Nachruf: Otto Pammer: 1926–2008

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Der "Doyen der österreichischen Filmwelt" und "Seitenblicke"-Erfinder erlag einem Herzversagen. Er wurde 82 Jahre alt.

„Der Otti muss, wie Dorian Gray, irgendwo ein Bild haben, das für ihn altert. Vermutlich auf 35-mm-Film“, scherzte Ex-ORF-Chef Thaddäus Podgorski in einer Laudatio über seinen ehemaligen Weggefährten anlässlich des 65ers von Otto Pammer. Und tatsächlich schien der „alte Fox“, wie Pammer wegen seiner Tätigkeit für 20th Century Fox und deren „Tönende Wochenschau“ auch genannt wurde, unverwüstlich und von nicht enden wollender Energie. Bekannt wurde er als Chronist der Zeitgeschichte: Pammer berichtete als Kameramann unermüdlich von der Ungarn-Revolution 1956. Die von ihm gedrehten Bilder gingen um die Welt – und prägten das Bild vom Ungarn-Aufstand und die Wahrnehmung des Flüchtlingsdramas.

Auf 35 mm: Toni Sailer, Staatsvertrag

Pammer filmte aber auch den Abzug der Alliierten aus Österreich, den ersten Opernball 1956, die Siegesfahrt des Toni Sailer, den Staatsvertrag. Das von Pammer für die „Wochenschau“ gesammelte Material zählt laut Film Archiv Austria zu den wichtigsten Filmbeständen österreichischer Geschichte. Im Oktober übergab Pammer sein gesamtes Archiv dem Filmarchiv, das die Bestände konservieren und veröffentlichen will.

Nach dem Ende der „Wochenschau“ gründete Pammer eine Filmproduktionsfirma, produzierte von 1980 bis 1999 die ORF-Sendung „Seinerzeit“ und erfand für den Öffentlich-Rechtlichen eine seiner erfolgreichsten Sendungen: die „Seitenblicke“ (das war 1988), die 1996 in einer öffentlichen Ausschreibung an die Konkurrenz-Firma Interspot gingen. Pammer wurde unter anderem mit einem Professorentitel und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. In der Nacht auf Montag starb er im Alter von 82 Jahren an Herzversagen. i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2008)

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