Puls 4: Viertes Programm für Österreich

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Fernsehen. Der Wiener Stadtsender Puls TV wird von ProSiebenSat1 zu Puls 4 ausgebaut. Er soll die 20- bis 40-Jährigen ansprechen - vor allem Frauen.

Vier gewinnt, dachte die SevenOne Media Austria, die die Geschäfte der ProSiebenSat1 Media AG in Österreich führt: Und startet am 4. Februar 2008 Puls4, ein viertes bundesweites TV-Vollprogramm (neben ORF1, ORF2 und ATV) mit österreichischen Inhalten. Ansprechen will der erweiterte Wiener Stadtsender die eher junge, urbane Zielgruppe mit eigenproduzierten Österreich-Inhalten, etwa Frühstücksfernsehen und Experten-Talksendungen. Geschäftsführer der TV-Station werden Markus Breitenecker (SevenOne Media) und Martin Blank (Puls TV). Bis Ende 2008 wollen sie mit dem neuen Programm etwa eine Million TV-Haushalte erreichen.

Das entspricht 2,2 Millionen Österreichern. Warum sollen diese sich – neben ORF, ATV und den deutschen Sendern – ausgerechnet für Puls4 entscheiden? Das neue Fernsehen ist „gegen das Alltägliche, gegen das Bequeme, für Österreich“, so ein erster Slogan. Zielgruppe sind urbane Jugendliche – die aber nicht unbedingt in der Stadt leben müssen, wie die beiden TV-Manager betonen. Schließlich gebe es ja auch auf dem Land eine „FM4-Community“, sagt Blank. Die Puls4-Zielgruppe entspricht idealtypisch der Zielgruppe der Werbewirtschaft: 12 bis 49 Jahre alt, vornehmlich weiblich. Breitenecker formuliert das charmanter: Puls4 ist „für Frauen, die wissen, was sie wollen. Und Männer, die das gut finden.“ Die Farbe des Senders ist pink.

Vom Frühstück bis zum Rosenball

Puls4 will täglich zwölf Stunden Programm selbst produzieren; neun davon sollen einen Österreich-Bezug aufweisen. Das Geschäftsführer-Duo verspricht zehn Nachrichtensendungen pro Tag.
•Morgens gibt es Frühstücksfernsehen – wie bisher auf Puls und durchgeschaltet auf Pro7, Sat1 und Kabel1 (auf letzterem nur noch bis Ende Oktober). Allerdings wird nicht mehr in Dauer-Wiederholung wie bisher gefrühstückt.
•Untertags zeigt der Sender Live-Talks, Serien (darunter eigenproduzierte „aus der ProSiebenSat1-Welt“, heißt es), Magazine.
•Der Vorabend wird mit „News, Society und Infotainment“ bespielt.
•Im Hauptabend folgen Spielfilme, Live-Events und Serien; in der Nacht „Specials“.

Sport wird – hauptsächlich aufgrund der fehlenden Rechte für Fußball-Bundesliga-Übertragungen, die beim ORF liegen – keine große Rolle spielen. Eine Chance sieht Breitenecker in der Übertragung verschiedener Events (bis zu ein Mal pro Woche) – mit dem Rosenball, dem Donauinselfest und einem Christina-Stürmer-Konzert habe man bei Puls sehr gute Erfahrungen gemacht.

Möglich wird ein vierter österreichweiter Sender überhaupt erst durch die Digitalisierung der TV-Verbreitung. Im analogen Zeitalter wäre für Puls4 schlicht keine Frequenz frei gewesen. Senden will man in allen österreichischen Kabelnetzen, via Digitalsatellit und wahrscheinlich auch terrestrisch via DVB-T, so man sich mit dem Plattformbetreiber ORS (eine ORF-Tochter) einigt. Als Vorbild – „was den Aufbau, nicht den Inhalt betrifft“ – nennt Breitenecker den britischen Channel4.

„Keine schlaflosen Nächte“ beim ORF

Puls4 wird in die bestehende ProSiebenSat1-Senderfamilie eingebettet. Die Geschäftsführer gehen aber davon aus, dass Puls4 „in absehbarer Zeit“ eigenständig wirtschaftlich erfolgreich sein wird und den Break-Even erreicht – hauptsächlich dank der effizienten Produktionsweise im „VJ-System“ (siehe Info-Box).

Als Konkurrenz zum Privatsender ATV wollen die Geschäftsführer Puls4 nicht verstanden wissen – vielmehr seien Kooperationsmöglichkeiten im Sinne eines „starken Privat-TV-Zusammenhalts denkbar“, so Breitenecker. ORF-Sprecher Pius Strobl sieht Puls4 übrigens als „interessanten Versuch, aber nicht als Konkurrenz, die uns schlaflose Nächte bereitet.“ ProSiebenSat1 mit seinem jugendlichen Image ist damit allerdings der für die Werbung zukunftsträchtigen FM4-Zielgruppe auf den Fersen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2007)

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