Andreas Vitásek: „Sterben wäre auch ein großes Thema“

Andreas Vitásek
Andreas VitásekDie Presse
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Ein ORF-III-Gespräch über Kabarett, „Tatort“, Kultfilme und Journalisten.

Freitagabend lief auf ORF III Niki Lists Komödie „Müllers Büro“. Die „Presse“-Redaktion hatte den Film ausgewählt – als Teil der Jubiläumskooperation mit dem ORF (siehe „Presse am Sonntag“). Einer der Hauptdarsteller dieses Kultfilms: Andreas Vitásek. Einer der schärfsten Kritiker: Franz Manola. Der damalige „Presse“-Kritiker und heutige ORF-Stratege fand den Film „entsetzlich“. In Berlin aber wurde er bejubelt. „Wie eine Lawine“, sagte Vitásek im Interview mit „Presse“-Chef Rainer Nowak auf ORFIII, sei der Erfolg Richtung Wien gerollt. „Als ich bei der Wien-Premiere im Gartenbau-Kino saß, wo ich früher mit meinem Vater ,Ben Hur‘ gesehen hatte, und mich auf der großen Leinwand sah, war ich nicht sicher, ob mir das recht ist.“

Heute sieht er's gelassen: „Für mich ist der Film eher ein Zeitdokument als Unterhaltung. Man hat ein bisschen das Gefühl, man schaut einen alten Peter-Alexander-Film an.“ List setzte bewusst auf Klischees – den Gesang, die Krimiparodie, die Humphrey-Bogart-Filme, das Männerbild. Letzteres könnte auch heute funktionieren, glaubt Vitásek: „Es gibt ja genug Serien, in denen Dinosaurier-Machos auftreten, und man amüsiert sich darüber, dass die aus der Zeit gefallen sind. Und was Til Schweiger im ,Tatort‘ spielt – so was gibt es ja gar nicht mehr. So einen Macho zu sehen, finde ich schon wieder lustig.“

Der Newcomer als Urgestein

Was ihm sonst gefällt? Der absurde Humor von Dirk Stermann und Christoph Grissemann in „Willkommen Österreich“ zum Beispiel, auch wenn er auf dieser Welle selbst nicht mitmachen will. Auch nicht beim rein politischen Kabarett, das er „sehr bewundert“. Er gehöre nicht in diese Sparte. „Ich stelle persönliche Reflexionen an.“ Über das Altern zum Beispiel. „Ich werde demnächst 58 – und jeder, der sagt, so was wäre ihm egal, dem glaube ich nicht.“ Auch das Sterben sei „ein großes Thema – vielleicht geht es in meinem nächsten Programm darum. Ich versuche, dem auch humorvolle Aspekte abzugewinnen, weil wir entkommen dem nicht.“ Kein Entkommen gibt es auch vor Journalisten und deren Kritik: „Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich nie so hoch gelobt worden bin, dass es Spaß gemacht hätte, mich wieder runterzuschießen. Qualtinger hat das als tödliche Umarmung beschrieben.“ Ihn hätte man dafür direkt vom Newcomer zum Urgestein erklärt, „an das dazwischen kann ich mich nicht erinnern“. Besser, als ewiges Talent zu bleiben: „Ja, das ist auch blöd.“ (i.w.)

„ORF III Spezial“: Das Interview ist in der TVthek abrufbar (www.tvthek.orf.at)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2014)

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