Eichstätter Uni: Keine wertvollen Bücher weggeschmissen

Die Presse (Clemens Fabry)
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Rund 80 Tonnen teils antiquarische Bestände sollen im Altpapier gelandet sein. Die Leiterin der Bibliothek wurde angeklagt. Eine Untersuchung des Landes Bayern entlastet sie.

Die wegen Untreue angeklagte Bibliothekschefin der Katholischen Universität Eichstätt darf aufatmen: Nicht wertvolle alte Bestände sollen aussortiert und vernichtet worden sein, sondern nur verschimmelte und neuere Exemplare. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch vorgestellte Untersuchung der Bayerischen Staatsbibliothek im Auftrag des Wissenschaftsministeriums in München.Vor einem Jahr war bekannt geworden, dass die Uni-Bibliothek rund 80 Tonnen der 1999 übernommenen Zentralbücherei der Kapuziner als Altpapier entsorgt hatte. Der Verdacht kam auf, dass auch kostbare Bücher vernichtet worden seien. Am Montag hatte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt Anklage in fünf Fällen gegen die Leiterin der Bibliothek erhoben.

Die Leitung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) sieht sich durch das Gutachten der Staatsbibliothek rehabilitiert. "Wir können wohl sagen, dass - von Ausnahmen abgesehen - keine alten, wertvollen Bestände vernichtet wurden und schon gleich gar nicht massenweise", sagte der Präsident der KU, Ruprecht Wimmer.

Rekonstruktion nicht möglich

Die Kapuziner hatten der Universitätsbibliothek vor neun Jahren rund 350.000 Bücher überlassen. Etwa ein Zehntel davon sollen Bände sein, die vor der Säkularisation im Jahr 1803 erschienen und dem Freistaat gehören. Nach Angaben der Uni-Leitung wurden lediglich Bücher entsorgt, die verschimmelt waren, oder Exemplare, die nicht in den Bibliotheksbestand aufgenommen werden konnten und nicht mehr zu verkaufen waren. Wimmer räumte jedoch ein, dass eine vollständige Rekonstruktion der Geschehnisse nicht mehr möglich sei.

Anders als die Uni-Spitze geht die Ermittlungsbehörde jedoch davon aus, dass zwölf der im Altpapier gelandeten Bände vor der Säkularisation erschienen sind.
(Ag.)

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