Nobelpreis für Literatur geht heuer an Bob Dylan

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Sensation beim Literaturnobelpreis 2016: Der Songwriter Bob Dylan bekommt den Preis "für seine poetischen Neuschöpfungen". Er selbst wurde vorab nicht informiert.

Die Wahl des Literaturnobelpreisträgers 2016 fällt überraschend aus: die Auszeichnung geht heuer an den US-Songwriter und Sänger Bob Dylan. Das gab die Schwedische Akademie heute, Donnerstag, um 13 Uhr den Literaturnobelpreisträger 2016 bekannt. Der Songwriter  bekommt den Preis "für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songproduktion", begründete Sara Danius, die Vorsitzende der Königlich Schwedischen Akademie, die Wahl. Mit Songs wie "Blowin' in the Wind", "Tambourine Man" oder "Like a Rolling Stone" zählt der neue Literaturnobelpreisträger zu den Ikonen der Popmusik des 20. Jahrhunderts. "Sein Einfluss auf die zeitgenössische Musik ist nachhaltig und er ist das Objekt eines ständig wachsenden Stroms von Sekundärliteratur", so die schwedische Akademie in ihren biografischen Angaben.

Die Wettbüros sahen im Vorfeld wie üblich Favoriten wie Haruki Murakami oder Adonis, aber auch Ngũgĩ wa Thiong'o vorne - aber auch Dylan galt sein Jahren als möglicher Kandidat. Dass ihm der Nobelpreis tatsächlich zuerkannt wird, dachten dennoch wenige.

Die Zuerkennung des Preises dürfte für Dylan eine genauso große Überraschung gewesen sein wie für alle anderen. Die Jury habe vor der Verkündung am Donnerstagmittag nicht mit ihm gesprochen, sagte Danius nach der Bekanntgabe. Sie wollte ihn aber so schnell wie möglich anrufen. "Ich denke, ich habe eine gute Nachricht."

Folk und Lyrik

Bob Dylan wurde am 24. Mai 1941 in Duluth, Minnsesota, geboren und wuchs in einer jüdischen Familie in Hibbing auf. Seine musikalischen Anfänge zählten zur Folk Music, seine Texte waren beeinflusst von den Autoren der Beat Generation sowie von moderner Lyrik. 1961 zog er nach New York und begann in Clubs und Cafes im Greenwich Village aufzutreten. Ab Mitte der 1960er Jahre feierte er enorme Erfolge und wurde zu einem der einflussreichsten US-amerikanischen Musiker.

Als Erfinder des elektrischen Folkrocks mit Meisterwerken wie "Like A Rolling Stone" wies er einer ganzen Musikergeneration neue Wege. Auch im fortgeschrittenen Alter nahm er wichtige Alben wie "Time Out Of Mind" (1997) auf.

Seit den späten 1980er Jahren auf Tour

Wichtige Alben waren "Bringing It All Back Home" und "Highway 61 Revisited" im Jahr 1965, "Oh Mercy" (1989), "Time Out Of Mind" (1997) oder "Modern Times" (2006), wichtige Themen waren soziale Probleme, Religion, Politik und Liebe. Neben seinen Erfolgen als Sänger und Songwriter hat sich Dylan auch als Maler, Schauspieler und Drehbuchautor betätigt.

2004 veröffentlichte er seine Autobiografie "Chronicles". Seit den späten 1980er Jahren ist er mit der "Never-Ending Tour" ohne Unterbrechung unterwegs - und spielte dabei in den vergangenen Jahren mehrfach auch vor ausverkauften Hallen in Österreich.

Verliehen wird die mit acht Millionen Kronen (830.435 Euro) dotierte Auszeichnung dann mit den übrigen Nobelpreisen am 10. Dezember, dem Todestag des schwedischen Dynamiterfinders und Preisstifters Alfred Nobel, in Stockholm.

Heuer fiel die Verkündung nicht in jene Woche, in der auch die übrigen Nobelpreise veröffentlicht wurden.

Die Auszeichnung

Der Nobelpreis für Literatur wird seit 1901 vergeben. Die Preisträger seit 2010:

  • 2016: Bob Dylan (USA)
  • 2015: Swetlana Alexijewitsch (Weißrussland)
  • 2014: Patrick Modiano (Frankreich)
  • 2013: Alice Munro (Kanada)
  • 2012: Mo Yan (China)
  • 2011: Thomas Tranströmer (Schweden)
  • 2010: Mario Vargas Llosa (Peru)

Diskografie

Bob Dylans Alben

1962: Bob Dylan
1963: The Freewheelin’ Bob Dylan
1964: The Times They Are a-Changin’
1964: Another Side of Bob Dylan
1965: Bringing It All Back Home
1965: Highway 61 Revisited
1966: Blonde on Blonde
1967: John Wesley Harding
1969: Nashville Skyline
1970: Self Portrait
1970: New Morning
1973: Pat Garrett & Billy the Kid
1973: Dylan
1974: Planet Waves (mit The Band)
1975: Blood on the Tracks
1976: Desire
1978: Street Legal
1979: Slow Train Coming
1980: Saved
1981: Shot of Love
1983: Infidels
1985: Empire Burlesque
1986: Knocked Out Loaded
1988: Down in the Groove
1989: Oh Mercy
1990: Under the Red Sky
1992: Good As I Been to You
1993: World Gone Wrong
1997: Time Out of Mind
2001: “Love and Theft”
2006: Modern Times
2009: Together Through Life
2009: Christmas in the Heart
2012: Tempest
2015: Shadows in the Night
2016: Fallen Angels

(APA/Red.)

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