Journalismus von der Front

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Ein siebenköpfiges Team rund um Berater Josef Barth stellt Anfang April die ersten "Journalismustage" auf die Beine. Die Keynote hält Armin Wolf.

Die Idee kam ihnen erst kurz vor dem Jahreswechsel. Ein paar Menschen aus der Wiener Kommunikationsbranche rund um Berater Josef Barth beschlossen, der Medienbranche einen neuen Impuls geben zu wollen. Der Impuls nennt sich nun "Journalismustage", was zunächst noch nicht nach der ganz großen neuen Sache klingt. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich diese spezielle Form der Tagung aber als etwas, das zumindest neugierig macht.

Zwei Tage lang sollen in Wien Journalisten und "solche, die es werden wollen" aufeinander treffen. Fünf Vortragende werden eingeladen, in einer kurzen Rede einen Einblick in ihr ganz spezielles Arbeitsfeld zu geben. Drei Kollegen sollen auf den Input eingehen, ihn kritisieren oder ergänzen. Anders als die Österreichischen Medientage, die jedes Jahr im September eher Treffpunkt für Verlagsmanager sind oder der European Newspaper Congress im Mai, der ebenfalls in erster Linie die Chefetagen europäischer Medienhäuser lockt, soll diese Tagung eine für aktive Journalisten sein, bei der sie echten inhaltlichen Input mit in ihre Redaktionen nehmen können.

Die ersten "Speaker" stehen schon fest und erfreulicherweise finden sich da auch bereits zwei Frauen wieder: Mit Antonia Gössinger von der "Kleinen Zeitung Kärnten" ist eine Größe des Anti-Haider-Investigativ-Journalismus und Kennerin des Lokaljournalismus an Bord, mit Renate Graber vom "Standard" eine der bekanntesten Wirtschaftsjournalistinnen des Landes. Weitere Speaker und "Responder" sollen in den kommenden Tagen laufend bekannt gegeben werden.

Keynote und Get-together am Vorabend

Die Tagungsidee hatte ein siebenköpfiges Team rund um den ehemaligen Journalisten Josef Barth, der heute mit Yussi Pick die New Media-Agentur "Pick & Barth" führt. Gemeinsam wollen sie, darunter Paroli- und Dossier-Mitgründerin Sahel Zarinfard, "Falter"-Medienredakteurin Ingrid Brodnig und Kobuk-Gründer und Blogger Helge Fahrnberger, Ö1-Redakteurin Tanja Malle und Puls4-Redakteur Dominik Sinnreich, "einen Beitrag für die Förderung von gutem Journalismus leisten". Für Josef Barth steht daher auch bei den Diskussionen im Vordergrund, dass am Ende so etwas wie ein gemeinsamer Standard herauskommt, auf den man sich als Podium einigen kann. "Das ist natürlich rein subjektiv und unwissenschaftlich, soll aber den Zuhörern eine Hilfestellung geben". Hier soll nicht wie auf vielen anderen Medienpodien üblich ein gehässiger Schlagabtausch um Nebensächliches stattfinden, sondern konstruktiv und für die Teilnehemr gewinnbringend diskutiert werden. Themen werden unter anderem die korrekte Art der Interviewführung sein oder aktuelle Probleme im Kriegs- und Krisenjournalismus.

Dabei sollen auf dem Podium bewusst Journalisten Platz nehmen, "die täglich direkt an der Front sind", und keine Chefredakteure oder Redaktionsmanager. Am Vorabend soll es neben einer Keynote auch Zeit und Raum für ein Get-together geben bevor am nächsten Morgen die Tagung startet. Für die Keynote konnte "ZiB"-Moderator Armin Wolf gewonnen werden, übrigens dann doch wieder ein Chefredakteur, schließlich ist Wolf stellvertretender CR der ORF-Nachrichten. Was die Veranstalter freut, aber auch zeigt, wie schwer es ist, in der heimischen Medienbranche neue und ebenso publikumswirksame Köpfe neben den altbekannten Stars zu engagieren.

So ganz einfach dürfte es aber generell nicht sein, eine solche Veranstaltung gänzlich ohne Journalisten aus der Chefetage auf die Beine zu stellen. Wobei sich grundsätzlich die Frage stellt, warum das überhaupt so sein muss. Im mittlerweile fast kompletten Tagungsprogramm finden sich mit Corinna Milborn auch die Infodirektorin von Puls4 und "Falter"-Politikressortleiterin Barbara Toth. Aber eben auch ganz viele Journalisten von der Front, wie "Profil"-Außenpolitikredakteur Martin Staudinger, "Presse"-Reporterin und Ukraine-Expertin Jutta Sommerbauer, die freie Ö1-Journalistin Monika Kalcsics, ORF-Wissenschaftsredakteur Jens Lang und "Report"-Moderatorin Susanne Schnabl.

>> Österreichische Journalismustage. Kooperation mit dem Presseclub Concordia und dem Forum Journalismus und Medien (FJUM): 2. und 3. April, Museumsquartier Wien, Arena 21. Tickets: 29.- (Earlybird), 39.- (Standard), 49.- (Tageskassa)

Der Text wurde am 21.März online ergänzt.

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