Bande von Höllenhunden

Clifford Jackmans »Winter Family« ist ein Parforceritt durch den Wilden Westen. Sehr blutig und ein wenig philosophisch.

Clifford Jackman ist eigentlich Anwalt, ein Newcomer in der Romanszene, und schreibt ungefähr so, wie Quentin Tarantino filmt. Zufälligerweise treffen sich derzeit auch die Sujets der beiden: Während Tarantino in seinem gerade in Österreich angelaufenen Film „The Hateful Eight“ ein blutiges Kammerspiel in einer Poststation im Wilden Westen inszeniert, schickt Clifford Jackman seine „Winter Family“ zwischen 1864 und 1891 auf einen Parforceritt der Gewalt quer durch Amerika.

Es ist eine Bande von wahren Höllenhunden, die sich hier im Zuge des amerikanischen Bürgerkriegs zusammenrottet: Männer, die nie den Weg zurück zum Frieden gefunden haben, und Sadisten, die ihre perversen Gelüste unter dem Deckmäntelchen offizieller Gewalt befriedigen. Und natürlich Augustus Winter, dem schon als Bub jedes Mitgefühl von seinem Predigervater aus dem Leib geprügelt wurde. Nach dem Ende des Kriegs treffen wir die „Winter Family“ in unterschiedlichen Inkarnationen: 1872 als „Wahlhelfer“ der Republikaner in Chicago oder 1881 als Kopfgeldjäger in Phoenix. Sie bleiben immer die Gleichen: Menschen, die leben, um zu töten.

Jackman hat sich mit „Winter Family“ dem Treck angeschlossen, der den Wilden Westen literarisch und filmisch neu interpretiert. Damit nicht zufrieden, hat er seine Geschichte mit philosophischen Überlegungen verbrämt und mit einer generellen Zivilisationskritik versehen. Diese wirkt allerdings etwas gekünstelt. Oder wie eine Rechtfertigung für den besonders hohen Blutzoll des Buchs. do

Clifford Jackman: „Winter Family“, übersetzt v. Robert Brack, Heyne Hardcore, 512 Seiten, 15,50 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2016)

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