Jüdischer Witz und böhmisch-mährischer Humor

Am Sabbat geht Moische zum Rebbe - Die besten jüdischen Witze
Am Sabbat geht Moische zum Rebbe - Die besten jüdischen WitzePatmos Verlag; Auflage: 1 (5. September 2012)
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Der Advent ist schneller da, als uns lieb ist. Die Suche nach Mitbringseln wird in dieser Serie leicht gemacht. Heute: Salcia Landmanns Auswahl aus ihrem Bestseller des Jahres 1960.

Warum einst Kain Bruder Abel erschlug? Na, weil ihm Abel alte jüdische Witze erzählt hat!
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Salcia Landmann (geboren 1911 im österreichischen Galizien, gestorben 2002 in der Schweiz) hat sich mit ihren satirischen Texten zu Lebzeiten nicht nur Freunde gemacht. Viele Holocaust-Überlebende hielten es mit Friedrich Torberg, der der promovierten Philosophin vorwarf, antisemitische Vorurteile weiter zu verstärken. Ungeachtet dieser durchaus verständlichen Skepsis erwies sich ihr 1960 erschienenes Buch „Der jüdische Witz“ als Bestseller.

Einige Prunkstücke daraus hat Rainer Moritz herausgegriffen. Er bietet mit einem schmalen Bändchen nur eine sehr bescheidene Auswahl. Listig macht der Verlag Lust auf mehr.

Also:Krakower verlangt eine Eisenbahn-Fahrkarte nach Hamburg. – Über Uelzen oder über Stendal?Krakower: Über Pessach!

Oder: Einem Juden fährt der Zug vor der Nase davon. Der Jude: „Antisemiten!“

Blau sitzt im Eisenbahncoupé einer Dame gegenüber. Da entfährt ihm ein Laut. „Gott, wie roh“, ruft die Dame entsetzt. „No na, kochen werd ich ihn für Sie!“

„Bei mir geht es noch zweimal im Jahr: einmal im Winter und einmal im Sommer.“ – Und wie war es diesen Sommer – „Nu, hatten wir denn überhaupt einen?“

Die Frau kommt zum Rabbi. Will sich scheiden lassen. Warum? „Ich habe den Verdacht, der letzte Sohn ist nicht von ihm!“

Moritzl: „Papa, wie bin ich auf die Welt gekommen?“ – „Der Storch hat dich gebracht.“ – „Und dich? Und den Großpapa?“ – „Uns hat auch der Storch gebracht.“ Schulaufsatz Moritzls: „In unserer Familie hat nachweislich seit drei Generationen kein Geschlechtsverkehr stattgefunden.“

Mit Georg Markus schmunzeln

Amalthea-Autor Georg Markus widmet sich diesmal einem speziellen Kapitel der Geschichte: dem Humor. Anhand einer bunten Perlenschnur von unzähligen Beispielen zeigt er, welche Bedeutung dem legendären „Wiener Schmäh“ und den Pointen genialer Humoristen hierzulande zukommt.

Der Frohsinn konnte – selbst in schweren Zeiten – nur entstehen, weil aus Österreich eine Vielzahl großer Satiriker, Kabarettisten und Spaßmacher hervorging. Der Bestsellerautor dokumentiert ihren Witz, ihren Geist, ihren Scharfblick und erzählt aus ihrem Leben – oft sind es dramatische Schicksale, oft skurrile Anekdoten.

Interessant, wie viele dieser Humoristen aus den alten Kronländern der Monarchie, aus Böhmen und Mähren stammten. Johann Nestroys Vater etwa war Hof- und Gerichtsadvokat in Komorau bei Troppau. Nestroy, der geborene Wiener, bekam wegen seiner zeitkritischen Werke die Zensur besonders hart zu spüren. Mehrmals musste er im „Vormärz“ in den Arrest. Über die Verpflegung im Kerker spottete er danach auf offener Bühne: „Das Hungern, Freunderl, braucht im Arrest net zu sein, man warf mir die Semmeln durchs Schlüsselloch rein!“

Auch Fritz Grünbaum, geboren 1880 in Brünn, ermordet 1941 im KZ Dachau, begann als Stegreifkomiker. Schon seine ersten Auftritte in Wien waren so sensationell, dass ihn das Kabarett „Hölle“ als Conférencier holte. Natürlich spielt im Buch auch der geniale Satiriker Karl Kraus eine bedeutende Rolle. Er wurde 1874 in Gitschin geboren.

„Bei uns in Reichenberg . . .“

Der am 23. August 1916 in Wien geborene Maxi Böhm stammte aus der „Schule Farkas“, den er schon als Kind bewundert hatte: Karl Farkas war 1926 in dem böhmischen Badeort Teplitz-Schönau gemeinsam mit Fritz Grünbaum in einer Doppelconférence aufgetreten. Maxi Böhms Vater war dort Badearzt und nebenberuflich als Kritiker tätig, was dazu führte, dass ihn der kleine Maxi immer wieder ins Stadttheater begleitete.

Später erinnerte er sich: „Als ich Farkas einmal erzählte, dass ich in Wien geboren wurde, aber in Teplitz-Schönau zur Schule gegangen bin, hat er gesagt: Da müssen Sie aber einen weiten Schulweg gehabt haben!“ Böhm nahm hinter dem Rücken der Eltern privaten Sprechunterricht, tingelte durch die böhmische Provinz und wurde letztlich in Wien der beliebteste Komiker. Legendär ist sein immer wiederkehrender Sager in der TV-Sendung „Hotel Sacher“ als Portier: „Bei uns in Reichenberg. . .“

Wie Max („Maxi“) Böhm hat fast die gesamte Wiener Komikerelite nach 1950 die strenge „Schule Farkas“ absolviert, was mühselig genug war, weil der Starkomiker nicht uneitel war und stets die Pointen serviert bekommen wollte.

Waldbrunns Nebenjob

So auch von Ernst Waldbrunn. Der war 1907 in Krumau zur Welt gekommen, hatte Jus studiert und 1938 ohne Schauspielausbildung am Stadttheater von Mährisch-Ostrau sein Debüt gefeiert. Dort traf er Farkas zum ersten Mal, als dieser zu einem Gastspiel kam. Bald nach Kriegsende wurde Waldbrunn am Theater in der Josefstadt engagiert, war über Jahrzehnte das Zugpferd der „Kammerspiele“, seine Auftritte bei Farkas im „Simpl“ konnten daher erst nach „Dienstschluss“ am Theater erfolgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2012)

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