Sensation beim Literaturnobelpreis 2016: Der Songwriter Bob Dylan bekommt den Preis "für seine poetischen Neuschöpfungen". Er selbst wurde vorab nicht informiert.
Die Wahl des Literaturnobelpreisträgers 2016 fällt überraschend aus: die Auszeichnung geht heuer an den US-Songwriter und Sänger Bob Dylan . Das gab die Schwedische Akademie heute, Donnerstag, um 13 Uhr den Literaturnobelpreisträger 2016 bekannt. Der Songwriter bekommt den Preis "für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songproduktion", begründete Sara Danius, die Vorsitzende der Königlich Schwedischen Akademie, die Wahl. Mit Songs wie "Blowin' in the Wind", "Tambourine Man" oder "Like a Rolling Stone" zählt der neue Literaturnobelpreisträger zu den Ikonen der Popmusik des 20. Jahrhunderts. "Sein Einfluss auf die zeitgenössische Musik ist nachhaltig und er ist das Objekt eines ständig wachsenden Stroms von Sekundärliteratur", so die schwedische Akademie in ihren biografischen Angaben.
Die Wettbüros sahen im Vorfeld wie üblich Favoriten wie Haruki Murakami oder Adonis, aber auch Ngũgĩ wa Thiong'o vorne - aber auch Dylan galt sein Jahren als möglicher Kandidat. Dass ihm der Nobelpreis tatsächlich zuerkannt wird, dachten dennoch wenige.
Die Zuerkennung des Preises dürfte für Dylan eine genauso große Überraschung gewesen sein wie für alle anderen. Die Jury habe vor der Verkündung am Donnerstagmittag nicht mit ihm gesprochen, sagte Danius nach der Bekanntgabe. Sie wollte ihn aber so schnell wie möglich anrufen. "Ich denke, ich habe eine gute Nachricht."
Folk und Lyrik Bob Dylan wurde am 24. Mai 1941 in Duluth, Minnsesota, geboren und wuchs in einer jüdischen Familie in Hibbing auf. Seine musikalischen Anfänge zählten zur Folk Music, seine Texte waren beeinflusst von den Autoren der Beat Generation sowie von moderner Lyrik. 1961 zog er nach New York und begann in Clubs und Cafes im Greenwich Village aufzutreten. Ab Mitte der 1960er Jahre feierte er enorme Erfolge und wurde zu einem der einflussreichsten US-amerikanischen Musiker.
Wer kennt ihn und seine zeitlosen Protest-Songs nicht? Der Singer/Songwriter und Folk-Poet Bob Dylan wurde 1941 im US-Bundesstaat Minnesota als Robert Allen Zimmerman geboren. (c) Reuters Seit Jahren galt er als Anwärter auf die höchste literarische Auszeichnung, den Nobelpreis für Literatur. Nun bekommt er sie tatsächlich. (c) AFP Noch unter seinem Geburtsnamen Robert Zimmerman spielte der Gitarrist und Pianist zunächst Mitte der 50er-Jahre Rock 'n' Roll in Highschool-Bands. Das Faible für die neue Folk-Bewegung entdeckte der aus einer jüdischen Familie stammende Dylan 1959 an seinem Studienort Minneapolis. Der "Strom der Veränderung" trieb ihn in den New Yorker Szene-Stadtteil Greenwich Village. Erste Konzerte in kleinen Folkclubs, erste Plattenaufnahmen, der erste Vertrag mit dem Label Columbia - aber noch deutete nichts darauf hin, dass hier einer die Musikwelt auf den Kopf stellen sollte. (c) Imago Bob Dylans erstes Album, das er schlicht "Bob Dylan" nannte, erschien 1962. 1963 wurde "Blowin' in the Wind" veröffentlicht. Der Song galt als eine der Hymnen der Folk-Rock-Bewegung und wurde unzählige Male gecovert, unter anderem von Marlene Dietrich. Im Film "Forrest Gump" wird er von Joan Baez gesungen. Auf dem Bild ist er 1978 in Paris zu sehen. (c) AFP Bob Dylans Songs waren der Soundtrack der Vietnamkriegsgegner in den 60er Jahren. Sein erstes Konzert in Vietnam spielte er übrigens am 10. April 2011 in der Hauptstadt Ho-Chi-Minh-Stadt (früher: Saigon). Seine Asien-Tour führte Dylan in diesem Jahr durch Taiwan, China, Vietnam, Hong Kong und Singapur. (c) EPA (VI KHOA / HANDOUT) Wilde, wütende Lieder wie "Masters Of War" oder "A Hard Rain's A-Gonna Fall" qualifizieren Dylan für die Protest-Folk-Bewegung um Joan Baez - und für den Marsch der Bürgerrechtler ("Civil Rights March") mit Martin Luther King nach Washington. Im Bild: Dylan mit Baez. Sein Einfluss auf die sich entwickelnden Folk-Kultur in den 1960ern war groß. Aber er wollte weder die Rolle eines Folkidols auf Dauer annehmen, noch die der politischen Symbolfigur. Also mutierte er zum Rockmusiker mit elektrischer Gitarre und lauter Band. Seine Fans waren wenig begeistert. Aber Dylan ließ sich nicht beirren und komponiert Mitte bis Ende der 60er Klassiker in Serie. "Like A Rolling Stone" brach damals gängige Regeln der Musikindustrie und wurde später vom Fachblatt "Rolling Stone" zum besten Lied aller Zeiten gekürt. Alben wie "Bringing It All Back Home", "Highway 61 Revisited" und "Blonde On Blonde" machten Dylan zum Rockstar. Seine mit ungewohnten Metaphern und literarischen Anspielungen durchsetzten Texte sind von beispielloser Qualität. (c) Imago Nach einem mysteriösen Motorradunfall im Sommer 1966 zog sich Dylan aus der Öffentlichkeit zurück, ließ die von ihm geprägte Gegenkultur links liegen, lebte mit seiner Ehefrau Sara Lowndes und den gemeinsamen Kindern nahe Woodstock bei New York. Als dort 1969 das wichtigste Festival des Jahrzehnts über die Bühne ging, war ausgerechnet er nicht dabei. (c) Imago Die 70er waren eine wechselhafte, schwierige Zeit für Dylan: die Trennung von seiner Frau, mit der er vier Kinder hat. Eine gewisse künstlerische Stagnation (abgesehen vom herausragenden "Blood On The Tracks" und in Teilen "Desire") stellte sich ein, am Ende des Jahrzehnts eine Hinwendung zum Christentum. All das ist begleitet vom Aufschrei vieler Fans. (c) Imago Für die 80er fällt die Bilanz durchwachsen aus: einige schwache Platten, Alkoholprobleme, chaotische Konzerte. 1986 nahm er Carolyn Dennis, seine langjährige Backgroundsängerin zur Frau. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. 1992 folgte die Scheidung.Im Bild: David Bowie mit Bob Dylan (c) Imago Dylan erzielte kommerzielle Erfolge mit der All-Star-Band Traveling Wilburys, der Beginn der berühmten "nie endenden Tournee" rund um den Erdball mit 100 Konzerten pro Jahr seit 1988. Und mit dem Album "Oh Mercy" eine Rückkehr (fast) zu alter Form. Die komplette Rehabilitierung gelang 1997 mit dem ersten großen Alterswerk "Time Out Of Mind". Es wurde hoch gelobt. (c) Reuters Seitdem hat Dylan trotz immer brüchiger werdender, schnarrender Stimme einen Lauf, setzt Rufzeichen wie "Modern Times" (2006) oder "Tempest" (2012). Die Liedsammlung "Shadows In The Night" (2015), mit Stücken, die auch Frank Sinatra im Repertoire hatte, erntete viel Anerkennung. Dylans Alben steigen nun in den Charts so hoch wie selbst in den 60ern nicht, teilweise bis an die Spitze. Im Bild: Dylan 2002 bei der Verleihung der Grammy Awards. (c) AFP Star-Regisseur Martin Scorsese ("The Aviator", "Goodfellas") produzierte 2005 einen zweiteiligen Dokumentarfilm über Bob Dylan.Darin schildert er den Aufstieg Bob Dylans von einem unbekannten Sänger zu einem der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts. (c) WDR/Paramount Auch auf österreichische Musiker hatte er großen Einfluss. Bei Falcos Begräbnis wurde Dylans "It’s All Over Now, Baby Blue" gespielt. Der österreichische Pop-Star hatte den Titel aus dem Jahr 1965 auf seinem Album "Falco 3" interpretiert. (c) ORF (Johannes Cizek) Auch Austropopper Wolfgang Ambros ist zeitlebens ein Bewunderer von Bob Dylan. 1978 brachte er das Album "Wie Im Schlaf" heraus. Auf der Platte sang Ambros zehn Dylan-Songs auf Deutsch. So wurde beispielsweise aus "Like A Rolling Stone" der Titel "Allan Wie A Stan". (c) APA Preise über Preise: 2008 erhielt Bob Dylan den Pulitzer-Sonderpreis für seinen besonderen Einfluss auf die Popkultur und seine lyrischen Kompositionen. Barack Obama verlieh Dylan 2009 in seiner Abwesenheit die National Medal of Arts. In seiner beispiellosen Karriere gewann er außerdem elf Grammys, den Oscar für den besten Original-Song (2000 mit "Things Have Changed" aus dem Film "Wonder Boys") und den Golden Globe im Folgejahr mit dem selben Lied. 1988 wurde er in die Rock'n'Roll Hall of Fame eingeführt.Nun kommt noch der Nobelpreis dazu. (c) AFP Der Folk- und Rockpoet Bob Dylan bekommt den Nobelpreis Als Erfinder des elektrischen Folkrocks mit Meisterwerken wie "Like A Rolling Stone" wies er einer ganzen Musikergeneration neue Wege. Auch im fortgeschrittenen Alter nahm er wichtige Alben wie "Time Out Of Mind" (1997) auf.
Seit den späten 1980er Jahren auf Tour Wichtige Alben waren "Bringing It All Back Home" und "Highway 61 Revisited" im Jahr 1965, "Oh Mercy" (1989), "Time Out Of Mind" (1997) oder "Modern Times" (2006), wichtige Themen waren soziale Probleme, Religion, Politik und Liebe. Neben seinen Erfolgen als Sänger und Songwriter hat sich Dylan auch als Maler, Schauspieler und Drehbuchautor betätigt.
2004 veröffentlichte er seine Autobiografie "Chronicles". Seit den späten 1980er Jahren ist er mit der "Never-Ending Tour" ohne Unterbrechung unterwegs - und spielte dabei in den vergangenen Jahren mehrfach auch vor ausverkauften Hallen in Österreich.
Der Literaturnobelpreis ist immer für Diskussionen gut und sorgte auch schon für den einen oder anderen Skandal. Wer bekam den Preis bisher? Die Laureaten seit 1990 kurz vorgestellt (c) APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND (JONATHAN NACKSTRAND) Annie Ernaux - Frankreich Die französische Schriftstellerin wird "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt" gewürdigt. Vor der offiziellen Bekanntgabe erreichte die Akademie die Nobelpreiträgerin nicht, "aber wir sind sicher, dass sie die Nachricht bald erhalten wird", so Mads Malm, Sekretär der Schwedischen Akademie. (c) imago images/Agencia EFE (CATI CLADERA via www.imago-image) Abdulrazak Gurnah - Tansania Für eine Überraschung sorgte der tansanische Autor Abdulrazak Gurnah. Die Schwedische Akademie zeichnete den in England lebenden Autor "für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten" aus. (c) APA/AFP/TOLGA AKMEN (TOLGA AKMEN) Louise Glück - USA Die damals kaum bekannte amerikanische Lyrikerin wurde "für ihre unverkennbare poetische Stimme" ausgezeichnet, mit der sie "mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell" mache, so die Akademie. (Im Bild mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama) (c) imago images/ZUMA Wire (Ron Sachs - Cnp via www.imago-im) Peter Handke - Österreich Der aus Kärnten stammend und in Paris lebende Autor wurde "für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifizität der menschlichen Erfahrung untersucht" ausgezeichnet, so die Akademie. Doch die Wahl wurde wegen Handkes Haltung zur Serbien heftig kritisiert. (c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN) Olga Tokarczuk - Polen Tokarczuk, die zu den bekanntesten Schriftstellerinnen Polens gehört, erhielt die Auszeichnung für "ihre narrative Vorstellungskraft, die, in Verbindung mit enzyklopädischer Leidenschaft, für das Überschreiten von Grenzen als eine neue Form von Leben steht", wie die Akademie mitteilte. Der Preis wurde 2019 nachgeholt und gemeinsam mit jenem für 2019 verlautbart. Die doppelte Auszeichnung wurde notwendig, weil sich die Akademie nach Skandalen und Austritten gegen eine Preisvergabe entschieden hat. (c) imago images/Hartenfelser (Peter Hartenfelser via www.imago) Der wunderbare Kazuo Ishiguro bekam 2017 den Literaturnobelpreis. Er sei "eine Kreuzung aus Jane Austen und Franz Kafka", ein sehr authentischer Schriftsteller, der seine eigene Ästhetik entwickelt habe, hieß es von der Jury. Obwohl in Japan geboren, gilt er als englischer Autor. Es ist keine erwartete, aber auch keine ungewöhnliche Entscheidung der Jury. (c) AFP Bob Dylan (geb. 1941) - USA Im Jahr 2016 gab es eine Überraschung: Der Nobelpreis ging an Sänger und Songwriter Bob Dylan. Er wurde "für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Gesangstradition" ausgezeichnet. Mit Songs wie "Blowin' in the Wind", "Tambourine Man" oder "Like a Rolling Stone" zählt der neue Literaturnobelpreisträger zu den Ikonen der Popmusik des 20. Jahrhunderts. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/KEVIN WINTE (KEVIN WINTER) Swetlana Alexijewitsch (geb. 1948) - Weißrussland Der Literaturnobelpreis 2015 ging an die Top-Favoritin der Wettbüros. Alexijewitsch wurde als Schriftstellerin, aber auch als investigative Journalistin bekannt. Ausgezeichnet wurde sie für "für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt", so die Nobelpreis-Akademie. (c) AFP (MAXIM MALINOVSKY) Patrick Modiano (geb. 1945) - Frankreich Der französische Schriftsteller bekomme die Auszeichnung "für die Kunst der Erinnerung, mit der er die unfassbarsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt der Besatzungszeit vor Augen geführt hat", so die Jury.Zu seinen bekanntesten Werken zählen die "Pariser Trilogie" und "Familienstammbuch". Modiano schrieb auch Drehbücher zu Filmen ("Lacombe, Lucien"). (c) APA/EPA/GALLIMARD PUBLISHING HOU (GALLIMARD PUBLISHING HOUSE) Alice Munro (geb. 1931) - Kanada Die Kanadierin sei "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte", begründete die Schwedische Akademie ihre Entscheidung. Die Booker Preisträgerin war im Vorfeld von den Buchmachern als Ko-Favoritin gehandelt worden. (c) REUTERS (MIKE CASSESE) Mo Yan (geb. 1955) - China 2012 ging der Nobelpreis für Literatur erstmals nach China. Er vereine "mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart", hieß es in der Begründung der Akademie. Wermutstropfen: Das Preisgeld wurde 2012 gekürzt. Der Nobelpreis ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen (930.000 Euro) dotiert, zwei Millionen weniger als noch 2011. (c) REUTERS (CHINA DAILY) Tomas Tranströmer (1931 - 2015) - Schweden Die Königliche Schwedische Akademie würdigt den Lyriker, "weil er uns mit seinen verdichteten, transparenten Bildern einen frischen Zugang zur Realität gibt." Bereits seit Jahren galt der Dichter als Favorit für die begehrte Literaturauszeichnung. (c) EPA (JUREK HOLZER) Mario Vargas Llosa (geb. 1936) - Peru Der südamerikanische Kosmopolit erhielt den Preis für seine "Kartografien von Machtstrukturen und seine bissigen Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums". Also vor allem für seine politischen Werke: "Die Stadt und die Hunde", 1962 erschienen, wird explizit genannt: Der Roman, der eigene Erfahrungen aufgreift und sich gegen die Militärs und eine von Gewalt bestimmte Erziehung wendet, wurde öffentlich in Lima verbrannt. (c) APA/AFP/EITAN ABRAMOVICH (EITAN ABRAMOVICH) Herta Müller (geb. 1953) - Deutschland Die in Rumänien geborene Autorin wurde vor allem durch ihre ihren Roman "Die Atemschaukel" (2009) bekannt. Das Komitee würdigte Müller als eine Autorin, die "mit der Verdichtung der Poesie und der Sachlichkeit von Prosa die Landschaft der Besitzlosen beschreibt". (c) REUTERS (HO) Jean-Marie Gustave Le Clézio (geb. 1940) - Frankreich / Mauritius Der Autor von "Der Afrikaner", "Revolutionen" und "Die Sintflut" ist für seine zivilisationskritischen Romane bekannt. Das Nobelpreiskomitee würdigte ihn als "Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, dem Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation". (c) APA/AFP/ERNESTO BENAVIDES (ERNESTO BENAVIDES) Doris Lessing (1919 - 2013) - Großbritannien Die in Afrika aufgewachsene Britin wurde mit "Das goldene Notizbuch" berühmt. Sie war die elfte Frau, die mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde. Lessing sei "Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat", so die Beründung der Jury. (c) REUTERS (Toby Melville / Reuters) Orhan Pamuk (geb. 1952) - Türkei Pamuks Erzählungen bewegen sich zwischen moderner europäischer Romantradition und der mystischen Tradition des Orients. In den Worten des Komitees hat der türkische Autor "auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden". (c) APA/AFP/OZAN KOSE (OZAN KOSE) Harold Pinter (1930 - 2008) - Großbritannien Pinter gilt als einer der wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts und war bekannt als der "zornige alte Mann" des britischen Theaters. Immer wieder irritierte Pinter sein Publikum mit verstörenden Werken. Der aus dem Londoner East End stammende Autor habe in seinen Dramen "den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz freilegt und in den geschlossenen Raum der Unterdrückung einbricht", so die Jury. (c) EPA (Fiona Hanson) Elfriede Jelinek (geb. 1946) - Österreich Jelinek war eine überraschende Gewinnerin. Die aus der Steiermark stammende Österreicherin weiß mit ihren Romanen und Dramen zu verstören und zu provozieren. Ihre komplexe, musikalische Sprache ist einzigartig, das würdigte auch das Nobelkomitee: Jelinek werde ausgezeichnet für "den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen". (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER) J. M. Coetzee (geb. 1940) - Südafrika Der ehemalige Programmierer veröffentlicht neben seinen Romanan auch Essays, vermischt die Genres mitunter auch. Coetzee selbst tritt in seinen Büchern immer als Kunstfigur auf und stelle damit "in zahlreichen Verkleidungen die überrumpelnde Teilhabe des Außenseitertums" dar, so die Jury. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter) Imre Kertész (1929 - 2016) - Ungarn Der Autor jüdischer Abstammung überlebte ein Jahr in Konzentrationslagern. Diese Erfahrung verarbeitete der Ungar auch literarisch, sein "Roman eines Schicksallosen" zählt zu den wichtigsten Dokumenten des Holocaust. Die Schwedische Akademie würdigte ihn "für ein schriftstellerisches Werk, das die zerbrechliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet". (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuter) V. S. Naipaul (1932 - 2018) - Trinidad und Tobago Neben seinen Romanen ist Vidiadhar Surajprasad Naipaul, so der volle Name, bekannt für seine Erfahrungsberichte aus verschiedenen Gegenden und Kulturen der Welt. Mit seiner Islamkritik in "Eine islamische Reise", die er nach einer Reise in den Iran verfasste, stieß er auf Kritik. Die Jury zeichnete ihn aus "für seine Werke, die hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereinen, und uns zwingen, die Gegenwart verdrängter Geschichte zu sehen". (c) APA/dpa (Ison) Gao Xingjian (geb. 1940) - Frankreich (China) Der Schriftsteller lebt im Exil in Frankreich und hat auch die französische Staatsbürgerschaft. Er wurde "für sein Werk von universaler Gütigkeit, bitterer Einsicht und sprachlichem Sinnreichtum" ausgezeichnet. (c) EPA (Juan Carlos Hidalgo) Günter Grass (1927 - 2015) - Deutschland Lange hat man mit Grass gerechnet, 1999 wurde der Autor der "Blechtrommel" dann tatsächlich ausgezeichnet. "Weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat", so die Akademie. (c) REUTERS (� Agencja Gazeta / Reuters) José Saramago (1922 - 2010) - Portugal "Die Stadt der Blinden" ist wohl das bekannteste Buch des Portugiesen. Er ist aber nicht nur Romancier, sondern auch Lyriker, Essayist, Erzähler und Dramatiker. Er erhielt den Nobelpreis für "sein Werk, dessen Parabeln die Menschen die trügerische Wirklichkeit fassen lassen". (c) REUTERS (� Nacho Doce / Reuters) Dario Fo (1926 - 2016) - Italien Der Italiener war Schauspieler, Regisseur, Komponist, Bühnenbildner und natürlich Theaterautor. Er wurde "für sein volkstümlich-politisches Agitationstheater" ausgezeichnet. (c) REUTERS (� Alessandro Garofalo / Reuters) Wisława Szymborska (1923 - 2012) - Polen Die Lyrikerin engagierte sich im oppositionellen Untergrund der Solidarno und veröffentlichte sechzehn Gedichtbände. Ihr Werk lasse "ironisch-präzise den historischen und biologischen Zusammenhang in Fragmenten menschlicher Wirklichkeit hervortreten", so die Jury. (c) � STR New / Reuters Seamus Heaney (1939 - 2013) - Irland Der iritsche Schriftsteller wurde "in Würdigung der lyrischen Schönheit und ethischen Tiefe seines Gesamtwerks" ausgezeichnet. (c) Charles Platiau / Reuters Kenzaburo Oe (geb. 1935) - Japan Der Japaner, beeinflusst von französischer und amerikanischer Literatur, wurde "für seine Erschaffung einer Welt im Werk, in der sich Leben und Mythos zu einem erschütternden Bild des Menschen in der Gegenwart verdichten" geehrt. (c) REUTERS (Yuriko Nakao / Reuters) Toni Morrison (1931 - 2019) - USA Morrison war eine der bedeutendsten Vertreterinnen der afroamerikanischen Literatur. Die Jury wählte sie für "ihre literarische Darstellung einer wichtigen Seite der US-amerikanischen Gesellschaft durch visionäre Kraft und poetische Prägnanz". (c) APA (HERBERT P. OCZERET) Derek Walcott (1930 - 2017) - Trinidad und Tobago Walcott verband europäische Literaturtradition mit dem Kulturgut seiner Heimat und deren afrikanischen Wurzeln. Das Komitee würdigte ihn "für eine Dichtung von großer Leuchtkraft, getragen von einer historischen Vision, die aus einer multikulturellen Verpflichtung emporgewachsen ist". (c) REUTERS (� Eloy Alonso / Reuters) Nadine Gordimer (1923 - 2014) - Südafrika Gordimer wurde "für ihre epische Dichtung, die der Menschheit einen großen Nutzen erwiesen hat und durch die tiefen Einblicke in das historische Geschehen dazu beiträgt, dieses Geschehen zu formen" ausgezeichnet. (c) EPA (ALEJANDRO ERNESTO) Octavio Paz (1914– - 1998) - Mexiko Paz bekm den Literatur-Nobelpreis "in Würdigung seiner leidenschaftlichen Dichtung mit weiten Horizonten, geprägt von sinnlicher Intelligenz und humanistischer Integrität". (c) � STR New / Reuters Handke, Dylan, Müller: Die Preisträger seit 1990 Verliehen wird die mit acht Millionen Kronen (830.435 Euro) dotierte Auszeichnung dann mit den übrigen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamiterfinders und Preisstifters Alfred Nobel, in Stockholm.
Heuer fiel die Verkündung nicht in jene Woche, in der auch die übrigen Nobelpreise veröffentlicht wurden.
Die Auszeichnung Der Nobelpreis für Literatur wird seit 1901 vergeben. Die Preisträger seit 2010:
2016: Bob Dylan (USA) 2015: Swetlana Alexijewitsch (Weißrussland) 2014: Patrick Modiano (Frankreich) 2013: Alice Munro (Kanada) 2012: Mo Yan (China) 2011: Thomas Tranströmer (Schweden) 2010: Mario Vargas Llosa (Peru) Diskografie Bob Dylans Alben
1962: Bob Dylan 1963: The Freewheelin’ Bob Dylan 1964: The Times They Are a-Changin’ 1964: Another Side of Bob Dylan 1965: Bringing It All Back Home 1965: Highway 61 Revisited 1966: Blonde on Blonde 1967: John Wesley Harding 1969: Nashville Skyline 1970: Self Portrait 1970: New Morning 1973: Pat Garrett & Billy the Kid 1973: Dylan 1974: Planet Waves (mit The Band) 1975: Blood on the Tracks 1976: Desire 1978: Street Legal 1979: Slow Train Coming 1980: Saved 1981: Shot of Love 1983: Infidels 1985: Empire Burlesque 1986: Knocked Out Loaded 1988: Down in the Groove 1989: Oh Mercy 1990: Under the Red Sky 1992: Good As I Been to You 1993: World Gone Wrong 1997: Time Out of Mind 2001: “Love and Theft” 2006: Modern Times 2009: Together Through Life 2009: Christmas in the Heart 2012: Tempest 2015: Shadows in the Night 2016: Fallen Angels
(APA/Red.)
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