Schweizer Verlage sagen Frankfurter Buchmesse ab

(c) EPA (Alexander Ruesche)
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Die Schweizer Verlage Diogenes und Dörlemann müssen sparen – Grund ist der Euro-Sinkflug.

Ihr Erfolg in den Euroländern macht Schweizer Verlagen zu schaffen. Schon zwei haben ihren Auftritt bei der Frankfurter Buchmesse aus Kostengründen abgesagt – Ursache dafür ist der sinkende Euro. Nachdem die Schweizer Nationalbank im Jänner die Bindung des Schweizer Frankens an den Euro durch einen Mindestkurs aufgehoben hat, ist der Euro dem Franken gegenüber um fast 20 Prozent abgesackt. Ein Buchpreis von 20 Euro entsprach zuvor mindestens 24 Franken, aktuell sind es nur noch 20,8 Franken.

Besonders betroffen ist Diogenes: Der 1952 von einem Schulabbrecher gegründete Verlag hat Star-Autoren wie Patrick Süskind, John Irving, Donna Leon, Martin Suter und Paulo Coelho im Angebot, insgesamt 220 Millionen Bücher verkaufte er nach eigenen Angaben. 90 Prozent seines Umsatzes macht er in Deutschland.

Praktisch über Nacht hat der niedrige Euro Diogenes nun zu einem Sparkurs gezwungen, die erste Konsequenz: Bei der Frankfurter Buchmesse im Oktober wird der Verlag, der hier bisher Fixstarter war, stets prominente Autoren mitbrachte und bis vor wenigen Jahren auch Empfänge veranstaltete, nicht mit einem eigenen Stand vertreten sein. Die Bücher werden stattdessen am Gemeinschaftsstand des Schweizerischen Buchhändler- und Verleger-Verbands (SBVV) aufliegen. Die Maßnahme sei schmerzhaft. Aber „man kann nun mal nicht sparen, wenn man nicht bereit ist, auch auf Schönes zu verzichten“, so die Diogenes-Pressesprecherin Ruth Geiger.

Kein und Aber überlegt Absage

Diogenes ist nicht der einzige Schweizer Verlag, der so auf den Euro-Sinkflug reagiert. Auch der junge Zürcher Verlag Dörlemann, der etwa die Übersetzungen der kanadischen Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro im Programm hat, wird nur am Gemeinschaftsstand vertreten sein. Der Verlag Kein und Aber, der im Vorjahr mit einem recht aufwendigen Stand auffiel (ein Londoner Doppeldeckerbus mit einem Marktplatz davor, wo in Obstkisten nach Büchern gestöbert werden konnte), überlegt noch.

Am Gemeinschaftsstand des SBVV könnte das Gedränge also groß werden: Auf 260 Quadratmetern sind etwa 80 Verlage vertreten, nur rund 40 davon haben überhaupt eine eigene Regalwand. „Das ist nicht so eine große Präsenz, aber die Marketing- und PR-Leute der Verlage sind trotzdem da“, sagt Katja Böhne, Pressesprecherin der Buchmesse. „Die Vertriebsgespräche finden weiterhin statt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)

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