Japan: Heile Welt dank alter Leute

Tomoji Tanabe celebrates his 112th birthday at his home in Miyazaki
Tomoji Tanabe celebrates his 112th birthday at his home in Miyazaki(c) EPA (Str)
  • Drucken

Optimisten wussten es schon immer: Die vielen Alten im Land haben auch positive Effekte. Zeitungen profitieren von der alternden Gesellschaft.

Optimisten wussten es schon immer: Die vielen Alten im Land haben auch positive Effekte. Die Senioren sorgen dafür, dass Japans Medienwelt heil und in alter Ordnung bleibt. Die gesamte Printbranche freut sich über treue und konservative Leser – die älteren Bürger blättern nämlich lieber in Papierausgaben als im Internet. Und: Mehr als 22Prozent der etwa 127Millionen Japaner sind über 65.

In einer Zeit, da Druckmedien in Europa und den USA über abtrünnige Abonnenten und Käufer, sinkende Auflagen, Werbeeinnahmen und Gewinne klagen, konnten die fünf großen Qualitätstageszeitungen Japans Leserschaft und Auflage auf extrem hohem Niveau halten. Mit einer Zirkulation von täglich zehn Millionen ist die eher konservative „Yomiuri Shimbun“ die größte Tageszeitung der Welt, gefolgt von der linksliberalen „Asahi Shimbun“ (acht Millionen).

Japaner sind die eifrigsten Zeitungsleser und -käufer der Welt. In Japan werden täglich 624Tageszeitungen pro tausend Erwachsene verkauft – zweieinhalbmal mehr als in den USA. Japaner legen auch Wert auf detaillierte und seriöse Informationen. Boulevardblätter und Tendenzen zur Verflachung der Berichterstattung sind bislang Randerscheinungen oder der Sportpresse vorbehalten.

Inhalte nicht kostenlos im Netz

Während in den USA und Europa Redakteure entlassen werden, halten Japans Verlage ihre Belegschaften und damit ihr Niveau. „Das ist faktisch heiliges Terrain“, konstatiert Megumi Tomita, Direktorin bei der Vereinigung der japanischen Zeitungsverleger und Herausgeber. Ihre Krisenresistenz und Überlebenskunst verdanken Japans Zeitungen aber auch ihrer Verweigerung gegenüber dem Internet. „Wir geben nur 20Prozent unserer Inhalte ins Web“, erklärt Masaki Satsuka von der Verlegervereinigung. Man wolle nicht wie die US-Zeitungen fast die gesamten Inhalte kostenlos ins Netz stellen. „Der Grund ist ganz einfach: Es gibt bislang kein Geschäftsmodell, mit dem man im Netz genügend Gewinn erwirtschaften kann.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.