„Der Spiegel“ geht digital und mit Print in die Offensive

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Nach Erlös- und Auflagenverlusten soll das Magazin neu gestaltet werden und zusätzliche Leser ansprechen.

2013 war ein schwieriges Jahr für den „Spiegel“. Wolfgang Büchner wurde als neuer Chefredakteur (er folgte dem zerstrittenen Chefredakteurs-Duo Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron im September nach) mit Buhrufen empfangen. Der Grund: Er hatte Nikolaus Blome in die Chefredaktion berufen – ausgerechnet den ehemaligen stellvertretenden Chefredakteur der „Bild“, die die „Spiegel“-Redaktion ächtet. Auch wirtschaftlich ging es Europas auflagenstärkstem Nachrichtenmagazin schon besser: Die Anzeigenerlöse sanken 2013 um 7,5Prozent, die Vertriebserlöse um zwei Prozent. „Spiegel“-Geschäftsführer Ove Saffe sagte dem Branchenmagazin „New Business“, dass die Gesamtumsätze der Spiegel-Gruppe (zu der neben „Spiegel“ und „Spiegel Online“ u.a. Spiegel-TV und das „Manager Magazin“ gehören) um vier Prozent auf 293 Millionen Euro gesunken sind. Nun soll Büchner dafür sorgen, dass es wieder bergauf geht.

Jünger und weiblicher werden!

Er will ab Mai das Cover und das Layout des Hefts „maßvoll“ neu gestalten – betraut ist damit Art Director Uwe C. Beyer. Der hatte schon bei seinem Amtsantritt im Sommer 2012 dem „Journalist“ gesagt, er finde, dass „Der Spiegel“ zu oft „Zweckbilder“ zeige: „Fast jedes Heft hat ein Foto mit Angela Merkel neben Philipp Rösler. Das kann doch keiner mehr sehen.“ Das Magazin sei auch zu pessimistisch. „Mehr Schwung“ ist Beyers Devise. Auch an den Inhalten und an der Leseransprache soll gefeilt werden, schreibt nun „New Business“. „Der Spiegel“ will mehr junge Leute und mehr Frauen als Leser gewinnen – mit neuen Inhalten wie einem Ressort Netzwelt oder mehr Leser-Feedback.

Die Printausgabe soll auf „Spiegel Online“ stärker beworben werden. Büchner wünscht sich auch mehr Digital-Abos (derzeit 50.000). „Spiegel Online“-Chef Rüdiger Ditz wechselte deshalb als geschäftsführender Redakteur zur Printausgabe, um „eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre“ zu bewältigen, so Büchner: „Das digitale Angebot des ,Spiegels‘ mit einem völlig neuen Konzept noch attraktiver, noch erfolgreicher zu machen“. Erst mit 1.Jänner 2015 („möglicherweise früher“, so Büchner) steht noch eine Neuerung ins Haus: Ab dann soll der „Spiegel“ nicht mehr montags, sondern schon am Samstag erscheinen. Saffe will so neue Wochenendleser gewinnen und den Auflagenschwund (2013: minus 5,4Prozent auf 842.000 Stück im vierten Quartal) einbremsen. (i.w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2014)

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