Dichter & Denker

Ernst Jandl: Sprachgewaltiger Poet und Provokateur

Ernst Jandl, Hexer der Sprache, mit seinem kommunizierenden Gefäß Friederike Mayröcker.
Ernst Jandl, Hexer der Sprache, mit seinem kommunizierenden Gefäß Friederike Mayröcker.(c) Franz Hubmann / Imagno / picturedesk.com
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Ein Gymnasiallehrer als Avantgarde-Idol. Ein bürgerlich-bieder wirkender Herr als Jongleur der Worte. Ein Dichter als begnadeter Sprachspieler, der ein Leben lang in unvergleichlich poetischer Höhe unterwegs war: Ernst Jandl.

„Ich liebe Dich.“ Immer wieder versuchen Lyriker diese zwölf Buchstaben fern von Kitsch und Klischee auszudrücken.

Kaum jemand beherrscht es so unverkrampft wie ein Hexer der Sprache: Ernst Jandl. In „beschreibung eines gedichtes“ ist „Ich liebe Dich“ das Zentrum seiner poetischen Liebeserklärung: „bei geschlossenen lippen ohne bewegung in mund und kehle jedes einatmen und ausatmen mit dem satz begleiten langsam und ohne stimme gedacht ich liebe dich so daß jedes einziehen der luft durch die nase sich deckt mit diesem satz jedes ausstoßen der luft durch die nase das ruhige sich heben und senken der brust.“

Seinem kommunizierenden GefäßFriederike Mayröcker, der Grande Dame der Poesie, hält er anlässlich ihres 70. Geburtstages eine Ansprache. Auch hier ist von Liebe die Rede: „unser leben ist, seit vierzig jahren, ein gemeinsames, ohne eine gemeinsame wohnung, und ohne kochtopf [...] hätten wir von ihr und ihrem werk kaum etwas erfaßt, würden wir nicht in jeder ihrer äußerungen die unerschöpfliche kraft ihrer liebe erkennen.“

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