Amazon-Gründer Jeff Bezos hatte die Zeitung für 250 Mio. Dollar gekauft, für 159 Mio. wird nun das Bürogebäude verkauft.
Nach der Übernahme durch Amazon-Gründer Jeff Bezos verkauft die "Washington Post" nun ihr historisches Hauptquartier: Das Bürogebäude in der Nachbarschaft des Weißen Hauses gehe für 159 Millionen Dollar (117 Millionen Euro) an eine Immobiliengesellschaft, teilte die Zeitung mit. Der Verkauf solle im März 2014 über die Bühne gehen. Die "Post" werde Büros in dem Gebäude weiter anmieten, bis ein neuer Sitz gefunden ist.
Bezos hatte die Zeitung vor kurzem übernommen. Er zahlte 250 Millionen Dollar. Die Suche nach einem neuen Gebäude hatte aber schon vorher begonnen.
Zäsur für die "Washington Post": Die traditionsreiche Zeitung, die gemeinsam mit der "New York Times" und dem "Wall Street Journal" zu den wichtigsten Zeitungen der USA zählt, wurde verkauft. (c) REUTERS (� Jonathan Ernst / Reuters)
Der Amazon-Gründer und Milliardär Jeff Bezos übernimmt die "Washington Post" für 250 Millionen Dollar. Im Vergleich ist das günstig: 1992 kaufte die "New York Times" den "Boston Globe" um 1,1 Milliarden Dollar. Am Wochenende verkaufte die sie den "Boston Globe" wieder - diesmal für 70 Millionen Dollar. (c) REUTERS (� Shannon Stapleton / Reuters)
1877 gegründet, ist die "Washington Post" die älteste noch erscheinende Zeitung in der Hauptstadt der USA. Die Anfangsjahre verliefen turbulent. Stilson Hutchins gründete die Zeitung, nach mehreren Verkäufen landete sie im Besitz von John Roll McLean. (c) REUTERS (� Jonathan Ernst / Reuters)
Unter McLeans Besitz erschien der berühmteste Tippfehler der "Washington Post" über Präsident Woodrow Wilson und (seine spätere zweite Ehefrau) Edith Galt. Statt "entertaining" (unterhalten) stand "entering" (eindringen) in der Zeitung. (c) Reuters (� Stelios Varias / Reuters)
John McLeans Sohn Ned führte die Zeitung in den Bankrott. 1933 wurde sie zwangsversteigert, was sich jedoch als Glücksfall herausstellen sollte. Denn "The Washington Post" ging an Eugene Meyer und später an dessen Schwiegersohn Philip Graham. Es war Meyers Tochter und Grahams Ehefrau Katharine Graham, die aus dem Blatt eine amerikanische Institution machte. Die Verlegerin stand fest hinter dem Kurs der Zeitung - und machte journalistische Höhenflüge möglich. (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuters)
Ihre Sternstunde erlebte die "Washington Post" Anfang der 70er Jahre, als die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward den Watergate-Skandal aufdeckten. (c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuters)
Der Skandal führte zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon (im Bild mit Ehefrau Pat Nixon und Tochter Tricia beim Abschied aus dem Weißen Haus). Die Veröffentlichung der geheimen "Pentagon-Papiere" öffnete der amerikanischen Öffentlichkeit die Augen auf den Krieg in Vietnam und stärkte in einem Gerichtsprozess die Pressefreiheit. (c) � STR New / Reuters
Das Internet krempelt die Zeitungsbranche um - und die "Washington Post" verzeichnete sieben Jahre in Folge Umsatzrückgänge. (c) Reuters (� Stelios Varias / Reuters)
Ein erstes deutliches Alarmsignal kam 2009, als die Büros in Chicago, Los Angeles und New York dichtgemacht wurden. Einsparungen im Newsroom folgten. Das Blatt beschäftigt ungefähr 740 Journalisten. In Hochzeiten waren es an die 900. Im Bild: der damalige Chefredakteur Marcus Brauchli mit Präsident Obama (c) REUTERS (� POOL New / Reuters)
Heuer gab es auch eine wichtige Änderung in der Redaktion: Martin Baron, ehemals Chefredakteur des "Boston Globe", wurde neuer Chefredakteur. (c) EPA (MATTHEW J. LEE / THE BOSTON GLOB)
Das Internet hat dem Blatt schwer zugesetzt. Im Juni hatte die "Washington Post" eine Bezahlschranke eingeführt. 20 Artikel kann man gratis lesen, dann werden 9,99 für ein Monatsabo verlangt. Es gibt aber diverse Ausnahmeregelungen, etwa für Studenten oder Regierungsmitarbeiter. Don Graham zog jetzt den Verkauf an den milliardenschweren Amazon-Gründer einem strikten Sparkurs vor. (c) Reuters (� Gary Cameron / Reuters)
Zwischen Zwangsversteigerung und journalistischem Höhenflug
Mit dem Verkauf der "Post" an Bezos hatte die Verlegerfamilie Graham, die das Zeitungsgeschäft seit acht Jahrzehnten führte, auf den Rückgang der Auflage und der Anzeigenerlöse infolge der Konkurrenz durch das Internet reagiert.
Berühmt wurde die Zeitung durch die Aufdeckung des "Watergate"-Skandals, der in den 1970er-Jahren zum Rücktritt des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon führte. Zuletzt sorgte sie mit Enthüllungen zur flächendeckenden Überwachung der Telefon- und Internetkommunikation durch den US-Geheimdienst NSA für Aufsehen.
Zeitung mit Geschichte
Die "Washington Post" hat mehr als einmal Geschichte geschrieben. Ihre Sternstunde erlebte sie Anfang der 70er Jahre, als die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward den Watergate-Skandal aufdeckten, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte. Und die Veröffentlichung der geheimen "Pentagon-Papiere" öffnete der amerikanischen Öffentlichkeit die Augen auf den Krieg in Vietnam und stärkte in einem Gerichtsprozess die Pressefreiheit.
Diese journalistischen Höhenflüge waren möglich, weil Verlegerin Katharine Graham fest hinter dem Kurs stand. Ihrer Familie gehörte die "Post" seit 1933, als ihr Vater die pleitegegangene Zeitung bei einer Auktion schnappte. Im Besitz der Grahams wurde aus dem 1877 gegründeten Blatt eine amerikanische Institution. Katharines Sohn Don Graham kapitulierte nun aber vor dem aktuellen Wandel der Medienindustrie: "Das Zeitungsgeschäft brachte immer neue Fragen auf, auf die wir keine Antwort haben."
Das Internet krempelt die Zeitungsbranche um - und die "Washington Post" verzeichnete sieben Jahre in Folge Umsatzrückgänge. Ein erstes deutliches Alarmsignal kam 2009, als die Büros in Chicago, Los Angeles und New York dichtgemacht wurden. Einsparungen im Newsroom folgten. Don Graham zog jetzt den Verkauf an den milliardenschweren Amazon-Gründer Jeff Bezos einem strikten Sparkurs vor.
"Seid nicht langweilig" fordert Amazon-Gründer Jeff Bezos von den Journalisten der traditionsreichen Zeitung, die er Anfang August gekauft hatte. An Kürzungen denkt er nicht.