History-TV: Mysteriöse Morde im Haus Medici

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Wie als Krimi rollt Arte die Todesfälle weniger bekannter Frauen aus der Florentiner Dynastie auf. Doch die Spannung bleibt aus. Die zu kurzen Spielszenen fügen sich nicht mit den zu langen Interviews zusammen.

Isabella de' Medici war eine selbstbewusste, freigeistige Frau. Vom Vater Cosimo I. vergöttert, bei den Brüdern verhasst, vom Ehemann verfolgt. Als sie 1576 mit 34 Jahren überraschend starb, sorgte das in Europas Herrscherhäusern für großes Entsetzen, galt sie doch seit dem Tod von Mutter und ältester Schwester als „First Lady von Florenz“. Offiziell sprach man von einem natürlichen Tod, doch hinter vorgehaltener Hand hieß es, ihr Ehemann habe sie aus Zorn über ihre Affären erhängt – ihre Gebeine jedenfalls blieben verschollen.

Bis im vergangenen Jahr ein europäisches Forscherteam eine interessante Entdeckung machte. Seit fast zehn Jahren exhumieren die Forensiker Knochen und Schädel aus der Familienkrypta der Medici in der Florentiner Basilika di San Lorenzo. Dort haben die Stars der Handelsdynastie in Prunksärgen ihre letzte Ruhestätte; nur unweit davon liegen in unscheinbaren Gräbern jene Medici, die vergessen werden sollten. Ein Vergleich von Erbgut und Schädelproportionen ergab 2012, dass die Gebeine einer unbekannten Frau die der vermissten Isabella sein müssen. Regisseurin Judith Voelker war mit ihrer Kamera bei der Öffnung der Grabkammern dabei und interviewte die Experten rund um die Medizinhistorikerin Donatella Lippi. Auch das Grab der letzten Repräsentantin der Medici, Anna Maria Luisa de Medici, die 1743 kinderlos starb, wurde geöffnet. Nicht als reine Dokumentation wollte das Filmteam die Geschichte dieser weniger bekannten Mitglieder der Medici aufrollen. Nein, da mussten Schauspieler aus der zweiten und dritten Reihe her, wie Jana Pallaske („Männerherzen“), die die Isabella spielt, und Alexander Beyer („Good Bye, Lenin“), der ihren bösen Bruder Francesco verkörpert.

Wie als Krimi wird im Teil eins der Doku das Leben und Sterben Isabellas nacherzählt, doch Spannung will sich nicht einstellen. Die viel zu kurzen Spielszenen, die von zu dramatischer Musik begleitet werden, fügen sich nicht mit den viel zu langen Forscherinterviews zusammen. Der Sender hatte wohl den Erfolg von Geschichtsdramen wie jenen der jüngsten Borgia-Serien im Hinterkopf. Es hätte ihm gutgetan, sich für eines zu entschieden: Doku oder Spielfilm. awa

Arte, 16. 2., 20.15 und 21.05 Uhr

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2013)

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