Max Frisch: Der streitbare Moralist starb vor 20 Jahren

Der Schweizer Schriftsteller und Dramatiker Max Frisch starb vor 20 Jahren.
Der Schweizer Schriftsteller und Dramatiker Max Frisch starb vor 20 Jahren. (c) ORF (-)
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Er schrieb gegen Vorurteile an, rechnete mit der politischen Wirklichkeit ab und seine Werke wurden in 25 Sprachen übersetzt: Am 4. April jährt sich der Todestag des Schweizer Schriftstellers und Dramatikers.

Er war des Öfteren für den Literaturnobelpreis im Gespräch, hat ihn aber nie bekommen. Am 15. Mai wäre der Schweizer Schriftsteller und Dramatiker Max Frisch 100 Jahre alt geworden, am 4. April jährt sich sein Todestag zum 20. Mal.

Zusammen mit Friedrich Dürrenmatt war Max Frisch einer der überragenden deutschsprachigen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Der 1911 in Zürich geborene Frisch brach zunächst ein als unbefriedigend empfundenes Germanistikstudium ab, wandte sich der Architektur zu und eröffnete ein eigenes Büro. Erst nach dem Erfolg seines Romans "Stiller" im Jahr 1954 arbeitete er als freier Schriftsteller, auf der Suche nach Identität, auch seiner eigenen. Der Einzelne und sein brüchiges Verhältnis zu sich selbst und zum Anderen, zur Gesellschaft und das verwirrende Beziehungsgeflecht in einer immer unverständlicheren Welt sind Themen, um die er kreiste.

Schrieb gegen Vorurteile und die Politik

Frisch galt als streitbarer Moralist und rechnete mit Vorurteilen und der politischen Wirklichkeit ab. Seine bekanntesten Stücke für das Theater sind wohl "Biedermann und die Brandstifter" (1958), eine entlarvende Analyse des Spießbürgers, der, angepasst, das Eindringen des Bösen in seine Welt nicht wahrnehmen will und "Andorra" (1961), das sich mit dem Antisemitismus auseinandersetzt. Nahezu in Vergessenheit geraten ist das Stück "Die Chinesische Mauer" (1946), in dem Frisch die menschheitsvernichtende Gefahr der Atombombe in den Mittelpunkt rückt.

Berühmt wurden neben "Stiller" seine Romane "Mein Name sei Gantenbein" (1964) und "Homo Faber" (1957). In letzterem wird der rationalitätsgläubige Ingenieur Walter Faber, geprägt vom technisch-wissenschaftlichen Weltbild, mit der unlogischen Macht des Schicksals konfrontiert und scheitert. Einen wesentlichen Bestandteil seines Oeuvres machen Frischs literarische "Tagebücher" (1946-49 und 1966-71) aus, die autobiografische und fiktionale Elemente verknüpfen und in denen viele spätere Werke bereits skizzenartig angelegt sind. Weitere, 1982 begonnene Aufzeichnungen, wurden 2009 von Frischs Sekretärin entdeckt und unter dem Titel "Entwürfe zu einem dritten Tagebuch" im vergangenen Jahr posthum veröffentlicht.

Sorgte auch mit seinen Frauen für Furore

Frisch machte immer wieder mit seinen Frauenbeziehungen von sich reden. Der Autor war auch hier ein Suchender und fand dabei immer jüngere Gefährtinnen. Seine erste Frau und die drei Kinder verließ er 1954. Eine zweite Ehe scheiterte, unter anderem verbrachte er mehrere, für beide Seiten anstrengende Jahre mit der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Eheprobleme nehmen in seinem literarischen Werk eine bedeutende Stellung ein. Bearbeitet werden sie auch in seinem sehr intimen Spätwerk "Montauk" (1975), wo er die nicht wirklich folgenreiche Erkenntnis hat, "daß es sich verbietet, eine jüngere Frau an diese meine Zukunftslosigkeit binden zu wollen". Ausdruck auch einer zunehmenden Hinwendung zum Thema Tod.

Viele Preise, viele Werk-Übersetzungen

Frisch, überzeugt davon, dass Sprache die Wirklichkeit nicht abbilden könne, erhielt zahlreiche bedeutende Preise, darunter 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. "Stiller" erreichte als erstes Buch des Suhrkamp-Verlages eine Millionenauflage. Die Werke Frischs wurden vielfach übersetzt, am häufigsten "Homo Faber" in 25 Sprachen.

Max Frisch, der Autor mit der markanten Hornbrille und der Pfeife, starb kurz vor seinem 80. Geburtstag, am 4. April 1991. Wie sein Schriftstellerkollege Dürrenmatt sparte der weit gereiste Pazifist nicht mit Kritik an seinem Heimatland. Beider wenige Monate auseinanderliegender Tod - Dürrenmatt starb 69-jährig am 14. Dezember 1990 - kennzeichnete das Ende einer Ära in der Literatur der Schweiz.

(dpa)

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