Reporter ohne Grenzen: 2008 weltweit 60 Journalisten getötet

(c) AP (Guillermo Arias)
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Die Organisation, die für Pressefreiheit und gegen Zensur eintritt, hat ihre Jahresbilanz veröffentlicht. Der Irak bleibt das gefährlichste Land, auch Online-Redakteure seien Bedrohungen ausgesetzt.

Mindestens 60 Journalisten und ein Medienassistent sind im Jahr 2008 weltweit während oder wegen ihrer Arbeit getötet worden. Dies zeigt die Bilanz 2008 von „Reporter ohne Grenzen", die am Dienstag in Wien und Berlin veröffentlicht wurde. Auch die weiteren Zahlen sind erschreckend: 673 Journalisten wurden im Laufe des Jahres festgenommen, 929 erlitten Gewalt oder wurden bedroht und 29 wurden entführt. Der Irak blieb mit 15 getöteten Journalisten im sechsten Jahr in Folge das unsicherste Land für Medienmitarbeiter. Die meisten Festnahmen unter Journalisten erfolgten wie im vergangenes Jahr in China (30) und Kuba (23), heißt es in dem Bericht weiter.

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Getöteten, denn 2007 kamen noch 86 Journalisten und 20 Medienassistenten ums Leben. Die Bedrohung journalistischer Freiheit durch autoritäre Regimes oder in Spannungsgebieten habe sich aber dennoch durch den Vormarsch der Online-Medien deutlich verschärft, warnte die Organisation. So sei mit dem chinesischen Unternehmer Wei Wenhua erstmals ein Blogger von Polizisten erschlagen worden, der als "Bürgerjournalist" am 7. Jänner einen Zusammenstoß mit Demonstranten in Tianmen in der Provinz Hubei gefilmt hatte. Darüber hinaus wurden weltweit 59 Blogger festgenommen, 45 weitere körperlich angegriffen.

Zensur bei sozialen Online-Netzwerken besonders stark

Außerdem wurden 2008 weltweit 1.740 Webseiten gesperrt oder geschlossen. Die Spitzenstellung nimmt dabei Syrien mit 162 bei zensierten Websites ein, gefolgt von China mit 93 sowie dem Iran mit 38. Besonders allergisch reagierten Behörden in manchen Ländern auf interaktive Webseiten etwa zum Aufbau sozialer Netzwerke, wie Facebook, MySpace etc. In Syrien, Tunesien, der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten seien sogar Ansätze von „Massenzensur" gegen Facebook und Twitter zu beobachten, so die Bilanz der „Reporter ohne Grenzen". Zu den größten Internetfeinden zählt die Organisation allerdings Burma, wo das Militärregime zwei Blogger zu 59 beziehungsweise 20 Jahren Haft verurteilt habe. Vergleichende Zahlen aus dem Vorjahr liegen nicht auf, da die Website-Schließungen 2007 noch nicht erfasst wurden.

Asien gefährlicher als Afrika

Das zweitunsicherste Land nach dem Irak ist Pakistan mit sieben Todesfällen unter Medienmitarbeiter. Eine der Ursachen sind die Kämpfe zwischen militanten Islamisten und den pakistanischen Sicherheitskräften in den Stammesgebieten. Das drittgefährlichste Land für Journalisten sind die Philippinen, wo vor allem politische und kriminelle Gewalt für die sechs Todesopfer verantwortlich war.

In Afrika ist die Todesrate unter den Journalisten von zwölf im Jahr 2007 auf drei in diesem Jahr gesunken. Der Grund dafür ist, dass sich Nachrichtenmedien aus Kriegszonen wie Somalia zunehmend zurückziehen. Im vergangenen Jahr war das ostafrikanische Land noch das weltweit zweitgefährlichste überhaupt für Journalisten. Zudem geben den Angaben zufolge viele heimische Journalisten ihren Beruf auf oder flüchten ins Exil.

Die Bilanz von Reporter ohne Grenzen

In der Bilanz werden nach Angaben von „Reporter ohne Grenzen" ausschließlich Fälle dokumentiert, die eindeutig oder mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Berufsausübung in Verbindung stehen. Fälle, deren Zusammenhang noch nicht geklärt ist oder die anderen Umständen wie etwa Krankheit oder einem Autounfall geschuldet waren, seien nicht in der Statistik aufgeführt.

Die gesamte Bilanz 2008 vono "Reporter ohne Grenzen" kann hier heruntergeladen werden.

(Ag./Red.)

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