Friedenspreis des Buchhandels an Margaret Atwood

Schriftstellerin Margaret Atwood.
Schriftstellerin Margaret Atwood.(c) APA/AFP/ROBYN BECK
  • Drucken

Die fabulierfreudige kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood wird den Preis am 15. Oktober in Frankfurt entgegennehmen.

Man glaubt sie fast vor sich zu sehen, Margaret Atwood, die gerade an einem neuen Werk schreibt: Wie viel Spaß sie hat beim wilden Fabulieren, beim Durchspielen von Gedanken, mit welcher diebischen Freude sie ihre Figuren konzipiert: Etwa die naive Charmaine aus ihrem diesen Frühling erschienenen Roman „Das Herz kommt zuletzt“, die mit großen Augen und süßem Lächeln Teil einer Todesmaschinerie wird, denn wenn sie es nicht macht, tut es ein anderer, und irgendwie dient es ja auch einem guten Zweck, nicht wahr? Oder jene Männermörderin, die auf einem Kreuzfahrschiff dem Peiniger ihrer Jugend begegnet („Die steinerne Matratze“, 2016). Margaret Atwoods Sympathie gilt zwar den Frauen – aber das bedeutet auch, dass Frauen in ihren Romanen genauso brutal und fies, hinterlistig und schlau, verführbar von Macht und besessen vom Rechthaben sein dürfen wie Männer.

Komische Dystopien

Margaret Atwood, 1939 in Ottawa geboren, bekommt heuer den Friedenspreis des deutschen Buchhandels für ein Werk, in dem sich, so die Begründung der Jury, „immer wieder ihr politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen“ zeige. Diese Hellhörigkeit führt zu Dystopien wie „Die Geschichte von Zeb“ oder „Der „Report der Magd“, 1985 erschienen und eben erst mit großem Erfolg als Serie verfilmt. Eines der Erfolgsrezepte von Atwood: Bei aller Düsternis haben ihre Dystopien auch immer etwas Komisches: Man denke etwa an die sanft-verblödeten Menschlein in „Onyx und Crake“. Oder die Elvis nachempfundenen Sex-Maschinen in „Das Herz kommt zuletzt“.

Der vom Börsenverein des deutschen Buchhandels gestiftete Preis ist mit 25.000 Euro dotiert, Margaret Atwood wird ihn am 15. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche entgegennehmen. Letztes Jahr wurde die deutsche Publizistin Carolin Emcke ausgezeichnet. (best) [ AFP ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.