ORF: Unorthodox an die Orthodoxie kommen

„Kreuz & quer“-Doku über den Einfluss von Georgiens Kirche.

Dass man sich für eine Reportage in Georgien selbst den Weg bahnen muss, weiß die ORF-Journalistin Regina Strassegger aus zwanzig Jahren Berufserfahrung: So hat sie schon einmal „aus der Not eine Tugend“ gemacht und ist im LKW einer steirischen Spedition mitgefahren, um eine „interessante Route“ durch den Staat am Schwarzen Meer zu nehmen, wie sie der „Presse“ erzählt.

Am Dienstagabend zeigt der ORF im Rahmen von „kreuz & quer“ ihre Dokumentation „Gott mit uns“: über die Rolle der georgisch-orthodoxen Kirche und ihrer Würdenträger, die großen politischen Einfluss haben – auch auf die Beziehung zwischen Georgien, das Nato-Mitglied werden will, und Russland. Zwischen den beiden Ländern schwelt der Konflikt um die von Georgien abtrünnigen, „unabhängigen“ Regionen Südossetien und Abchasien. Trotz eines Waffenstillstandsabkommens ist die Situation auch in diesen Tagen angespannt.

Georgien gilt gemeinsam mit Armenien als das älteste christliche Land des europäischen Kontinents. Die Kirche nimmt eine wesentliche Rolle ein: Sie gelte als „nationales Rückgrat“ – bezahle aber z.B. keine Steuern, wie Strassegger berichtet. Auch der geschwächte Präsident Michail Saakaschwili sucht die Nähe des Patriarchen. Allerdings: Um als österreichische Journalistin mit bloß fünf Drehtagen an Ort und Stelle Kontakt mit der orthodoxen Kirche aufzunehmen, müsse man unorthodoxe Methoden wählen, erzählt sie: An ein Interview mit Patriarch Ilia II., der sich „als Maler, als Schöngeist“ verstehe, gelangte sie über Erzpriester Alexander, seines Zeichens „Freskomaler“ im Patriarchat. trick

Dienstag, 16.12., „kreuz & quer“: „Moskauer Mächte“ (22.30Uhr) und „Gott mit uns“ (23.25Uhr).

ZU „KREUZ & QUER“

Die ORF-Hauptabteilung Religion ist neben „Kreuz & quer“ u. a. auch für „Orientierung“, „Feierabend“ verantwortlich.

Religionschef Gerhard Klein sieht in „Kreuz & quer“ einen „Gewinner der Programmreform 2007“ von Generaldirektor Wrabetz: Die Sendung steigerte den Eigenproduktionsanteil auf 20 bis 25 halbstündige und rund zehn einstündige Dokus pro Jahr. Dass das „sehr günstig“ passiere (20.000–150.000€/Sendung), komme der Hauptabteilung im Sparjahr 2009 zugute.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2008)

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