Nobelpreis für Literatur: Den Sänger Bob Dylan als lyrischen Trickdieb zu sehen, wäre völlig verfehlt. Nicht nur in seiner „Geniephase“ fand er ganz eigene lyrische Erzählformen.
Seit einer knappen Woche ist Bob Dylan wieder auf seiner Never Ending Tour, die den heute 75-jährigen Rastlosen seit 1988 durch die Welt führt. Freitagabend tritt er ein zweites Mal beim Veteranenfestival in Indio auf, gemeinsam mit den Rolling Stones, die sich nicht nach seinem Song „Like a Rolling Stone“ benannt, diesen aber schon live gespielt haben. So erreicht ihn die Nachricht von seinem Preis dort, wo er sich immer daheim gefühlt hat: on the road.
Über die Reisenden, „that come with the dust and are gone with the wind“, hatte er einst, 1961, in seinem ersten unter eigenem Namen erschienenen Lied „Song to Woody“ gesungen, hatte sich, demütig und anmaßend zugleich, in die Reihe der Folkpoeten und Bluesbarden gestellt. Dort ist er geblieben – einen „Song and Dance Man“ nannte er sich gern bescheiden – und ist zugleich mehr geworden. Für dieses Mehr wohl hat ihn die Schwedische Akademie nun endlich ausgezeichnet, nachdem er gute zwei Jahrzehnte für den Nobelpreis im Gespräch war.
Zunächst hat Bob Dylan, geboren als Robert Zimmerman 1941 in Duluth, Minnesota, als Sohn russischstämmiger Juden, das in den frühen Sechzigerjahren blühende Genre des Protestsongs vollendet und überhöht: Songs wie „Blowin' in the Wind“, „A Hard Rain's A-Gonna Fall“ oder „Masters of War“ mit ihrer erhaben apokalyptischen Rhetorik haben längst den Test der Zeit bestanden, auch ganz konkrete Vorkommnisse behandelnde Lieder, wie „Lonesome Death of Hattie Carrol“ über einen rassistischen Totschlag, wirken heute noch. Dylans erste große Wende, 1964, fasste er selbst in „My Back Pages“ so: „Good and bad, I defined these words, quite clear, no doubt somehow, but I was so much older then, I'm younger than that now.“ So stürzte er sich fliegenden Haares in seine wildeste, bilderreichste Phase: Auf den Alben „Bringing It All Back Home“, „Highway 61 Revisited“ und „Blonde on Blonde“ packte er mythische Figuren aller Zeiten, von Cinderella bis Einstein, von Abraham bis Casanova, in ein amerikanisches Panoptikum. Zugleich schuf er mit „Sad-Eyed Lady of the Lowlands“ ein Liebeslied, das in der Geliebten die gesamte Welt umfasst. Zehn Jahre später folgte mit „Sara“ ein ebenso genialer Nachtrag, da hatte er sich soeben von seiner Frau getrennt . . .
Lieder wie alte „Mysterienspiele“
Wie biografisch sind Bob Dylans Texte? Wie zusammengesetzt ist das lyrische Ich seiner Songs? „Meine Songs gleichen Mysterienspielen, wie Shakespeare sie sah, als er ein Kind war“, erklärte Dylan selbst einmal: Der englische Weltdichter kam schon 1966 in „Stuck Inside of Mobile With the Memphis Blues Again“ vor, als Clown, Bob Dylans letzte Platte mit eigenen Songs (2012) hieß wohl auch nicht ganz zufällig „Tempest“, obwohl er selbst grantig eine Inspiration durch Shakespeares „The Tempest“ leugnete: Im Titelsong zeichnete er den Untergang der Titanic aus der Perspektive eines ungerührten Beobachters („There is no understanding on the judgement of God's hand“), in „Roll on John“ mischte er das Leben John Lennons mit Motiven aus der Odyssee und Zitaten aus William Blakes Gedicht „Tyger, tyger“.
Im Laufe seiner bisherigen Karriere hat Bob Dylan mehr als 35 Studioalben veröffentlicht. "Die Presse" stellt neun wichtige Platten vor. (c) APA/AFP/DPA/ISTVAN BAJZAT (ISTVAN BAJZAT)
1963 Das zweite Album des Musikers und das erste mit überwiegend Eigenkompositionen. Produziert von John Hammond war "The Freewhelin' Bob Dylan", noch dem Folk zuordenbar, der künstlerische und kommerzielle Durchbruch des Musikers. Es beginnt mit "Blowin' in the Wind", das bis heute wohl meistgespielte Lied Dylans Auf dem Cover ist Dylan mit seiner damaligen Muse Suze Rotolo, die 2011 starb, zu sehen. Bekannte Songs: "Blowin' in the Wind" "Don’t Think Twice, It’s All Right" "Masters of War" (c) Columbia Records
1965 Das Folk-Rock-Album wurde in Europa unter dem Titel "Subterranean Homesick Blues" veröffentlicht. Dylan wendete sich vom klassischen Folk ab und wurde auf dem Album von elektrisch verstärkten Instrumenten begleitet. Bekannte Songs: "Subterranean Homesick Blues" "Mr. Tambourine Man" "It’s Alright, Ma (I’m Only Bleeding)" "It’s All Over Now, Baby Blue" (c) Columbia Records
1965 Mit "Highway 61 Revisited" trieb Dylan den Wechsel von Folk auf Rock voran. Der Song "Like a Rolling Stone", den das Musikmagazin "Rolling Stone" zum besten Song der Musikgeschichte kürte, ist darauf zu hören. Der "Highway 61" des Titels führt von Dylans Geburtsstadt Duluth zu den wichtigen Bluesmetropolen des Südens St. Louis, Memphis oder New Orleans. Bekannte Songs: "Like a Rolling Stone" "Queen Jane Approximately" "Desolation Row" (c) Columbia Records
1966 Das Jahr 1966 war musikalisch ein gutes: Neben "Blonde on Blonde", dem ersten Doppel-Album des Rock, erschien auch "Revolver" von den Beatles, "Aftermath" von den Rolling Stones und "Pet Sounds" von den Beach Boys. Vom deutschen "Rolling Stone"-Magazin wurde Dylans Album zum besten der Musikgeschichte gekürt. Bekannte Songs: "Visions of Johanna" "I Want You" "Just Like a Woman" "Sad Eyed Lady of the Lowlands" (c) Columbia Records
1975 Nach einem Motorradunfall Ende Juli 1966 zog sich Dylan aus der Öffentlichkeit zurück, und lebte mit seiner Frau Sara und den gemeinsamen Kindern am Land. Musik veröffentlichte er weiterhin, aber erst "Blood on the Tracks" gereichte wieder zum Meisterwerk. Darauf verarbeitete er die Trennung von seiner Frau. Dylan selbst bezeichnete das Album als künstlerischen Wendepunkt. Bekannte Songs: "Tangled Up in Blue" "Simple Twist of Fate" "Shelter from the Storm" (c) Columbia Records
1976 Mit dem Eröffnungssong "Hurricane" machte er den Fall des inhaftierten afroamerikanischen Boxers Rubin Carter öffentlich, der in einem Indizienprozess zu dreifachem Mord verurteilt wurde. Neben politischen Einzelschicksalen besang Dylan mystisch-religiöse Themen. Bekannte Songs: "Oh, Sister" "Joey" "Sara" (c) Columbia Records
1997 Die Achtziger gelten nicht als Dylans fruchtbarste Zeit (trotz starker Songs wie "Most of the Time"), aber mit "Time Out of Mind" schloss der Musiker an frühere Erfolge an. Erstmals seit 1990 veröffentlichte er darauf wieder eigene Songs. Musikalisch lässt es sich dem Genre Americana zuordnen. Anspieltipps: "Love Sick" "Make You Feel My Love" "Highlands" (c) Columbia Records
2006 Dylans spätes Meisterwerk und sein erstes Album seit "Desire", das auf Platz eins der US-Charts kam. Darauf zelebriert er Blues, Jazz und Gospel. Anspieltipps: "Rollin' and Tumblin'" "Someday Baby" "Ain't Talkin'" (c) Columbia Records
2012 Ein weiteres spätes Meisterwerk, erschienen fünfzig Jahre nach seinem Debütalbum "Bob Dylan". In dem Titeltrack "Tempest" besingt er den Untergang der RMS Titanic. "Roll on John" ist eine Hommage an John Lennon. Das Cover ziert ein Motiv aus Wien: Die Statue am Fuße des Pallas-Athene-Brunnen verkörpert die Moldau. Anspieltipps: "Duquesne Whistle" "Tempest" "Roll on John" (c) Columbia Records
Die wichtigen Alben von Bob Dylan
Wie die Blues- und Countrysänger, in deren Tradition er begonnen hat – und zu denen er sich in seinem Spätwerk wieder gesellt –, scheut sich Bob Dylan nicht davor, Phrasen, ja ganze Zeilen aus anderen Songs zu entlehnen, sie sich anzueignen. „,Love and Theft‘“ hieß 2011 ein Album – das darf man durchaus auch als „Diebstahl“ von Poesie verstehen: Forscher fanden etliche Stellen aus dem japanischen Roman „Confessions of a Yakuza“ darin, aber auch Zeilen aus Ovids „Tristien“, in einer neuen englischen Übersetzung, die Dylan offenbar gerade gelesen hatte. Es wäre aber ganz verfehlt, Bob Dylan als lyrischen Trickdieb zu bezeichnen. Nicht nur in seiner oben beschriebenen ersten Geniephase 1965/66, sondern auch auf seiner zweiten großen Trias von Alben („Blood on the Tracks“, „Desire“, „Street Legal“, 1975 bis 1978) fand er zu ganz eigenen lyrischen Erzählformen. So schildert er oft die Handlung aus der Sicht mehrerer Personen: „Me, I'm still on the road, headin' for another joint, we always did feel the same, we just saw it from a different point of view“, heißt es abschließend in „Tangled up in Blue“. Und in „Oh Sister“, einem seiner geheimnisvollsten Songs, sang er inbrünstig: „We grew up together from the cradle to the grave, we died and were reborn and then mysteriously saved.“ Das religiöse Element in Dylans Poesie ist überhaupt nicht zu unterschätzen, nicht nur die drei Alben seiner Zeit als Mitglied der fundamentalistisch-christlichen Erweckungsbewegung (1979 bis 1981) sind voller Bibelzitate, schon auf „John Wesley Hardin“ (1968) finden sich etliche, nicht zuletzt in „All Along the Watchtower“, dieser knappen Ankündigung einer Apokalypse, die dann aber in einer Westernszene endet: „Two riders were approaching, the wind began to howl.“
Wer kennt ihn und seine zeitlosen Protest-Songs nicht? Der Singer/Songwriter und Folk-Poet Bob Dylan wurde 1941 im US-Bundesstaat Minnesota als Robert Allen Zimmerman geboren. (c) Reuters
Seit Jahren galt er als Anwärter auf die höchste literarische Auszeichnung, den Nobelpreis für Literatur. Nun bekommt er sie tatsächlich. (c) AFP
Noch unter seinem Geburtsnamen Robert Zimmerman spielte der Gitarrist und Pianist zunächst Mitte der 50er-Jahre Rock 'n' Roll in Highschool-Bands. Das Faible für die neue Folk-Bewegung entdeckte der aus einer jüdischen Familie stammende Dylan 1959 an seinem Studienort Minneapolis. Der "Strom der Veränderung" trieb ihn in den New Yorker Szene-Stadtteil Greenwich Village. Erste Konzerte in kleinen Folkclubs, erste Plattenaufnahmen, der erste Vertrag mit dem Label Columbia - aber noch deutete nichts darauf hin, dass hier einer die Musikwelt auf den Kopf stellen sollte. (c) Imago
Bob Dylans erstes Album, das er schlicht "Bob Dylan" nannte, erschien 1962. 1963 wurde "Blowin' in the Wind" veröffentlicht. Der Song galt als eine der Hymnen der Folk-Rock-Bewegung und wurde unzählige Male gecovert, unter anderem von Marlene Dietrich. Im Film "Forrest Gump" wird er von Joan Baez gesungen. Auf dem Bild ist er 1978 in Paris zu sehen. (c) AFP
Bob Dylans Songs waren der Soundtrack der Vietnamkriegsgegner in den 60er Jahren. Sein erstes Konzert in Vietnam spielte er übrigens am 10. April 2011 in der Hauptstadt Ho-Chi-Minh-Stadt (früher: Saigon). Seine Asien-Tour führte Dylan in diesem Jahr durch Taiwan, China, Vietnam, Hong Kong und Singapur. (c) EPA (VI KHOA / HANDOUT)
Wilde, wütende Lieder wie "Masters Of War" oder "A Hard Rain's A-Gonna Fall" qualifizieren Dylan für die Protest-Folk-Bewegung um Joan Baez - und für den Marsch der Bürgerrechtler ("Civil Rights March") mit Martin Luther King nach Washington. Im Bild: Dylan mit Baez.
Sein Einfluss auf die sich entwickelnden Folk-Kultur in den 1960ern war groß. Aber er wollte weder die Rolle eines Folkidols auf Dauer annehmen, noch die der politischen Symbolfigur. Also mutierte er zum Rockmusiker mit elektrischer Gitarre und lauter Band. Seine Fans waren wenig begeistert. Aber Dylan ließ sich nicht beirren und komponiert Mitte bis Ende der 60er Klassiker in Serie. "Like A Rolling Stone" brach damals gängige Regeln der Musikindustrie und wurde später vom Fachblatt "Rolling Stone" zum besten Lied aller Zeiten gekürt. Alben wie "Bringing It All Back Home", "Highway 61 Revisited" und "Blonde On Blonde" machten Dylan zum Rockstar. Seine mit ungewohnten Metaphern und literarischen Anspielungen durchsetzten Texte sind von beispielloser Qualität. (c) Imago
Nach einem mysteriösen Motorradunfall im Sommer 1966 zog sich Dylan aus der Öffentlichkeit zurück, ließ die von ihm geprägte Gegenkultur links liegen, lebte mit seiner Ehefrau Sara Lowndes und den gemeinsamen Kindern nahe Woodstock bei New York. Als dort 1969 das wichtigste Festival des Jahrzehnts über die Bühne ging, war ausgerechnet er nicht dabei. (c) Imago
Die 70er waren eine wechselhafte, schwierige Zeit für Dylan: die Trennung von seiner Frau, mit der er vier Kinder hat. Eine gewisse künstlerische Stagnation (abgesehen vom herausragenden "Blood On The Tracks" und in Teilen "Desire") stellte sich ein, am Ende des Jahrzehnts eine Hinwendung zum Christentum. All das ist begleitet vom Aufschrei vieler Fans. (c) Imago
Für die 80er fällt die Bilanz durchwachsen aus: einige schwache Platten, Alkoholprobleme, chaotische Konzerte. 1986 nahm er Carolyn Dennis, seine langjährige Backgroundsängerin zur Frau. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. 1992 folgte die Scheidung.Im Bild: David Bowie mit Bob Dylan (c) Imago
Dylan erzielte kommerzielle Erfolge mit der All-Star-Band Traveling Wilburys, der Beginn der berühmten "nie endenden Tournee" rund um den Erdball mit 100 Konzerten pro Jahr seit 1988. Und mit dem Album "Oh Mercy" eine Rückkehr (fast) zu alter Form. Die komplette Rehabilitierung gelang 1997 mit dem ersten großen Alterswerk "Time Out Of Mind". Es wurde hoch gelobt. (c) Reuters
Seitdem hat Dylan trotz immer brüchiger werdender, schnarrender Stimme einen Lauf, setzt Rufzeichen wie "Modern Times" (2006) oder "Tempest" (2012). Die Liedsammlung "Shadows In The Night" (2015), mit Stücken, die auch Frank Sinatra im Repertoire hatte, erntete viel Anerkennung. Dylans Alben steigen nun in den Charts so hoch wie selbst in den 60ern nicht, teilweise bis an die Spitze. Im Bild: Dylan 2002 bei der Verleihung der Grammy Awards. (c) AFP
Star-Regisseur Martin Scorsese ("The Aviator", "Goodfellas") produzierte 2005 einen zweiteiligen Dokumentarfilm über Bob Dylan.Darin schildert er den Aufstieg Bob Dylans von einem unbekannten Sänger zu einem der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts. (c) WDR/Paramount
Auch auf österreichische Musiker hatte er großen Einfluss. Bei Falcos Begräbnis wurde Dylans "It’s All Over Now, Baby Blue" gespielt. Der österreichische Pop-Star hatte den Titel aus dem Jahr 1965 auf seinem Album "Falco 3" interpretiert. (c) ORF (Johannes Cizek)
Auch Austropopper Wolfgang Ambros ist zeitlebens ein Bewunderer von Bob Dylan. 1978 brachte er das Album "Wie Im Schlaf" heraus. Auf der Platte sang Ambros zehn Dylan-Songs auf Deutsch. So wurde beispielsweise aus "Like A Rolling Stone" der Titel "Allan Wie A Stan". (c) APA
Preise über Preise: 2008 erhielt Bob Dylan den Pulitzer-Sonderpreis für seinen besonderen Einfluss auf die Popkultur und seine lyrischen Kompositionen. Barack Obama verlieh Dylan 2009 in seiner Abwesenheit die National Medal of Arts. In seiner beispiellosen Karriere gewann er außerdem elf Grammys, den Oscar für den besten Original-Song (2000 mit "Things Have Changed" aus dem Film "Wonder Boys") und den Golden Globe im Folgejahr mit dem selben Lied. 1988 wurde er in die Rock'n'Roll Hall of Fame eingeführt.Nun kommt noch der Nobelpreis dazu. (c) AFP
Der Folk- und Rockpoet Bob Dylan bekommt den Nobelpreis
Dieser Song wurde in der Version von Jimi Hendrix berühmt, auch viele andere Dylan-Stücke waren als Coverversionen anderer Interpreten erfolgreicher als im Original, man denke nur an „Mister Tambourine Man“, das die Byrds in die Hitparade brachten. In ihrer Fassung fehlen freilich schöne Zeilen: „Yes, to dance beneath the diamond sky with one hand waving free, silhouetted by the sea, circled by the circus sands, with all memory and fate driven deep beneath the waves, let me forget about today until tomorrow.“
„Picasso of Songs“, „Poet Laureate“
Vermittelt sich die Faszination solcher Zeilen auch beim Lesen? Braucht sie den Gesang, die Melodie? Braucht sie gar Bob Dylans nuancenreiche, völlig zu Unrecht als schlampig abgetane Gesangskunst? Das hat sich gewiss auch die Schwedische Akademie überlegt, bevor sie sich entschieden hat, dem wichtigsten Vertreter des Metiers Singer/Songwriter, dem „Picasso of Song“, wie ihn sein Kollege Leonard Cohen nannte, auszuzeichnen. Bob Dylan, der schon 1970 eine Auszeichnung (einen Ehrendoktor) gelassen in einem Song („Day of the Locusts“) beschrieb, wird wohl nicht viel Aufhebens darum machen, aber seine Lobredner dürfen dem üblichen Attribut „Poet Laureate of Rock 'n' Roll“ nun das formellere „Literaturnobelpreisträger“ hinzufügen. Roll on.
Lyriker mit Nobelpreis
Nur eine Minderheit der Literaturnobelpreisträger wurde durch Gedichte dazu. Bob Dylan hat 1965 den Roman „Tarantula“ verfasst und 2004 den ersten Teil einer Autobiografie, „Chronicles“, veröffentlicht; doch das dürfte für die Jury keine Rolle gespielt haben. Unter den in der Vergangenheit gekürten Lyrikern findet man noch heute weltberühmte Namen: etwa den Iren William Butler Yeats (1923), die deutsche Jüdin Nelly Sachs (1966), die Italiener Salvadore Quasimodo (1959) und Eugenio Montale (1975) oder den Mexikaner Octavio Paz (1990). Der syrische Lyriker Adonis zählt seit Jahren zu den chancenreichsten Kandidaten.
Mehrfach hat die Akademie-Chefin Sara Danius versucht, den Nobelpreisträger persönlich zu erreichen. Erfolglos. Aber seine Mitarbeiter haben ihr "sehr liebenswürdige Antworten" geschickt.
Sensation beim Literaturnobelpreis 2016: Der Songwriter Bob Dylan bekommt den Preis "für seine poetischen Neuschöpfungen". Er selbst wurde vorab nicht informiert.
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