Roman "Der Überläufer" von Siegfried Lenz wird verfilmt

Siegfried Lenz
Siegfried Lenz(c) APA/dpa
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Bereits 1951 schrieb Siegfried Lenz die Geschichte eines Wehrmachtssoldaten, der zur Roten Armee desertiert. Doch erst heuer wurde sie veröffentlicht.

Der posthum veröffentlichte Roman "Der Überläufer" von Siegfried Lenz wird verfilmt. Produzent Stefan Raiser hat sich mit der Münchner Dreamtool Entertainment die Verfilmungsrechte an dem Bestseller gesichert, teilte der Hoffmann und Campe Verlag am Dienstag in Hamburg mit. Das Drehbuch für den Kinofilm schreibt Autor Bernd Lange, die Dreharbeiten beginnen 2018.

"Der Überläufer" stand nach seinem Erscheinen im Frühjahr wochenlang auf den Bestsellerlisten. Lenz (1926-2014) hatte den Roman über den Irrsinn des Krieges und einen Wehrmachtssoldaten, der zur Roten Armee desertiert, bereits 1951 fertiggestellt.

Verlag wollte Roman nicht drucken

Damals wollte Hoffmann und Campe das Buch aus Sorge vor der politischen Stimmung im Kalten Krieg nicht drucken. Lenz behielt dann das Manuskript bis zu seinem Tod 2014 unter Verschluss. Der Roman wurde 2015 in den persönlichen Unterlagen entdeckt, die Lenz ein halbes Jahr vor seinem Tod dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach versprochen hatte.

Die Romanhandlung: Im letzten Kriegssommer 1944 kommt der Soldat Walter Proska aus Lyck in Masuren - Lenz' realem Geburtsort - vom Heimaturlaub wieder an die Ostfront. Der Zug wird gesprengt, Proska überlebt. Er kommt zu einer Einheit in den Sümpfen von Rokitno, die vom Süden Weißrusslands bis in den Nordwesten der Ukraine reichen. Die von der Front abgeschnittene Einheit überwacht eine Bahnstrecke, ein verlorener Posten. Immer wieder Partisanenüberfälle und Todesängste. Soldaten verlieren den Verstand, töten oder werden getötet. Schließlich desertieren Proska und ein Kamerad.

Lenz selbst hatte sich kurz vor Kriegsende im April 1945 in den Wäldern Dänemarks als Soldat davongemacht. Anlass war die Hinrichtung eines Kameraden gewesen, der sich aufgelehnt hatte. "Sie brauchten einen Toten, um uns an ihre Macht zu erinnern", schrieb Lenz in seinem autobiografischen Aufsatz "Ich zum Beispiel".

(APA/dpa)

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