Weder Feind noch Freund

In ihrem Non-Fiction-Buch„Sweet Occupation“ wendet sich Lizzie Doron dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu. Im Mittelpunkt: Exsoldaten und Attentäter.

„Schreiben Sie doch auch ein Buch über uns.“ Mit diesen Worten wendet sich Mohammed, Palästinenser aus Ostjerusalem und verurteilter Attentäter, an die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron. Doron, die in ihrem Vorgängerbuch „Who the Fuck Is Kafka?“ ihre Freundschaft mit einem palästinensischen Filmemacher thematisierte und in früheren Romanen Israels „Zweite Generation“ beschrieb, stellt sich dieser Herausforderung.

Entstanden ist „Sweet Occupation“ – ein sehr persönlicher Doku-Roman über die Bekanntschaft mit Mohammed und seinen Mitstreitern von Combatants for Peace. Die Gruppe, bestehend aus israelischen Exsoldaten und einst gewaltbereiten Palästinensern, setzt sich nun für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts ein, fernab von Toleranzschwulst. „Du sollst in uns keine Freunde sehen“, sagt einer ihrer neuen Bekannten.

Geplagt von Angst und Zweifel lässt sich Doron auf die Geschichten der Männer ein. Es ist ihre permanente Reflexion, die das Buch so besonders macht. Zwischen den logbuchartig vermerkten Treffen springt sie in kurzen Sequenzen zurück in ihre Jugend, die geprägt war von Kriegen, Kampfgeist und Verlust. Sie sei zu weit gegangen, heißt es in Israel. Der Roman fand dort keinen Verleger. Dafür wird die Autorin nun in Deutschland breit rezipiert und gelobt. Sollte das skeptisch stimmen? Doron wirbt nicht um Verständnis für Gewalttaten. Sie hat nicht „die“ Lösung des Konflikts. Sie öffnet jedoch einen Raum für das Leid der anderen, nicht mehr und nicht weniger. som

Lizzie Doron: „Sweet Occupation“, übersetzt von Mirjam Pressler, DTV Premium, 204 Seiten, 17,40 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2017)

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