Presserat: "Österreich" und "Krone" mehrfach verurteilt

Die "Kronen Zeitung" wurde insgesamt achtmal verurteilt. Beim Fellner-Blatt wurden sechs medienethische Verstöße festgestellt. 2013 nahm die Zahl der Beschwerden leicht zu. Astrid Zimmermann folgt Oscar Bronner als Präsidentin des Presserates.

Die Zahl der Beschwerden beim Österreichischen Presserat hat im Jahr 2013 leicht zugenommen. Insgesamt hat der Presserat im Vorjahr 155 Fälle behandelt, 16-mal wurden medienethische Verstöße festgestellt. Der Fokus lag dabei auf den Boulevardblättern "Kronen Zeitung" mit acht sowie "Österreich" mit sechs Verstößen.

Laut Astrid Zimmermann vom Presseclub Concordia, die am Dienstag zur neuen Präsidentin des Trägervereins des Presserats gewählt wurde, sei der Presserat offenbar bekannter geworden. Seit 2011 habe sich die vom Selbstkontrollorgan der heimischen Presse behandelte Fallzahl nämlich fast verdoppelt.

Für den Juristen Peter Jann, einer der beiden Senatsvorsitzenden im Presserat, sei dabei "erstaunlich, dass sich eigentlich wenig unmittelbar Betroffene an den Presserat wenden". Der Großteil der Fälle fuße auf Leser-Hinweisen, die unterschiedlicher Qualität seien. "Daraus resultiert auch die geringe Erfolgszahl", so Jann.

Von den 155 Fällen im Jahr 2013 resultierten 28 aus Beschwerden von persönlich Betroffenen, 107 aus Mitteilungen von Lesern, neun Fälle griffen die Senate des Presserats aus eigener Wahrnehmung aus, und elf mal fühlte sich der Presserat nicht zuständig.

Dass der "Krone" gleich achtmal medienethische Verstöße gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse vorgeworfen wurden, hat vor allem mit der Berichterstattung um die Votivkirchen- bzw. Servitenkloster-Flüchtlinge zu tun. Hier gab es durch den Presserat gleich vier Verurteilungen für die größte heimische Tageszeitung. Daneben erhielt "Krone"-Kolumnist Michael Jeannée zweimal Post bzw. Rügen vom Presserat. Alles in allem wurden 31 Beschwerden gegen die "Krone" eingereicht.

Die Tageszeitung "Österreich" kam bei 18 Beschwerden auf sechs Verurteilungen. Ein laut Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek "sehr gravierender Fall" bezog sich auf die Berichterstattung zu einem Mord in Wien. Hier wurden Fotos einer Leiche mit Blutspuren und Körperteilen des Opfers gezeigt. Zwei Fälle betrafen das Fußball-Nationalteam: zum einen gefakte Interviews mit Teamspielern - "eine Täuschung des Lesers, die man nicht hinnehmen kann", so Jann - zum anderen einen laut Warzilek "herabwürdigenden" und "gegen die Menschenwürde verstoßenden" Kommentar von "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner in Richtung Teamchef Marcel Koller.

Gegen die Gratiszeitung "Heute" gab es 14 Beschwerden und keine Verurteilung. Ähnlich lag der "Kurier" mit zwölf Beschwerden und ebenfalls keinem festgestellten Verstoß. Eine hohe Fallzahl verbuchte "Der Standard" mit 18 Beschwerden, auch hier sah der Presserat aber in keinem Fall Grund zum Einschreiten. 2014 langten beim Presserat bisher übrigens 46 Beschwerdefälle ein, was auf eine weitere Steigerung deutet.

Zimmermann: "Der Presserat hat seit seinem Neustart im Jahr 2010 deutlich an Akzeptanz gewonnen. Gemeinsam mit den beiden Senaten des Presserats werden wir dafür sorgen, dass dieser Trend aufrecht bleibt. Ein wichtiges Thema wird es sein, den Online-Bereich bei der Arbeit des Presserats stärker zu berücksichtigen." So will die neue Presserats-Präsidentin, die in dieser Funktion turnusmäßig "Standard"-Herausgeber Oscar Bronner nachfolgt, eine Arbeitsgruppe zu Social Media-Beschwerden - etwa die unberechtigte Übernahme von Facebook-Fotos durch Medien - einrichten.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.