Die „Bild“ und der Islam

BILD Kai Diekmann
BILD Kai Diekmann(c) EPA
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In der „Bild am Sonntag“ erschien eine Islam-feindliche Glosse. Die Chefredakteure Horn und Diekmann bügelten das tags darauf gerade.

Die 9.30-Uhr-Morgenkonferenz in der „Bild“-Zeitung dürfte am Montag etwas länger als die übliche Stunde gedauert haben. Schuld war der Islam-feindliche Kommentar von Nicolaus Fest in der „Bild am Sonntag“ (BamS), die zwar eine eigene Redaktion hat, aber eng mit der Mutterzeitung „Bild“ verknüpft ist. Fest, BamS-Vizechef und Sohn des Historikers Joachim Fest, erklärte in seiner Glosse, er sei „ein religionsfreundlicher Atheist“, der an keinen Gott glaube, „aber Christentum, Judentum oder Buddhismus stören mich auch nicht. Nur der Islam stört mich immer mehr“. Er stellte die Behauptung auf, dass die Religion im Falle des Islam ein Integrationshindernis sei. Die Glosse schloss mit dem Satz: „Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht.“

Was folgte, war massive Kritik in den sozialen Netzwerken und auf der Webseite der Zeitung. Wohl auch deshalb, weil das Blatt Ende der Woche auf Seite eins mit „Nie wieder Judenhass“ getitelt hatte, war die Reaktion von vielen, Antisemitismus bekämpfe man nicht mit Islamhass. Schon im Lauf des Sonntags reagierte die BamS-Chefin Marion Horn auf Twitter mit einer Klarstellung: „@BildamSonntag hat Gefühle verletzt. Ganz deutlich: Wir sind nicht islamfeindlich! Ich entschuldige mich für den entstandenen Eindruck.“ Auch „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann reagierte zunächst via Twitter: „Der Kommentar war falsch“ – und stellte in der Montags-„Bild“ die Blattlinie klar: Man sei gegen „Pauschalurteile über den Islam“, schrieb er. Er zitierte Axel-Springer-Vorstand Mathias Döpfner mit einem pro-islamischen Satz und forderte zur Differenzierung zwischen Islam und Islamismus auf. Fest, der sich erst noch über „den Shitstorm“ gegen ihn amüsiert hatte, reagierte auf Diekmanns Glosse mit einem provokanten Konter: „Aber gibt es eine Grenze zwischen Islam/Islamismus?“

Ob der Kommentar Konsequenzen für Nicolaus Fest haben wird, war bis Montagnachmittag nicht absehbar. Allerdings legte Diekmann Sonntagabend mit einer kleinen Spitze gegen den BamS-Vize nach. Er twitterte spätabends den Churchill-Spruch: „Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst. Er gibt auch anderen eine Chance.“ (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2014)

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