Der ewige Favorit wird ausgezeichnet: Der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer erhält den Literatur-Nobelpreis 2011. Und die Akademie hat ein Leck.
Der Literatur-Nobelpreis 2011 geht an den schwedischen Lyriker Tomas Tranströmer. Das gab Peter Englund, der ständige Sekretär der Königlichen Schwedischen Akademie, am Donnerstag um 13 Uhr in Stockholm bekannt. Der 80-jährige Dichter wurde laut Jurybegründung gewürdigt, "weil er uns mit seinen verdichteten, transparenten Bildern einen frischen Zugang zur Realität gibt." Beobachter des Nobelpreises hatten mit der Vergabe an einen Lyriker gerechnet. Denn zuletzt war mit der Polin Wisawa Szymborska 1996 eine Dichterin ausgezeichnet worden.
"Einer der größten Poeten unserer Zeit"
Tranströmer gehört seit seinem lyrischen Auftakt im Jahr 1954 mit dem Band "17 dikter" (17 Gedichte) zur modernen Poesie innerhalb der Weltliteratur und gilt inzwischen auch als einer der bedeutendsten noch lebenden Lyriker. "Tranströmer ist einer der größten Poeten unserer Zeit", so Akademiesprecher Englund. Tranströmers Gedichtbände sind in rund 50 Sprachen übersetzt.
Das Werk des 1931 in Stockholm geborenen Schriftstellers ist überschaubar: Nur ein Dutzend Gedicht-Bände hat er seit seinem Debüt veröffentlicht. Sein Gesamtwerk besteht aus weniger als 100 Texten. Seit einem Schlaganfall 1990 ist Tranströmer halbseitig gelähmt und kann kaum mehr sprechen.
"Er glaubte nicht, dass er das erleben würde"
Tranströmer wurde von der Nachricht der Akademie "überrumpelt", sagte Englund im schwedischen Fernsehen: "Er hörte gerade Musik, als ich ihn anrief".
Der Literatur-Nobelpreis 2011 bleibt in Schweden: Der Lyriker Tomas Tranströmer erhält den mit 1,1 Millionen Euro dotierten Preis. Der 80-Jährige werde gewürdigt, "weil er uns mit seinen verdichteten, transparenten Bildern einen frischen Zugang zur Realität gibt", zitierte Peter Englund, der ständige Sekretär der Königlichen Schwedischen Akademie die Begründung. (c) AP (Leif R. Jansson)
"Tranströmer ist einer der größten Poeten unserer Zeit", so Englund. Das Gesamtwerk des Dichters besteht aus weniger als 100 Texten. Es ist nicht die Menge, sondern die Intensität und Kraft seiner Metaphern, die Tranströmers Ausnahmestellung als weltweit verehrter Lyriker ausmacht. (c) Epa/Kokot MÅ chler Suslin (Kokot MÅ chler Suslin)
"Wo andere hundert Worte machen würden und zehn genügten, da gibt uns Tranströmer ein einziges", schrieb der Kritiker Heinrich Detering in der "FAZ" über den Band "Das große Rätsel", der 2005 auf Deutsch erschien. (c) AP (Paula Transtromer)
Seit einem Schlaganfall 1990 ist der Lyriker schwer gezeichnet: Tranströmer ist halbseitig gelähmt und kann kaum mehr sprechen. Seine Frau Monica fungiert gleichsam als sein Sprechrohr: Ihr Ehemann habe die Nachricht, dass ihm der Nobelpreis zugesprochen werde, mit "sehr gemischten Gefühlen" entgegengenommen, sagte sie. "Er glaubte nicht, dass er das erleben würde." Aber er sei "glücklich und gerührt". (c) EPA (JESSICA GOW)
Ruhm und Anerkennung hat Tranströmer erst spät erfahren. Der Sohn einer schwedischen Journalistenfamilie studierte in den 1950er Jahren Psychologie, Literatur- und Religionsgeschichte in seiner Geburtsstadt Stockholm. Seinem erlernten Beruf als Psychologe blieb Tranströmer bis zu seinem schweren Schlaganfall treu. (c) AP (Jessica Gow)
Auch nach dem schriftstellerischen Debüt 1954 arbeitete er weiter als Anstaltspsychologe mit jugendlichen Straftätern. Später war er halbtags als Berufsberater in verschiedenen Arbeitsämtern tätig. Tranströmer ist der achte Schwede, der von der Akademie für den Literaturnobelpreis erkoren wurde. (c) EPA (JUREK HOLZER)
Schwedens großer Lyriker
Tranströmers Ehefrau Monica - seit dem Schlaganfall ihres Gatten gleichsam dessen Sprachrohr - beschrieb gegenüber der schwedischen Nachrichtenagentur TT die erste Reaktion ihres Mannes als "glücklich und gerührt". Der 80-jährige Dichter habe die Nachricht mit "sehr gemischten Gefühlen" entgegengenommen. "Er glaubte nicht, dass er das erleben würde. Er sagt, auch, dass es in Ordnung ist, dass jetzt all die Leute kommen und ihm gratulieren und ihn fotografieren werden", sagte die Frau des frischgebackenen Nobelpreisträgers.
Was Psychologe für jugendliche Strafgefangene
Ruhm und Anerkennung hat der studierte Psychologe Tranströmer, der aus einer schwedischen Journalistenfamilie stammt, spät erfahren. Nach seiner ersten literarischen Veröffentlichung vergingen fast drei Jahrzehnte, ehe die Kritik auch international aufmerksam wurde.
(c) EPA/JUREK HOLZER
Anfang der 60er Jahre arbeitete er als Anstaltspsychologe für jugendliche Strafgefangene. Von 1966 bis 1980 blieb Tranströmer neben der lyrischen Produktion halbtags als Berufsberater in Arbeitsämtern im "normalen" Arbeitsleben aktiv.
Entscheidung ist durchgesickert
Die Entscheidung dürfte kurz vor Bekanntgabe durchgesickert sein: Bis Donnerstagnachmittag führte der amerikanische Folk- und Rock-Poet Bob Dylan die Wettlisten beim britischen Wettanbieter Ladbrokes an. Dann zog Tranströmer plötzlich an Dylan vorbei. Die Quote sank binnen kurzer Zeit von 1:8 auf 1:1,66.
Die Königliche Akademie dürfte also ein Leck haben. Dabei hatte Englund erst im vergangenen Jahr ein neues Chiffriersystem eingeführt, um solchen Missbrauch zu verhindern. Denn bei den Preisträgern Orhan Pamuk 2006 und dem Franzosen Jean-Marie Le Clézio 2008 stiegen die Wetteinsätze ebenfalls kurz vor der Bekanntgabe drastisch an.
Reich-Ranicki: "Ich kenne ihn nicht"
Marcel Reich-Ranicki kennt den Nobelpreisträger übrigens nicht: "Ich habe keine Ahnung, wer der Lyriker ist", sagte Deutschlands "Literaturpapst" am Donnerstag. Auf die Frage, ob er Verständnis für die Vergabe an den Schweden habe, meinte der 91-Jährige: "Ich glaube nicht."
Reich-Ranickis langjähriger Wunschkandidat für den Nobelpreis, der US-Autor Philip Roth, ging auch dieses Mal wieder leer aus.
Mit 1,1 Millionen Euro dotiert
Die mit zehn Millionen Kronen (knapp 1,1 Millionen Euro) dotierte Auszeichnung ging im Vorjahr an den peruanischen Autor Mario Vargas Llosa. Die Nobelpreise werden am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.
Der Literaturnobelpreis ist immer für Diskussionen gut und sorgte auch schon für den einen oder anderen Skandal. Wer bekam den Preis bisher? Die Laureaten seit 1990 kurz vorgestellt (c) APA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND (JONATHAN NACKSTRAND)
Annie Ernaux - Frankreich Die französische Schriftstellerin wird "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung aufdeckt" gewürdigt. Vor der offiziellen Bekanntgabe erreichte die Akademie die Nobelpreiträgerin nicht, "aber wir sind sicher, dass sie die Nachricht bald erhalten wird", so Mads Malm, Sekretär der Schwedischen Akademie. (c) imago images/Agencia EFE (CATI CLADERA via www.imago-image)
Abdulrazak Gurnah - Tansania Für eine Überraschung sorgte der tansanische Autor Abdulrazak Gurnah. Die Schwedische Akademie zeichnete den in England lebenden Autor "für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten" aus. (c) APA/AFP/TOLGA AKMEN (TOLGA AKMEN)
Louise Glück - USA Die damals kaum bekannte amerikanische Lyrikerin wurde "für ihre unverkennbare poetische Stimme" ausgezeichnet, mit der sie "mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell" mache, so die Akademie. (Im Bild mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama) (c) imago images/ZUMA Wire (Ron Sachs - Cnp via www.imago-im)
Peter Handke - Österreich Der aus Kärnten stammend und in Paris lebende Autor wurde "für ein einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifizität der menschlichen Erfahrung untersucht" ausgezeichnet, so die Akademie. Doch die Wahl wurde wegen Handkes Haltung zur Serbien heftig kritisiert. (c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN)
Olga Tokarczuk - Polen Tokarczuk, die zu den bekanntesten Schriftstellerinnen Polens gehört, erhielt die Auszeichnung für "ihre narrative Vorstellungskraft, die, in Verbindung mit enzyklopädischer Leidenschaft, für das Überschreiten von Grenzen als eine neue Form von Leben steht", wie die Akademie mitteilte. Der Preis wurde 2019 nachgeholt und gemeinsam mit jenem für 2019 verlautbart. Die doppelte Auszeichnung wurde notwendig, weil sich die Akademie nach Skandalen und Austritten gegen eine Preisvergabe entschieden hat. (c) imago images/Hartenfelser (Peter Hartenfelser via www.imago)
Der wunderbare Kazuo Ishiguro bekam 2017 den Literaturnobelpreis. Er sei "eine Kreuzung aus Jane Austen und Franz Kafka", ein sehr authentischer Schriftsteller, der seine eigene Ästhetik entwickelt habe, hieß es von der Jury. Obwohl in Japan geboren, gilt er als englischer Autor. Es ist keine erwartete, aber auch keine ungewöhnliche Entscheidung der Jury. (c) AFP
Bob Dylan (geb. 1941) - USA Im Jahr 2016 gab es eine Überraschung: Der Nobelpreis ging an Sänger und Songwriter Bob Dylan. Er wurde "für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Gesangstradition" ausgezeichnet. Mit Songs wie "Blowin' in the Wind", "Tambourine Man" oder "Like a Rolling Stone" zählt der neue Literaturnobelpreisträger zu den Ikonen der Popmusik des 20. Jahrhunderts. (c) APA/AFP/GETTY IMAGES/KEVIN WINTE (KEVIN WINTER)
Swetlana Alexijewitsch (geb. 1948) - Weißrussland Der Literaturnobelpreis 2015 ging an die Top-Favoritin der Wettbüros. Alexijewitsch wurde als Schriftstellerin, aber auch als investigative Journalistin bekannt. Ausgezeichnet wurde sie für "für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt", so die Nobelpreis-Akademie. (c) AFP (MAXIM MALINOVSKY)
Patrick Modiano (geb. 1945) - Frankreich Der französische Schriftsteller bekomme die Auszeichnung "für die Kunst der Erinnerung, mit der er die unfassbarsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt der Besatzungszeit vor Augen geführt hat", so die Jury.Zu seinen bekanntesten Werken zählen die "Pariser Trilogie" und "Familienstammbuch". Modiano schrieb auch Drehbücher zu Filmen ("Lacombe, Lucien"). (c) APA/EPA/GALLIMARD PUBLISHING HOU (GALLIMARD PUBLISHING HOUSE)
Alice Munro (geb. 1931) - Kanada Die Kanadierin sei "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte", begründete die Schwedische Akademie ihre Entscheidung. Die Booker Preisträgerin war im Vorfeld von den Buchmachern als Ko-Favoritin gehandelt worden. (c) REUTERS (MIKE CASSESE)
Mo Yan (geb. 1955) - China 2012 ging der Nobelpreis für Literatur erstmals nach China. Er vereine "mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart", hieß es in der Begründung der Akademie. Wermutstropfen: Das Preisgeld wurde 2012 gekürzt. Der Nobelpreis ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen (930.000 Euro) dotiert, zwei Millionen weniger als noch 2011. (c) REUTERS (CHINA DAILY)
Tomas Tranströmer (1931 - 2015) - Schweden Die Königliche Schwedische Akademie würdigt den Lyriker, "weil er uns mit seinen verdichteten, transparenten Bildern einen frischen Zugang zur Realität gibt." Bereits seit Jahren galt der Dichter als Favorit für die begehrte Literaturauszeichnung. (c) EPA (JUREK HOLZER)
Mario Vargas Llosa (geb. 1936) - Peru Der südamerikanische Kosmopolit erhielt den Preis für seine "Kartografien von Machtstrukturen und seine bissigen Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums". Also vor allem für seine politischen Werke: "Die Stadt und die Hunde", 1962 erschienen, wird explizit genannt: Der Roman, der eigene Erfahrungen aufgreift und sich gegen die Militärs und eine von Gewalt bestimmte Erziehung wendet, wurde öffentlich in Lima verbrannt. (c) APA/AFP/EITAN ABRAMOVICH (EITAN ABRAMOVICH)
Herta Müller (geb. 1953) - Deutschland Die in Rumänien geborene Autorin wurde vor allem durch ihre ihren Roman "Die Atemschaukel" (2009) bekannt. Das Komitee würdigte Müller als eine Autorin, die "mit der Verdichtung der Poesie und der Sachlichkeit von Prosa die Landschaft der Besitzlosen beschreibt". (c) REUTERS (HO)
Jean-Marie Gustave Le Clézio (geb. 1940) - Frankreich / Mauritius Der Autor von "Der Afrikaner", "Revolutionen" und "Die Sintflut" ist für seine zivilisationskritischen Romane bekannt. Das Nobelpreiskomitee würdigte ihn als "Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, dem Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation". (c) APA/AFP/ERNESTO BENAVIDES (ERNESTO BENAVIDES)
Doris Lessing (1919 - 2013) - Großbritannien Die in Afrika aufgewachsene Britin wurde mit "Das goldene Notizbuch" berühmt. Sie war die elfte Frau, die mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde. Lessing sei "Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat", so die Beründung der Jury. (c) REUTERS (Toby Melville / Reuters)
Orhan Pamuk (geb. 1952) - Türkei Pamuks Erzählungen bewegen sich zwischen moderner europäischer Romantradition und der mystischen Tradition des Orients. In den Worten des Komitees hat der türkische Autor "auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt Istanbul neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden". (c) APA/AFP/OZAN KOSE (OZAN KOSE)
Harold Pinter (1930 - 2008) - Großbritannien Pinter gilt als einer der wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts und war bekannt als der "zornige alte Mann" des britischen Theaters. Immer wieder irritierte Pinter sein Publikum mit verstörenden Werken. Der aus dem Londoner East End stammende Autor habe in seinen Dramen "den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz freilegt und in den geschlossenen Raum der Unterdrückung einbricht", so die Jury. (c) EPA (Fiona Hanson)
Elfriede Jelinek (geb. 1946) - Österreich Jelinek war eine überraschende Gewinnerin. Die aus der Steiermark stammende Österreicherin weiß mit ihren Romanen und Dramen zu verstören und zu provozieren. Ihre komplexe, musikalische Sprache ist einzigartig, das würdigte auch das Nobelkomitee: Jelinek werde ausgezeichnet für "den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen". (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
J. M. Coetzee (geb. 1940) - Südafrika Der ehemalige Programmierer veröffentlicht neben seinen Romanan auch Essays, vermischt die Genres mitunter auch. Coetzee selbst tritt in seinen Büchern immer als Kunstfigur auf und stelle damit "in zahlreichen Verkleidungen die überrumpelnde Teilhabe des Außenseitertums" dar, so die Jury. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter)
Imre Kertész (1929 - 2016) - Ungarn Der Autor jüdischer Abstammung überlebte ein Jahr in Konzentrationslagern. Diese Erfahrung verarbeitete der Ungar auch literarisch, sein "Roman eines Schicksallosen" zählt zu den wichtigsten Dokumenten des Holocaust. Die Schwedische Akademie würdigte ihn "für ein schriftstellerisches Werk, das die zerbrechliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet". (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuter)
V. S. Naipaul (1932 - 2018) - Trinidad und Tobago Neben seinen Romanen ist Vidiadhar Surajprasad Naipaul, so der volle Name, bekannt für seine Erfahrungsberichte aus verschiedenen Gegenden und Kulturen der Welt. Mit seiner Islamkritik in "Eine islamische Reise", die er nach einer Reise in den Iran verfasste, stieß er auf Kritik. Die Jury zeichnete ihn aus "für seine Werke, die hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereinen, und uns zwingen, die Gegenwart verdrängter Geschichte zu sehen". (c) APA/dpa (Ison)
Gao Xingjian (geb. 1940) - Frankreich (China) Der Schriftsteller lebt im Exil in Frankreich und hat auch die französische Staatsbürgerschaft. Er wurde "für sein Werk von universaler Gütigkeit, bitterer Einsicht und sprachlichem Sinnreichtum" ausgezeichnet. (c) EPA (Juan Carlos Hidalgo)
Günter Grass (1927 - 2015) - Deutschland Lange hat man mit Grass gerechnet, 1999 wurde der Autor der "Blechtrommel" dann tatsächlich ausgezeichnet. "Weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat", so die Akademie. (c) REUTERS (� Agencja Gazeta / Reuters)
José Saramago (1922 - 2010) - Portugal "Die Stadt der Blinden" ist wohl das bekannteste Buch des Portugiesen. Er ist aber nicht nur Romancier, sondern auch Lyriker, Essayist, Erzähler und Dramatiker. Er erhielt den Nobelpreis für "sein Werk, dessen Parabeln die Menschen die trügerische Wirklichkeit fassen lassen". (c) REUTERS (� Nacho Doce / Reuters)
Dario Fo (1926 - 2016) - Italien Der Italiener war Schauspieler, Regisseur, Komponist, Bühnenbildner und natürlich Theaterautor. Er wurde "für sein volkstümlich-politisches Agitationstheater" ausgezeichnet. (c) REUTERS (� Alessandro Garofalo / Reuters)
Wisława Szymborska (1923 - 2012) - Polen Die Lyrikerin engagierte sich im oppositionellen Untergrund der Solidarno und veröffentlichte sechzehn Gedichtbände. Ihr Werk lasse "ironisch-präzise den historischen und biologischen Zusammenhang in Fragmenten menschlicher Wirklichkeit hervortreten", so die Jury. (c) � STR New / Reuters
Seamus Heaney (1939 - 2013) - Irland Der iritsche Schriftsteller wurde "in Würdigung der lyrischen Schönheit und ethischen Tiefe seines Gesamtwerks" ausgezeichnet. (c) Charles Platiau / Reuters
Kenzaburo Oe (geb. 1935) - Japan Der Japaner, beeinflusst von französischer und amerikanischer Literatur, wurde "für seine Erschaffung einer Welt im Werk, in der sich Leben und Mythos zu einem erschütternden Bild des Menschen in der Gegenwart verdichten" geehrt. (c) REUTERS (Yuriko Nakao / Reuters)
Toni Morrison (1931 - 2019) - USA Morrison war eine der bedeutendsten Vertreterinnen der afroamerikanischen Literatur. Die Jury wählte sie für "ihre literarische Darstellung einer wichtigen Seite der US-amerikanischen Gesellschaft durch visionäre Kraft und poetische Prägnanz". (c) APA (HERBERT P. OCZERET)
Derek Walcott (1930 - 2017) - Trinidad und Tobago Walcott verband europäische Literaturtradition mit dem Kulturgut seiner Heimat und deren afrikanischen Wurzeln. Das Komitee würdigte ihn "für eine Dichtung von großer Leuchtkraft, getragen von einer historischen Vision, die aus einer multikulturellen Verpflichtung emporgewachsen ist". (c) REUTERS (� Eloy Alonso / Reuters)
Nadine Gordimer (1923 - 2014) - Südafrika Gordimer wurde "für ihre epische Dichtung, die der Menschheit einen großen Nutzen erwiesen hat und durch die tiefen Einblicke in das historische Geschehen dazu beiträgt, dieses Geschehen zu formen" ausgezeichnet. (c) EPA (ALEJANDRO ERNESTO)
Octavio Paz (1914– - 1998) - Mexiko Paz bekm den Literatur-Nobelpreis "in Würdigung seiner leidenschaftlichen Dichtung mit weiten Horizonten, geprägt von sinnlicher Intelligenz und humanistischer Integrität". (c) � STR New / Reuters
Handke, Dylan, Müller: Die Preisträger seit 1990
Tranströmer ist der achte Schwede, der von der Akademie für den Literaturnobelpreis erkoren wurde. Frühere Preisträger waren 1909 Selma Lagerlöf, 1916 Verner von Heidenstam, 1931 Erik Axel Karlfeldt, 1951 Pär Lagerkvist, 1966 Nelly Sachs, 1974 Eyvind Johnson und Harry Martinson.
Tranströmer auf Deutsch
Tomas Tranströmers Werk ist zu einem großen Teil auch bereits auf Deutsch erhältlich. In Folge ein Überblick über die deutschsprachigen Veröffentlichungen des neuen Literaturnobelpreisträgers seit 1981:
"Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1981 "Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Heyne, 1983 "Formeln der Reise", aus dem Schwedischen nachgedichtet von Friedrich Ege, Hanns Grössel, Richard Pietrass, Pierre Zekeli, Berlin: Verlag Volk und Welt, 1983 "Der wilde Marktplatz: Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1985 (Originaltitel: "Det vilda torget") "Der Mond und die Eiszeit: Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Piper, 1992 "Schmetterlingsmuseum: fünf autobiographische Texte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, Leipzig: Reclam, 1992 "Für Lebende und Tote: Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1993 (Originaltitel: "För levande och döda") "Sämtliche Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1997 "Die Erinnerungen sehen mich", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1999 (Originaltitel: "Minnena ser mig") "Gedichte, ausgewählt von Raoul Schrott", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel, München: Hanser, 1999 "Einunddreißig Gedichte", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel; ausgewählt von Heiner Boehncke, Stade: Ed. Goldberg, 2002 "Das große Rätsel: Gedichte - Zweisprachige Ausgabe", aus dem Schwedischen von Hanns Grössel. München: Hanser, 2005 (Originaltitel: "Den stora gatan") "Ungdomsdikter / Jugendgedichte", Münster: Kleinheinrich, 2011
Der schwedische Poet Tomas Tranströmer erhält den Literaturnobelpreis 2011. Bereits seit Jahren galt der Lyriker als Favorit für die begehrte Literaturauszeichnung.
Kurz jubelten serbische Medien: Der Nobelpreis gehe an den Schriftsteller und einstigen jugoslawischen Präsidenten Dobrica Cosic, hieß es auf einer gefälschten Website.