"Janus" im ORF: Verloren im Labyrinth

Franziska Weisz Alexander Pschill Janus ORF
Franziska Weisz Alexander Pschill Janus ORF(c) ORF (Petro Domenigg)
  • Drucken

Alexander Pschill spielt den Psychologen, Franziska Weisz die Bezirksinspektorin. Das Duo in der neuen ORF-Serie "Janus" fremdelt noch ordentlich. Ab Dienstag in ORF eins.

Leo Benedikt, der leicht mürrische forensische Psychologe, ist sich sicher: „Der tut keiner Fliege etwas zuleide“, sagt er zur kühlen Bezirksinspektorin Cara Horvath über seinen früheren Patienten. Tags darauf aber liegt der junge Mann mit einem Rückeneinschuss im Krankenhaus. Er soll seiner Nachbarin zwei Bauchstiche verpasst haben, ihr Mann soll in Gegenwehr auf den Angreifer geschossen haben. Doch Leo Benedikt behält recht: Der Vorfall verlief anders, als es den Anschein hatte.

In ein Labyrinth aus Machenschaften eines Pharmakonzerns namens Janus geraten der hemdtragende Familienvater und Gerichtspsychologe (gespielt von Alexander Pschill) und die sportliche Kriminalbeamtin Horvath (Franziska Weisz) in der Lederjacke. Eine mysteriöse Pille mit Labyrinth-Aufdruck beschäftigt die Ermittler, die sogar persönlich in das Geheimnis verstrickt sind: Nur der Zuschauer erfährt zunächst, dass auch Leos Frau Agnes heimlich diese Pille schluckt.

„24“ trifft „The Mentalist“. Keine klassische Krimiserie soll die neue ORF-Produktion sein. Bewusst geht der Sender mit Regisseur Andreas Kopriva ein Wagnis ein. Nicht nur, dass die Hauptfigur (nach der Frauenpower in „Schnell ermittelt“) mit Alexander Pschill wieder ein Mann ist, ein nicht ganz leicht zugänglicher noch dazu. Auch der Aufbau der Serie folgt einem anderen Konzept, das etwa an den Thriller „24“ erinnert. So wird nicht in jeder Folge ein in sich geschlossener Fall gelöst, sondern es hängen alle Folgen zusammen. Ähnlich wie die Hauptfiguren in der US-Serie „The Mentalist“ oder „Schnell ermittelt“ kann Psychologe Benedikt Zusammenhänge schneller erkennen und hat Visionen von Tathergängen, die ihm weiterhelfen.

Die bösen Absichten des Pharmakonzerns erahnt der Zuseher dank der etwas aufdringlichen Bedrohlichkeitsakustik und schwarz gekleideter Figuren, die spätnachts Patientenakten vernichten. Der Sicherheitschef der Firma Janus (Christopher Schärf) läuft zwar ständig mit einem lächerlichen Freisprechknopf am Ohr herum, entpuppt sich in Folge eins aber als interessanteste Figur. Den Bösen gut zu spielen ist eine Herausforderung. Sympathieträger der Serie sollen Benedikts Assistentin Miriam (Barbara Kaudelka) und sein bester Freund Konstantin (Andreas Kiendl) sein, die sich prompt verlieben.

Fazit: Ambitioniert gemacht, aber nicht völlig umwerfend. Auch weil das Zusammenspiel zwischen dem Ermittlerduo Pschill und Weisz nicht so recht funktioniert. Was an den Rollen oder an den Schauspielern liegen kann. „Janus“ braucht jedenfalls Zeit, sich zu entwickeln – man darf gespannt sein, ob Publikum und ORF der Serie diese Zeit geben.

Ab Dienstag, den 1. Oktober, 21.05 Uhr in ORF eins.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.