Stefan Raab stellt Lena unter die Dusche

Lena Meyer-Landruth und Stefan Raab
Lena Meyer-Landruth und Stefan Raab(c) EPA (ROLF VENNENBERND)
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Der deutsche TV-Entertainer Stefan Raab ist auch ein Marketingstratege. Für ein von ihm erfundenes Produkt wirbt nicht nur Sängerin Lena Meyer-Landruth, sondern auch der „Spiegel“.

Sollten Sie im Internet dieser Tage auf ein YouTube-Video stoßen, in dem Lena Meyer-Landruth in ziemlich deplatzierter Lara-Croft-Aufmachung unter der Dusche steht, dann wundern Sie sich nicht: Hier wäscht sich nicht nur Lena, hier wäscht eine Hand die andere. Das Song-Contest-Sternchen hat sich im Auftrag ihres Mentors Stefan Raab ins Lederoutfit geworfen und wirbt für die erste handfeste Erfindung des Selbstdarstellers, Wok-Rennfahrers und TV-Entertainers: einen Duschkopf.

Raab hat es mit seiner Erfindung, an der er angeblich vier Jahre lang getüftelt hat, auch schon zu einem Wirtschaftsbericht im „Spiegel“ gebracht, den das Magazin vorab als eine der wichtigsten Meldungen der kommenden Ausgabe ankündigte. Mit solchen Vorabmeldungen wirbt das Magazin für besonders relevante, brisante, am besten exklusiv recherchierte Geschichten. „Anteasern“ nennt man das im Journalisten-Jargon – und macht damit Kollegen anderer Medien auf eine Story aufmerksam, damit sie diese aufgreifen und – in dem Fall – auf den „Spiegel“ verweisen.

Diese Woche ging es in den Vorabmeldungen des Magazins wieder um wichtige Themen wie u. a. Syrien, den NSU-Prozess, explodierende Mieten – und um Folgendes: „Anfang der Woche soll der von ihm (Stefan Raab, Anm.) entwickelte Brausekopf auf den Markt kommen.“ Der „Spiegel“ nennt auch den Namen des Bumerang-ähnlichen Gebildes, den Preis und wo man es zu kaufen bekommt – und muss sich jetzt der Diskussion stellen, ob man sich da nicht zu sehr vor die PR-Maschine Raabs hat spannen lassen (auch wenn man anmerken muss, dass der Artikel selbst mit Ironie durchaus auf Distanz geht).

Grenze zur Schleichwerbung

Für Medienbeobachter und Blogger Tobias Gillen stellt sich die Frage der Relevanz: „Passiert denn sonst nichts, außer dass ein TV-Entertainer ein Produkt entwickelt, auf das er beim Grillen mit Freunden gekommen ist?“ Die Grenze zur Schleichwerbung, wie sie der deutsche Pressekodex zieht, liegt zumindest nah. „Ist das für die Leser wichtig zu wissen? Und wenn ja, sind dann die Angaben von Name, Filiale und Preis für den Artikel relevant?“ Außerdem ist laut Kodex „besondere Sorgfalt beim Umgang mit PR-Material“ gefordert. i. w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2013)

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