Serie „Slap“: Eine Party, eine Ohrfeige und die Folgen

"Slap"Arte France/Ben King
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Auf Christos Tsiolkas Roman beruht die Serie „Slap“, in der ein fremder Mann auf einer Party ein Kind schlägt. Jetzt auf Arte.

Schon bei den morgendlichen Liegestützen wird Hector bewusst, dass dieser Tag, der letzte vor seinem 40. Geburtstag, ein anstrengender werden dürfte. Die Party mit Familie und Freunden muss organisiert, die streitenden Kinder müssen versorgt, die attraktive Babysitterin muss doch noch eingeladen werden, und Ehefrau Aisha bittet vorausschauend, ihr Mann möge eine Packung Valium besorgen. Nur für alle Fälle.

Als im Trubel der Grillparty Hectors Cousin Harry einem dreijährigen, quengeligen Gastkind ins Gesicht schlägt, führt das nicht nur zum abrupten Ende des Geburtstagsfests, sondern auch zum Gerichtsstreit zwischen den Eltern des Buben und dem Bekannten, der sich für einen Moment vergessen hat. Die vordergründige Frage, ob fremde Erwachsene Kinder ohrfeigen dürfen, wird bald nebensächlich, denn eigentlich dreht sich die Miniserie „Slap“ um viel Banaleres: um die Alltagsprobleme des Mittelstandes in einem multikulturellen und -religiösen Freundeskreis und unterschiedliche Familienkonzepte. Das allein würde die Geschichte jedoch kaum von üblichen Midlife-Crisis-Plots unterscheiden – in „Slap“ kommt eine weitere Ebene dazu: der Generationenkonflikt zwischen griechischen Einwanderereltern und ihren im australischen Mittelstand angekommenen Kindern und Enkeln. Während die empörten Gäste Cousin Harry für seine Ohrfeige verurteilen, ist die griechische Mama überzeugt, dass ihr Neffe eigentlich im Recht ist.

Acht Kapitel, acht Folgen

Arte zeigt die Serie „Slap“ am mittlerweile als Serienplatz etablierten Donnerstagabend (ab 3.Oktober läuft dort auch die dritte Staffel der dänischen Serie „Borgen“). „Slap“ beruht auf dem gleichnamigen Roman von Christos Tsiolkas, der 2012 unter dem Titel „Nur eine Ohfeige“ auf Deutsch erschienen ist und für Debatten gesorgt hat. Wie die acht Kapitel im Buch erzählt die Serie, den Vorfall in acht Folgen aus acht Perspektiven. Es ist interessant, nach den vielen Serien aus den USA und dem europäischen Norden zur Abwechslung einmal eine australische Produktion zu sehen. In zwar glatter, aber im Vergleich zu Hollywoodserien angenehm wenig aufgemotzter Bildsprache werden die Protagonisten und ihre Familien gezeichnet, untermalt von gediegener Jazzmusik, die auf den erworbenen Wohlstand der zweiten Generation hinweisen soll. Acht gelungene kleine Episoden. awa
„Slap“, bis 26.9., jeden Do in Doppelfolge, Arte, ab 20.15Uhr, die ersten zwei Folgen sind bis Donnerstag auf Arte+7 abrufbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2013)

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