunft“ hat neben der Nibelungenbrücke und gegenüber dem Lentos Kunstmuseum am Donauufer geankert. Um 4000 Quadratmeter wurde das alte Ars Electronica Center erweitert, womit nun 3000 Quadratmeter für Ausstellungen zur Verfügung stehen. Der 1000 Quadratmeter große Vorplatz ist für Open-Air-Veranstaltungen nutzbar. Die planerische Herausforderung dafür lag in den jungen Händen von Treusch architecture in Wien, die 2006 den Wettbewerb um den Neubau gewonnen haben. Der Leitgedanke der Architekten war die Ausbildung eines skulpturalen Gebäudes, intendiert ist ein Kristall, dessen Struktur begeh- und damit erlebbar sein soll. Zum besonders markanten Gestaltungselement wurde die spektakuläre Beleuchtung der Glasfassade. 40.000 Leuchtdioden bringen die gläserne Hülle des Gebäudes zum Leuchten und machen sie zur größten LED-Fassadenbeleuchtung Europas. Neben einigen Standardmustern, die ab Jänner in die Linzer Nacht funkeln werden, kann das Gebäude auch rein weiß leuchten und somit auf Knopfdruck zum „weißen Kristall“ erstarren.

Als ein zentrales Projekt begeben sich Ars Electronica, Voestalpine und LINZ09 von 18. Juni bis 6. September in „80+1“ auf Weltreise. Versprochen ist ein virtuelles Abenteuer via Glasfaserkabel und Satellitenschüssel. Linz vernetzt sich dabei bei 80 Aufenthalten mit 20 verschiedenen Orten rund um den Globus und bietet am Linzer Hauptplatz auch ein riesiges „Fenster zur Welt“, um am Ende, am 81. Tag des Abenteuers, zur weltumspannenden Konferenz zu bitten.

Im Juli schließt man dann im Linzer Schloss, in dem seit 1966 das Oberösterreichische Landesmuseum untergebracht ist, eine schon seit 1800 klaffende Wunde. Damals brannte neben Teilen des Schlosses auch der historische Südflügel nieder. Das Siegerprojekt von HoG Architektur aus Graz sieht dabei keine komplette Schließung der vorhandenen Baulücke vor. Viel eher wollten die Architekten einen „Platz über der Stadt“ schaffen, in dem sie ein für jedermann zugängliches Panoramadeck entworfen haben. Der über diesem Platz schwebende neue Südflügel gibt dem Landesmuseum dann mehr Platz, um seine Bestände noch umfangreicher präsentieren zu können.

Während sich die Linzer ihre Museumsneubauten also bereits 2009 erobern können, müssen die Opernliebhaber noch ein wenig warten. 2012/13 ist die Fertigstellung des vom Briten Terry Pawson entworfenen Opernhauses vorgesehen. Dann aber wird Linz am Volksgarten ein eigenes Musiktheaterhaus besitzen, in dem neben Oper, Operette, Musical und Ballett auch das Bruckner Orchester eine neue Heimstätte finden soll.
ss0;50„Eine Parklandschaft für den Geist“ lässt sich ab September 2009 in der neuen, erweiterten Landesbibliothek, einem denkmalgeschützten Bau aus den 1930er-Jahren, durchwandern. Die Stuttgarter Architekten Bez + Kock haben unter anderem den ehemaligen Bücherspeicher fürs Publikum geöffnet und im Hinterhof eine überdachte Halle entworfen.

Bereits 2007 markierten der Wissens- turm beim Hauptbahnhof (Kneidinger und Stögmüller), der Volkshochschule und Hauptbibliothek in sich vereint, sowie die Erweiterung des weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich (Riepl Riepl Architekten Linz) den Bauboom im Sog von LINZ09. Zwei weitere Projekte warten schließlich noch ab Mitte 2009 auf ihre Eröffnung, um der Kulturhauptstadt eine gebaute Manifestation zu geben: der Science Park der Johannes Kepler Universität in Linz von Caramel Architekten aus Wien sowie das neue Besucherausstellungszentrum der Voestalpine der Linzer Architekten Schremmer-Jell. muss


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.