Thomas Ballhausen: "Die Unversöhnten"

Einer der auffälligsten österreichischen Newcomer veröffentlicht einen neuen Roman.

"1.1 Außen regnet es, innen bleibt die Zeit stehen. Der Auftrag an mich war, wie immer, im toten Briefkasten hinterlegt worden." So beginnt der etwas mehr als 100 Seiten starke Roman "Die Unversöhnten", erschienen im Skarabaeus-Verlag. Verfasser Thomas Ballhausen, für viele noch ein Insider-Tipp, ist neuer Kritikerliebling der österreichischen Literatenszene. Von einem wahren "Österreich-Boom" spricht die NZZ und die ZiB2 stellte Ballhausen bereits in eine Riege mit Jelinek, Menasse, Haas und Franzobel.

Zwischen den Stühlen

Thomas Ballhausen besticht durch seine Schlichtheit als Person. "Thomas Ballhausen, geboren 1975, lebt in Wien" ziert das Cover jedes seiner Bücher. Der Autor stellt sich bewusst nicht in den Vordergrund seines Werkes. Wer besser um ihn Bescheid weiß, kennt ihn allerdings als umtriebenes Allround-Talent: Leiter des Studienzentrums des Filmarchiv Austria, Lehrbeauftragter der Universität Wien und Leiter des jährlich stattfindenden Praterfilm-Festivals.

Die Vorschusslorbeeren, die sein neuer Roman bereits einheimsen konnte, findet der Autor eigentlich nur "witzig".

Antike Mythologie und Comic-Ästhetik

Der Schauplatz in "Die Unversöhnten" ist eine Welt vor dem Untergang. In einer Stadt, in der Krieg und Gewalt herrscht, fristet der zweifelhafte Held Asterios, eine Mischung aus Mensch und Stier, sein Dasein als Auftragskiller. Seine Aufträge bekommt er stets anonym, seine Gefühle kann er niemandem mitteilen. Affären und Liebschaften sind unangenehme Begleiterscheinungen, in denen der traurige Held sein Glück nicht finden kann.

Asterios ist der Anti-Held schlechthin. Sein Schlendern durch die Stadt gleicht durchwegs einem gerafften Gang durch stickigen Nebel, in dem Passanten wie eigene Geschichten und er selbst wie ein ungewollter Zaungast wirkt.

Dass "Die Unversöhnten" durchaus das eine oder andere lobende Wort verdient, beweist der Roman in vielen Passagen. Ballhausens Affinität zur phantastischen Literatur und die Neustilisierung antiker Mythen werden durch seinen zerbrechlich wirkenden Sprachgestus unterstützt. Die Mischung ist dabei brisant: Fragiliät in der Sprache einerseits, gezielt gesetzte Szenenschilderung im Comic-Stil andererseits.

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