Liebe zum Frieden - und zu Nobel?

Eine Liebe fuer den Frieden - Bertha von Suttner und Alfred Nobel
Eine Liebe fuer den Frieden - Bertha von Suttner und Alfred NobelORF
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Der Film "Eine Liebe für den Frieden" legt die Beziehung zwischen Bertha von Suttner und Alfred Nobel gar romantisch aus. Am Feiertag im ORF-Hauptabend.

Sie mochten und schätzten einander. So viel ist gewiss. Doch war da wirklich mehr als ein inniger Gedankenaustausch und die gemeinsame Vorliebe für Literatur zwischen der österreichischen Schriftstellerin Bertha von Suttner und dem schwedischen Chemiker und Kriegsprofiteur Alfred Nobel? Regisseur Urs Egger lässt in seinem Fernsehfilm zumindest Raum für Interpretation. Irgendwo zwischen der Realität und dem Theaterstück der argentinisch-deutschen Autorin Esther Vilar reiht sich der Film „Eine Liebe für den Frieden“ ein, der am Montag anlässlich der Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember zu sehen ist.

Birgit Minichmayr spielt die Friedensnobelpreisträgerin diszipliniert und nur zurückhaltend schwärmerisch. Ganz sicher sei sich zunächst nicht gewesen, ob sie die Rolle annehmen sollte, erzählte die Schauspielerin im Interview mit der „Presse“. Auch weil sie der Meinung war, man solle bei dieser Geschichte nicht zu stark in die Fiktion abgleiten. Deshalb sei sie nun „sehr glücklich“ mit dem Endergebnis, in dem auf heiße Liebesszenen verzichtet wird.

Pathos in dezenten Dosen

Dass Bertha von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, und Alfred Nobel einander schon früh begegnet sind und jahrzehntelang Briefe geschrieben haben, ist richtig. Auch dass Suttner zwei kurze Wochen Privatsekretärin von Nobel war und 1905 mit dem ersten Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, der aus seinem Nachlass gestiftet wurde, ist erwiesen. Ob sie sich aber wirklich ein Leben lang nacheinander gesehnt haben, ist ungewiss. Im Film jedenfalls spielt die Sehnsucht eine große Rolle – und wird die Geschichte mit Pathos in dezenten Dosen unterlegt. In der Eröffnungsszene umschreibt Suttner bei der Nobelpreisverleihung ihr Verhältnis zu Nobel so: „Wir waren für einander bestimmt, aber sagen Sie es keinem weiter.“

Der Film ist weniger die Lebensgeschichte der „Friedensbertha“ als das Porträt einer Frau zwischen zwei Männern. Als Gouvernante im Haus des Wiener Freiherrn von Suttner verliebt sie sich in den um neun Jahre jüngeren Sohn Arthur (gespielt von Philipp Hochmair). Die Familie kündigt ihr, vermittelt ihr die Stelle bei Nobel (Sebastian Koch) in Paris. Im Film diskutieren die beiden bei langen Abendessen über Kriegstreiberei und das Wesen der Familie. „Ist es nicht seltsam, dass den Menschen kaum etwas so grandios misslingt wie die Familie“, sagt Nobel. Doch Suttner entgegnet: „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.“ Als hätte sie es gewusst, taucht kurz darauf ihr Geliebter Arthur auf und hält um ihre Hand an. Die beiden, von der Familie verstoßen, leben daraufhin jahrelang unter schwierigen finanziellen Bedingungen im Kaukasus, wo Bertha von Suttner, unter den Eindrücken des Russland-Türkei-Krieges, zu schreiben beginnt. Ihr Einsatz in der Friedensbewegung und ihre Meinungsverschiedenheiten mit Nobel, der als Erfinder des Dynamits ja auch vom Krieg profitierte, werden im Film nur gestreift. Dafür hat die spätere Affäre ihres Mannes mit seiner Nichte Platz, die Bertha laut ihrer Biografin sehr verletzt hat.

Minichmayr gefiel die Idee, das Kriegs-Gedenkjahr 2014 „mit einem Friedensgedanken“ zu beenden. Dass Suttner nur kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs gestorben war, ist für die Schauspielerin kein Zufall. „Der Krieg lag schon in der Luft. Vermutlich hätte es die Botschafterin des Friedens verstört, das noch mitzuerleben.“

Mo, 8.12.: „Eine Liebe für den Frieden“ (20.15 h), „Universum History“ über Bertha von Suttner (22h). ORF 2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2014)

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