Baustelle ORF: Sanieren, am Programm sparen, an Sesseln sägen

(c) APA (HARALD SCHNEIDER)
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47 Millionen Euro soll das Gremium für Bau- und Planungsarbeiten genehmigen. Fürs TV-Programm gibt es 2014 gleich viel Budget wie 2013.

Erst am Freitag – also nach der heutigen Sitzung des ORF-Stiftungsrats – wird ORF-Finanzdirektor Richard Grasl den Finanzplan 2014 an die Räte verschicken. Das Wichtigste ist allerdings schon bekannt: Der ORF wird auch 2014 schwarze Zahlen schaffen, selbst ohne die (heuer auslaufende) Refundierung entgangener Gebühreneinnahmen.

Fernsehdirektorin Kathrin Zechner wird dennoch nicht müde zu erklären, was sie ohne dieses staatliche Geld an Programm wird streichen müssen. Das wird auch ORF-intern kritisiert: „Man kann doch als verantwortlicher Manager nicht dauernd sagen, es wird alles schlechter“, meint ein Entscheidungsträger. Insgesamt sind die Kosten fürs Programm in den vergangenen Jahren weitgehend gleich geblieben, das rechnete Andreas Kratschmar jüngst im ORF-Publikumsrat vor. Das TV-Budget soll 2014 ungefähr gleich hoch sein wie 2013. Doch es kommen teure Sportevents, die freilich Quotenbringer sind: z.B. die Olympischen Winterspiele in Sotschi, die Fußball-WM, die Formel-1 in Spielberg. Dass Zechner am anderen Ende spart – bei Sport plus, ORFIII, aber auch bei den Eigenproduktionen am Mittwoch – sorgt für Kritik: „Es kann ja nicht sein, dass man den Behindertensport mit einem Federstrich streicht, damit man mehr Geld für die Formel-1 ausgeben kann“, findet Stiftungsrat Norbert Steger (FPÖ). Auch dass am Mittwoch künftig Kaufserien statt der Eigenprogramme laufen sollen, stößt auf Kritik. Ob das Programmschema am Donnerstag vom Stiftungsrat (wie vom Publikumsrat gefordert) abgelehnt oder (wie üblich) abgesegnet wird, sei daher „schwer zu prophezeien“, sagt ein anderer Rat.

Zustimmung ist für die Budgets zur Renovierung des ORF-Zentrums auf dem Küniglberg zu erwarten: Die statische Sanierung des Haupthauses ist abgeschlossen, nun geht es um den Innenausbau zum „modernen Medienstandort“. Außerdem soll ein Generalplaner für weitere Bauten gesucht werden, etwa für den (noch nicht beschlossenen) trimedialen Newsroom (für Radio, TV und Online). Insgesamt geht es dabei um 47Millionen Euro. Das spricht zwar für eine Zusammenlegung aller ORF-Standorte auf dem Küniglberg, aber: „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, meinen Insider.

Wrabetz in der Lindner-Bredouille

Sollte es zu einem Zubau auf dem Küniglberg kommen, soll der Auftrag im Zuge eines Architektenwettbewerbs vergeben werden. Dass man es früher bei Vergaben nicht so genau nahm, bringt nun auch ORF-General Alexander Wrabetz in die Bredouille. Er wird dem Stiftungsrat heute über die Vergabepraxis unter seiner Vorgängerin, der nunmehrigen wilden Abgeordneten Monika Lindner, berichten: Sie soll in ihrer Zeit als ORF-Chefin ihren Lebensgefährten Günter Lebisch und dessen Agentur mit Aufträgen im Wert von kolportierten zwei Millionen Euro versorgt haben. Wrabetz war Lindners kaufmännischer Direktor, will aber nicht gewusst haben, dass Lebisch ihr Lebensgefährte war. Nun verspricht Wrabetz „lückenlose Aufklärung“ – im Stiftungsrat werden jedoch weitergehende Forderung laut: „Ich will alles wissen“, sagt Steger: Nicht nur über die Auftragsvergaben, auch über Konsulentenverträge ab 20.000Euro: „Und nicht nur unter Lindner, sondern auch die aktuellen.“

Wenigstens kann sich Wrabetz über gute wirtschaftliche Zahlen für 2013 freuen: Der ORF erwartet ein positives Ergebnis von 2,7Mio. Euro. Dennoch wird der ORF-Chef seit Wochen als Ablösekandidat gehandelt: SPÖ und ÖVP seien wegen der Wahlberichterstattung des ORF unzufrieden, heißt es. Wrabetz konterte jüngst mit rationalen Zahlen: Eine vorzeitige Abberufung des Direktorenteams könnte den ORF bis zu acht Millionen Euro kosten. „Das lässt auf Nervosität schließen“, meint dazu ein Beobachter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2013)

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