ORF kritisiert „Menschenhatz“ gegen Lanz

Markus Lanz
Markus Lanz(c) APA/EPA/ULI DECK
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„Wetten, dass..?“ Die Samstagsshow steckt in einer schweren Krise. ZDF, ORF und Lanz beschwören dennoch das Mantra: „Durchhalten!“ In der heutigen Show helfen dabei Udo Jürgens und Pharrell Williams.

Darauf hat keines seiner Textkärtchen eine Antwort: Wie verhält man sich richtig, wenn man in einen „Shitstorm“ geraten ist? Und: Wie kann man das Publikum als Nachfolger von Thomas Gottschalk für sich einnehmen? Lanz befindet sich mitten in einer Negativspirale, die sich aus enttäuschten Erwartungen (Lanz ist nicht Gottschalk), sinkenden Quoten (zuletzt wurde Lanz vom „Dschungelcamp“, das zwei Millionen Menschen mehr erreichte, regelrecht gedemütigt) und einer Online-Petition speist, die „Raus mit Markus Lanz!“ fordert. Im Internet muss er sich als „Klugscheißer“ und „Streber“ beschimpfen lassen. Der „Spiegel“ orakelt bereits über das Ende von „Wetten, dass..?“ als Samstag-Hauptabendshow.

Das ZDF dementierte postwendend: „Die Show läuft weiter wie bisher, die Hallen sind bis 2015 eingeplant“ – und auch der ORF gibt Durchhalteparolen aus. „Das ist eine Menschenhatz“, kritisiert ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm im Gespräch mit der „Presse“. „Bei einer solchen Kampagne steht man ja plötzlich auch als Privatperson im Fokus, samt Familie und Kindern.“ Er würde es verstehen, würde Lanz die Moderation hinschmeißen, „aber ich habe noch nicht das Gefühl, dass es so weit ist.“ Als Marathonläufer und Extremsportler hat er einen langen Atem. Aufgeben liegt ihm nicht. Via ZDF ließ er ausrichten, dass er bis 2015 weitermacht.

Dabei ist der Quotenschwund massiv: Lanz startete in Deutschland 2012 mit 13,6Millionen Zuschauern, erreichte zuletzt nur mehr besagte 6,3Millionen. Im ORF sieht es besser aus. Vor allem Sendungen mit Österreich-Bezug gehen gut: Im Jänner 2014 erreichte Lanz dank einer Außenwette mit Hermann Maier 797.000 Zuschauer, die Sendung aus der Wiener Stadthalle im März 2013 sahen 867.000. Auch heute wird um 20.15Uhr mit Udo Jürgens ein prominenter Österreicher auf der Wettcouch Platz nehmen. Das freut Böhm: „Englischsprachige Gäste sind in einer Samstag-Hauptabendshow eher ein Ausschaltimpuls. Für die Zuschauer ist ein deutscher oder österreichischer Star besser. Udo ist ein super Gast.“ Für das jüngere Publikum eingeladen ist „Happy“-Sänger Pharrell Williams.

Doch die ORF-Zahlen sind für Lanz nur ein schwacher Trost. Er kämpft an zwei Fronten: Im seriösen Talk-Fach hat er sich als Nachfolger von Johannes B. Kerner im ZDF zwar gut etabliert, doch hat er sich im Interview mit Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht so rüde benommen, dass die Forderung „Raus mit Markus Lanz aus meinem Rundfunkbeitrag!“ online 233.355 Unterstützer fand. Gleichzeitig steht Lanz als Nachfolger von Gottschalk in der Kritik. Böhm versteht die Aufregung nicht: „Lanz ist nicht der bunte Showstar, der Thomas Gottschalk war. Er spielt in einer anderen Liga: Er ist ein journalistischer Mensch, ein hoch professioneller, fleißiger Moderator – für manche vielleicht zu erfolgsverliebt und nicht locker genug. Aber alle, die sich für ihn entschieden haben, haben gewusst, wie Lanz tickt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2014)

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