Tv-Kritik: Prädikat Schwarzenberger

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ine geistig zurückgebliebene Tochter zwischen wohl behütetem Zuhause und der rücksichtslosen Realität ist für sich schon keine einfache Thematik. Beworben wurde das Mittwoch-Hauptabendprogramm des ORF dann auch noch mit den Darstellern Marianne Mendt, Lotte Tobisch und Julia Stemberger. Anders gesagt: Die Besetzung, die Xaver Schwarzenberger für das Drama "Meine schöne Tochter" ausgewählt hat, saugt einen für gewöhnlich nicht gerade in den Fernseher.

Wer aber im festen Vertrauen auf den Regisseur allen widrigen Vorzeichen für einen wertvollen TV-Film trotzte, wurde belohnt. Erwin Steinhauer, der auch Gelegenheit bekommt, sein musikalisches Talent zu zeigen, gibt liebevoll den allein erziehenden Vater Gildas, die sich seit dem Tod ihrer Mutter geistig nicht weiter entwickelt hat. Er will sie behüten, alles Böse von ihr abschirmen und scheitert an der wohlmeinenden Einmischung Dritter. Als sie sich verliebt, folgt die Tragödie. Lotte Tobisch als unbedacht engagierte Großmutter ist überaus glaubwürdig und Marianne Mendt, die normalerweise auf die großherzige Urwienerin abonniert ist, glänzt als unsympathischer Trampel. Ulli Schwarzenbergers Drehbuch hebt sich mit seinen nachempfindbaren, plastischen Charakteren deutlich von dem ab, was derzeit sonst an TV-Filmen geboten wird.

Auch die schwierige Vorgabe, eine 18-Jährige mit dem geistigen Stand einer Neunjährigen zu zeigen, wurde gut gemeistert. Mit neun Jahren verhält man sich eben in vielen Punkten schon wie die Großen. Philippa Galli als Gilda erfüllt ihre Aufgabe aber hervorragend und trägt nicht unwesentlich dazu bei, dass die tragische Geschichte so zu berühren vermag.

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