Angemerkt: „Herr Putin, nehmen Sie sich die Krim!“

Die scheinlegitime Führung der Krim hat mit Wladimir Putin die Aufnahme in die Russische Föderation besiegelt. Nur noch wenige Hürden sind zu überwinden, und der Anschluss kann vollzogen werden.

Schwacher Widerstand. Die Sanktionen des Westens sind ein Witz – nicht nur aus ökonomischen Gründen. Denn es war schon lange klar: Solange Putin fürchten muss, die Ukraine könne nach der EU auch der Nato beitreten, wird Moskau die strategisch wichtige Halbinsel bis zum Äußersten verteidigen.

Allerdings spricht einiges dafür, dass die Eskalation auf der Krim mit Ansage erfolgte. Niemand kann davon überrascht gewesen sein. Bereits 2008 warnte Putin auf dem Nato-Gipfel in Bukarest, die Nato an den Grenzen Russlands werde als direkte Bedrohung wahrgenommen. Schon damals sagte Putin, für ihn sei die Ukraine gar kein richtiger Staat, er umfasse sogar Boden, der eigentlich zu Russland gehöre.

Jeder im Westen, der die Proteste (und die Gewalt) auf dem Maidan in Kiew unterstützte und anheizte – ob nun offen oder verdeckt –, wusste das. Auch Barack Obama kannte die Haltung Putins, als er ihm Anfang März am Telefon bestätigte, die USA beabsichtigten vorerst kein eigenes Militär in der Ukraine einzusetzen.

Zerfall der Ukraine. Übersetzt aus der Diplomatensprache kommt das Gespräch aber einer Aufforderung gleich: „Nehmen Sie sich die Krim!“ Das meint jedenfalls Andrej Illarionov, 2000 bis 2005 Putins Wirtschaftsberater. Heute arbeitet er für das Cato Institute – ein reaktionärer Thinktank in Washington. Es bleibt im Dunkeln, worum die Mächte hier eigentlich ringen. Europa muss aufpassen, dass es nicht bald einem kleinen, gefährlichen Krieg vor der Haustür zuschauen muss.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2014)

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