"Titanic" sucht doch nicht den Mohammed-Imitator

Der provokante Wettbewerb zur Frankfurter Buchmesse fällt wegen "Sicherheits-Bedenken"aus: Das Satiremagazin wollte jemanden suchen, der Mohammed möglichst ähnlich sieht.

Das deutsche Satiremagazin "Titanic" plante einen Wettbewerb zum Thema "Wer ist dem Prophet Mohammed am ähnlichsten?". Die Zeitschrift wollte damit am Rande der Frankfurter Buchmesse, deren Gastland heuer die Türkei ist, provozieren. Wegen "Sicherheits-Bedenken" habe die Stadt Frankfurt die für Samstag geplante Lesung kurzfristig abgesagt, sagte "Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer am Donnerstag. Der Veranstalter sucht nun nach einem neuen Veranstaltungsort, hat aber keine große Hoffnung fündig zu werden.

Offiziell sollte die Veranstaltung im neuen Museum für Komische Kunst ("caricatura") stattfinden, das zum Historischen Museum der Stadt gehört. Der Termin wurde am Mittwochabend jedoch offiziell aus Platzgründen abgesagt. Die "Titanic" sieht das anders: "Die Stadt Frankfurt hat kalte Füße bekommen", war am Donnerstag auf der Homepage der Zeitschrift zu lesen. Ehrengast der Frankfurter Buchmesse ist die Türkei.

"Angste sind übertrieben"

"Wir halten die Ängste der Stadt für übertrieben", sagte Chefredakteur Fischer der dpa. Man habe nicht vorgehabt, Karikaturen zu zeigen, die Muslime provozieren könnten. Geplant gewesen sei lediglich eine Lesung mit "Titanic"-Autoren "ohne Turbane oder falsche Bärte". Der Titel habe Tradition, in den Vorjahren habe es zur Buchmesse zum Beispiel einen Adorno-Ähnlichkeitswettbewerb gegeben. In diesem Jahr habe man wegen des Ehrengastes Türkei "den Erfolgsautor Mohammed" als Namensgeber gewählt.

"Unschön und enttäuschend" findet Fischer vor allem den späten Zeitpunkt der Absage: "Name und Konzept waren seit langem bekannt. Aber die Stadt hat wohl das Medienecho unterschätzt." Selbst türkische Zeitungen hatten über die Veranstaltung berichtet.

Keine Protestnoten oder Drohungen

Tatsächlich sei das Museum als Gastgeber in den vergangenen Tagen förmlich "überrannt" worden von Anfragen, berichtete der Leiter des Historischen Museums, Jan Gerchow. "Da haben wir festgestellt, dass das rein räumlich gar nicht geht." Zudem sei die Polizei in einer "Gefährdungseinschätzung" zu der Einsicht gelangt, dass das "Risiko unkalkulierbar" sei. Es seien aber keine Protestnoten von Türken oder gar Attentatsdrohungen eingegangen.

Auch den türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül hatte "Titanic" eingeladen, mitzumachen. Die Kandidaten sollten bei ihrem satirischen Auftritt dann Mohammed möglichst ähnlich sehen und Koransuren vorlesen.

(Ag.)

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